Klimaschutz: Was bringt ein Tempolimit?

Ein generelles Tempolimit auf deutschen Autobahnen soll es auch künftig nicht geben. Dabei würde es die Treibhausgas-Emissionen deutlich mindern. Zu diesem Schluss kommt eine Studie des Umweltbundesamts.

Von Jens Voss
Veröffentlicht am 29. Okt. 2021, 09:59 MESZ
Am Tempolimit auf Autobahnen scheiden sich die Geister.

Am Tempolimit auf Autobahnen scheiden sich die Geister.

Foto von AdobeStock

Freie Fahrt für freie Bürger? Die anhaltende Diskussion um ein Tempolimit auf der Autobahn erhitzt die Gemüter. Vor der letzten Bundestagswahl gewann die Debatte erneut an Fahrt. Wie hilfreich sind Geschwindigkeitsbegrenzungen für den Klimaschutz? Einmal mehr lagen sich die politischen Parteien in den Haaren – bis die voraussichtliche Ampel-Koalition dem Tempolimit schließlich eine Absage erteilte.

Unsere europäischen Nachbarn haben der Raserei längst einen Riegel vorgeschoben: Meist gelten maximal 130 km/h, oft sogar noch weniger. Laut VCD Verkehrsclub Deutschland ist die Bundesrepublik weltweit das einzige Industrieland, das kein generelles Tempolimit auf Autobahnen eingeführt hat.

Dabei würde die Mehrheit der Bevölkerung wohl bereit sein, weniger stark aufs Gaspedal drücken. Einer repräsentativen Umfrage der Allianz Direct zufolge sind 71 Prozent der Menschen im Autoland Deutschland für ein allgemeines Tempolimit. Und das offenbar aus gutem Grund.

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So viel Treibhausgas wie bei innerdeutschen Flügen

Denn ein generelles Tempolimit auf Bundesautobahnen könnte die Treibhausgas-Emissionen um bis zu gut fünf Millionen Tonnen pro Jahr verringern. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Studie des Umweltbundesamts (UBA).

Bei Tempo 100 km/h lägen die Einsparungen demnach bei 5,4 Millionen Tonnen. Bei 120 km/h wären es immerhin 2,6 Millionen Tonnen – ungefähr so viel, wie jährlich auf innerdeutschen Flügen anfallen. „Selbst ein Tempolimit von 130 km/h reduziert den Treibhausgas-Ausstoß bereits um 1,9 Millionen Tonnen – und zwar sofort und praktisch ohne Mehrkosten“, erklärt UBA-Präsident Dirk Messner.

Zum Vergleich: Im Jahr 2018 haben Pkw und leichte Nutzfahrzeuge auf deutschen Autobahnen nach Erkenntnis der Studie über 39 Millionen Tonnen Treibhausgase freigesetzt. Eine allgemeine Geschwindigkeitsbeschränkung auf 120 km/h würde diese Emissionen damit um 6,7 Prozent reduzieren. Messner unterstreicht: „Ein generelles Tempolimit auf Autobahnen ist ein sinnvoller Klimaschutzbeitrag.“

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    Tempolimit ist Klimaschutz

    Der Verkehrssektor habe in den letzten Jahrzehnten wenig zum Klimaschutz beigetragen. Hier müsse jede Möglichkeit genutzt werden – erst recht, wenn sie nahezu kostenlos und sofort umsetzbar sei. „Ein Tempolimit auf Autobahnen hilft aber nicht nur dem Klima“, betont Messner. Es senke auch andere Schadstoff-Emissionen sowie Lärm und erhöhe die Verkehrssicherheit.

    Die Berechnungen des UBA basieren auf aktuellen Verbrauchsdaten von Pkw und leichten Nutzfahrzeugen. Zudem wurden Daten der Bundesanstalt für Straßenwesen zu Geschwindigkeiten auf Autobahnen herangezogen.

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