Wie sich Fledermäuse in Berlin wohler fühlen können
In Deutschland leben 25 Fledermausarten, viele von ihnen sind bedroht – eine neue Studie hat untersucht, wie man urbane Räume so gestalten kann, dass Fledermäuse sich dort wohlfühlen.
In Deutschland leben 25 Fledermausarten, acht von ihnen galten 2020 als vom Aussterben bedroht oder stark gefährdet. Eine neue Studie eines Teams des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung (IZW), die in der Fachzeitschrift Environmental Pollution veröffentlicht wurde, zeigt nun, wie sehr Fledermauspopulationen von der Verstädterung betroffen sind – und wie sich die Tiere in Berlin und anderen urbanen Räumen wohler fühlen würden. Sie soll helfen, die Arten in Zukunft besser zu schützen.
Die Veröffentlichung ist das Ergebnis einer Zusammenarbeit der Wissenschaftler mit über 200 sogenannten Citizen Scientists – also Bürgerinnen und Bürgern, die in ihrer Freizeit wissenschaftlich tätig sind. Dazu untersuchten die Wissenschaftler die Ultraschallrufe von fünf Fledermausarten über einen Zeitraum von zwei Jahren. Die Bürgerinnen und Bürger des Citizen Science-Projekts nahmen dazu Ultraschallrufe an 600 Stellen in Berlin auf – bis zu sechs Mal innerhalb der zwei Jahre. Dort, wo Licht war, blieben die Fledermäuse weitgehend fern – sogar Arten, die bisher als eher lichttolerant galten.
Verdrängung durch Lichtverschmutzung
Bereits kleine Mengen an künstlichem Licht haben einen Effekt auf die Anzahl der Tiere, die sich an diesem Ort aufhalten. Dort, wo Laternen oder andere Beleuchtungen die Wege erhellen, ist für die kleinen fliegenden Säugetiere kein Platz mehr. Besonders auffällig ist der Effekt des künstlichen Lichtes auf Mückenfledermäuse und Mausohren – Mückenfledermäuse beispielsweise hielten sich bereits bei einer mittleren Beleuchtungsstärke verstärkt dem urbanen Raum fern. Beide Arten kommen sonst in Deutschland noch häufig vor.
Auch das Fehlen von Vegetation und Bedachungen, unter denen die Fledermäuse Schutz suchen können, hat einen Effekt auf die Anzahl der Tiere, die sich an einem Ort aufhalten. Fledermausarten, die ihre Nahrung entlang von Vegetationsrändern suchen, werden besonders vom Mangel an Baumreihen oder offenen Gewässern eingeschränkt.
Chancen durch bessere Städteplanung
Die Studie aus Leipzig identifiziert vier Hauptmerkmale, die in der zukünftigen Städteplanung beachtet werden sollten, um Fledermauspopulationen zu schützen und den Artenschutz zu priorisieren: weniger künstliches Licht, mehr Vegetation, mehr offene Gewässer und eine bessere Verbindung zwischen Orten, an denen die ersten drei Faktoren erfüllt sind. Städte brauchen also ununterbrochene Vegetation und Biotope anstelle von vereinzelten Bäumen. Zusätzlich sollten Dunkelkorridore wie beispielsweise Gehölzstreifen oder Baumreihen geschaffen werden. Mit etwas Mühe können urbane Räume Fledermäusen so in Zukunft eine bessere Heimat bieten.