„Das ist unser Land“: Wie die Cofán in Ecuador erfolgreich ihr Land verteidigen
Die Cofán in Ecuador haben Wege gefunden, ihr Land zu beschützen. Wird sich der Erfolg fortsetzen? Hugo Lucitante erzählt.
Auf dem von den Cofán verwalteten Land schlängelt sich der Bermeja-Fluss um einen Flickenteppich verschmutzter offener Gruben, die von Unbefugten angelegt wurden, die dieses angestammte Land für den illegalen Goldabbau ausbeuten.
Als wir Cofán unsere Arbeit als vom ecuadorianischen Staat anerkannte Ranger aufnahmen, trugen wir keine Waffen. Allenfalls Macheten, aber die waren zum Schneiden von Buschwerk. Unsere Waldhüter hatten GPS-Geräte, Rucksäcke mit Proviant und Erste-Hilfe-Kästen für lange Nächte im Freien. Fünfköpfige Teams waren jeweils einen Monat unterwegs, nachdem sie im Umgang mit Holzfällern, Wilderern, Goldsuchern und Drogenkurieren geschult worden waren. Als Volk nennen wir uns A’i, unsere Sprache ist A’ingae.
Wir sind etwa 1500 Cofán in Ecuador, ein paar Hundert weitere leben jenseits der Grenze in Kolumbien. Viele unserer Wächter mussten erst Spanisch lernen, um illegale Eindringlinge warnen zu können: „Dies ist das Land der Cofán; es ist unseres, nicht eures.“ Die Wächter waren befugt, bei drohender Gefahr das Militär zu Hilfe zu rufen. Aber das brauchte es in der Regel nicht. Unsere bloße Anwesenheit reichte aus. Sie überzeugte die meisten Eindringlinge, die Wälder zu verlassen, die die ecuadorianische Regierung offiziell als von den Cofán verwaltetes Gebiet ausgewiesen hatte.
Die Vereinigung einer Nation
Dies war bereits auf Druck der A’i-Führer aus der Generation meines Vaters geschehen. Diese Wälder bedecken fast eine halbe Million Hektar in Ecuador, vom Amazonastiefland bis zum Fuß der Anden. Als unser Schutzprogramm zwischen 2003 und 2013 auf Hochtouren lief, war es nachweislich erfolgreich. Satellitenbilder zeigen, dass unsere Wälder robust und intakt blieben, während das übrige Land mit einer der höchsten Raten des südamerikanischen Kontinents an Wald verlor. Es kamen Cofán von weither zusammen. Ich sehe das rückblickend als die Vereinigung einer Nation: A’i aus den Bergen und A’i aus dem Tiefland, die miteinander Handel treiben und ihr Wissen erweitern.
Hätte ich die Möglichkeit gehabt, wäre ich sicher selbst Waldhüter geworden. Aber meine Gemeinschaft traf eine andere, radikale Entscheidung. Wie bei vielen indigenen Gemeinschaften ist auch unsere Geschichte geprägt von trotziger Anpassung, um gemeinschaftlich überleben zu können. Das abgelegene Dorf, in dem ich die ersten Jahre meines Lebens verbracht habe, existiert nur, weil in den Achtzigern ein Dutzend Familien ihre ursprüngliche Siedlung verlassen hatten, darunter meine Eltern. Der Fluss dort wurde zunehmend durch Öl verschmutzt. Die neue Siedlung hieß Zábalo, nach dem kleinen, sauberen Fluss in der Nähe.
Eine radikale Entscheidung
Als ich zehn Jahre alt war, ein Junge, der noch nie einen Bürgersteig, geschweige denn ein Flugzeug gesehen hatte, beschlossen die Ältesten und meine Eltern, mich in die USA zu schicken. In der Obhut eines Amerikaners verließ ich unser Dorf in Richtung Seattle, wo ich in die vierte Klasse kam. In den USA sollte ich eine vollständige Ausbildung erhalten. Die Ältesten hofften, dass ich in den Sommern zu Hause zu einer Führungspersönlichkeit heranreifen würde, die andere Kulturen kannte und mehrere Sprachen fließend beherrschte.
Ich schloss die Highschool in Seattle ab, ging auf die Brown University und nahm an einem Graduiertenprogramm an der University of Texas in San Antonio teil. Das Aufwachsen in verschiedenen Welten war mein Leben; manchmal hart und einsam, aber weniger erschütternd, als es klingt. Ich hatte Menschen in den USA, die mich liebten und sich um mich kümmerten. Meine Familie begrüßte mich stets mit offenen Armen, wenn ich nach Zábalo kam. Heute, mit 37 Jahren, bin ich endlich ins Cofán-Gebiet zurückgekehrt. Mit meiner Frau Sadie und unserer Tochter baue ich ein Haus und schließe meine Doktorarbeit in Anthropologie ab. Ich arbeite auf Englisch, Spanisch und A’ingae. Ich träume in allen drei Sprachen.
Cover National Geographic 9/24
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