Gerodet für EU-Konsum: Fast 1.000 Fußballfelder Waldfläche täglich

Für unseren Konsum muss Regenwald weichen - vor allem in Ländern wie Brasilien und Bolivien. Die EU zählt zu den Hauptverantwortlichen der weltweiten Entwaldung.

Foto von AdobeStock
Von Lisa Lamm
Veröffentlicht am 3. Feb. 2022, 12:52 MEZ

Der Kaffee am Morgen, das Palmöl im Brotaufstrich, die Schokolade im Keks: Was wir hier genießen, sorgt anderswo für Zerstörung. Denn der Konsum von Gütern wie Kaffee, Kakao und Fleisch in den EU-Ländern trägt gravierend zur weltweiten Zerstörung von Ökosystemen bei.   

Alle 90 Sekunden wird für den Import solcher Waren in die EU die Fläche eines Fußballfeldes gerodet. Alle 80 Tage verschwindet somit eine Waldfläche, die größer ist als der Bodensee, vor allem in Ländern in Südamerika und Südostasien. 

Mit einer Installation im Berliner Hans-Zoschke-Stadion hat das Bündnis #Together4Forests, eine Gemeinschaft aus verschiedenen Nichtregierungsorganisationen wie dem WWF und Greenpeace, im Februar auf diese erschreckend hohe Zahl hingewiesen und ein Ende der Rodungen gefordert.

Die EU als Naturzerstörer

Wenn es um die globale Waldzerstörung geht, belegt die Europäische Union weltweit einen traurigen zweiten Platz. „16 Prozent der globalen Tropenholznutzung und Naturzerstörung gehen auf das Konto der EU“, so der WWF. Innerhalb der EU ist Deutschland die Nummer Eins unter den Waldzerstörern.

Bereits am 17. November des vergangenen Jahres hat die EU-Kommission deshalb einen Gesetzesentwurf zum Stopp des EU-Beitrags zur globalen Entwaldung veröffentlicht. Das Gesetz soll helfen, die Naturzerstörung entlang der Lieferketten zu unterbinden und Unternehmen, die die Rodung von Wäldern unterstützen, zur Verantwortung zu ziehen.

Allerdings bemängeln Umweltverbände wie das Bündnis #Together4Forests seit der Veröffentlichung des Entwurfs auch dessen Schwächen. Beispielsweise würden Rohstoffe wie Mais, Zuckerrohr oder Kautschuk im Lieferkettengesetz nicht berücksichtigt. Dasselbe gilt für holzbasierte Rohstoffe und Produkte. Der WWF fordert außerdem eine klare Linie gegen Menschenrechtsverletzungen im Zusammenhang mit Waldrodungen: „Die Gesetzgebung muss eindeutige Bestimmungen zum Schutz der Rechte indigener Völker und lokaler Gemeinschaften […] enthalten.“

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    Gefahr des Verlagerungseffektes

    Susanne Winter, Programmleiterin Wald beim WWF, warnt außerdem vor einer Verlagerung der Rodungsaktivitäten. Denn ob andere wertvolle Ökosysteme wie Savannen, Grasland oder Feuchtgebiete – also Flächen mit geringer oder gar keiner Bewaldung – ebenfalls durch das Gesetz geschützt werden, will die EU-Kommission erst zwei Jahre nach Inkrafttreten prüfen. „Statt eines Fußballfeldes an Wald könnte dann alle 90 Sekunden ein Fußballfeld an Savanne, Grasland oder Moor zerstört werden“, so Winter in einer Pressemitteilung.

    Mit EU-weiten Aktionen wie der Installation in Berlin will #Together4Forests daher die Minister der einzelnen Länder dazu anregen, den Gesetzesentwurf zu verschärfen: „Wir fordern weltweite Schutzmaßnahmen der EU für Wälder, andere Ökosysteme und Menschenrechte.“

    Auch Susanne Winter hofft auf Nachschärfung: „Ein EU-Gesetz mit Schlupflöchern in dieser Dimension ist [mit dem Klimaschutz] nicht vereinbar", sagt sie.

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