Gewaltiger Staubsturm bedroht Mars-Rover

Opportunity hat sich in ein Tal geflüchtet, um dort den Sturm vorüberziehen zu lassen, der den Mars in Dunkelheit hüllen könnte.

Von National Geographic
Veröffentlicht am 14. Juni 2018, 16:21 MESZ
Im Januar 2004 landeten die beiden Rover Spirit und Opportunity auf entgegengesetzten Seiten des Mars und begannen mit ihrer Erkundung. Seit ihrer Landung haben sie mehr als 100.000 hochauflösende Farbbilder von der Oberfläche des Roten Planeten zur Erde gesendet.
Foto von NASA, Jpl

Im Januar 2004 landeten die NASA-Rover Spirit und Opportunity auf dem Mars. Ihre Mission: 90 Tage lang so viele wissenschaftliche Daten wie möglich sammeln, bevor die rauen Bedingungen auf der Oberfläche sie außer Gefecht setzen würden. Aber die zwei Rover übertrafen alle Erwartungen. Spirit hielt sich mehr als sieben Jahre lang auf den Rädern, und Opportunity ist nach fast 15 Jahren noch immer unterwegs. Der Rover-Methusalem hat Forscher im Laufe der Jahre mit vielen wertvollen Daten über eine potenzielle Bewohnbarkeit des Mars versorgt.

Aber nun sieht er sich einer ernstzunehmenden Bedrohung gegenüber. Derzeit ist eer im Perseverance Valley in Deckung gegangen, um einen der heftigsten Staubstürme abzuwarten, der auf dem Roten Planeten je beobachtet wurde.

„Wir sollten in der Lage sein, den Sturm heil zu überstehen“, sagt John Callas, der Projektmanager für die Mars Exploration Rover der NASA, am Mittwoch auf einer Pressekonferenz. „Wir machen uns zwar Sorgen, aber haben die Hoffnung, dass sich der Sturm legen und der Rover mit uns kommunizieren wird.“

Seit der Mars Reconnaissance Orbiter den Sturm am 30. Mai entdeckt hat, hat dieser genug Staub aufgewirbelt, um ein Viertel der Marsoberfläche damit zu bedecken. Ein Bereich von der Größe der USA ist mittlerweile in so viel Staub gehüllt, dass die Marstage dort eher im Zwielicht vergehen – oder gar noch dunkler sind.

„Das ist ein ziemlich ungewöhnlicher Sturm“, sagt Bruce Cantor, ein Wissenschaftler von Malin Space Science Systems, der als Autorität auf dem Gebiet des Marswetters gilt. „Dieser [Sturm] trat einen ganzen Monat eher als die frühesten bekannten Stürme auf dieser Sturmbahn auf.“

Cantor zufolge wird der Sturm in den nächsten Tagen wohl noch an Intensität zunehmen und vermutlich die erste globale Staubwolke seit 2007 auf dem Mars erzeugen. Derartige Wolken können bis zu 99 Prozent des einfallenden Sonnenlichts blockieren.

Diese Bildreihe zeigt einen simulierten Blick auf den staubbedeckten Marshimmel aus der Sicht des Rovers Opportunity. Je dichter die Staubwolke, desto stärker wird die Sonne verdeckt.
Foto von NASA, JPL Cal-tech, TAMU

Für Opportunity sind das schlechte Neuigkeiten. Im Gegensatz zu seinem atombetriebenen Nachfolger Curiosity läuft Opportunity fast vollständig mit Solarenergie. Seit Sonntag konnte der Rover nur noch magere 22 Wattstunden aus seinen Solarpaneelen ziehen – weniger als vier Prozent dessen, was er normalerweise erzeugt.

Die NASA stellte den wissenschaftlichen Betrieb des Rovers am 8. Juni ein, als sich der Sturm verschlimmerte. Der letzte Kontakt mit Mission Control erfolgte am Morgen des 12. Juni. Forscher vermuten, dass er Rover autonom in einen Ruhezustand gewechselt ist, bei dem nur noch die Missionsuhr weiterläuft.

ÜBERLEBENSCHANCEN

Es ist zwar der erste Sturm, der die Kommunikation zwischen Erde und Opportunity unterbrochen hat, aber die Gerüchte über den „Tod“ des Rovers könnten verfrüht sein. Die Temperaturschwankungen zwischen den Marstagen und -nächten könnten zwar die Elektronik des Rovers strapazieren, allerdings ist es unwahrscheinlich, dass die eisige Kälte des Planeten ihn zerstört. Die Staubwolken sorgen sogar dafür, dass sich die Oberfläche nicht allzu sehr abkühlt. Außerdem beginnt der Marssommer gerade.

In einer Pressekonferenz erzählte Callas, dass die Temperaturen voraussichtlich nicht auf unter -36 °C fallen werden – also deutlich wärmer als die minimale Betriebstemperatur von Opportunity, die bei - 55 °C liegt. Außerdem betonte er,  dass man Notfallpläne hätte, falls die Energieversorgung so weit absinkt, dass die Missionsuhr sich zeitweise abschaltet.

Es ist nicht der erste Staubsturm, den Opportunity überstanden hat. Dem letzten trotzte der Rover 2007. Laut Mike Seibert, der Opportunity früher steuerte, beschädigte dieser Sturm eines der wissenschaftlichen Instrumente an Bord, beeinträchtigte das Fahrzeug aber ansonsten nicht. Er hofft, dass der Rover sich nun nicht mehr als ein paar kleine Beulen zuziehen wird.

„Solange der Rover während des Sturms noch eine gewisse elektrische Aktivität aufweist, wird es zwar nicht einfach, aber ich bin zuversichtlich, dass das Team den Rover wiederherstellt und genau da weitermacht, wo es aufgehört hat“, sagt er.

Cantor und Seibert warnen aber schon mal vor, dass es Wochen oder gar Monate dauern kann, den Kontakt zu Opportunity wiederherzustellen – je nachdem, wie lange die globale Staubwolke sich hält. In der Zwischenzeit entsenden Fans und Unterstützer „Oppy“ weiterhin die besten Wünsche und halten die Daumen gedrückt.

„Irgendwie kann sich jeder vorstellen, selbst im Rover zu sitzen. Wenn es also hart auf hart kommt, gibt es immer sehr viel Unterstützung“, sagt Seibert. „Nach 14,5 Jahren auf der Oberfläche ist er für alle [Beteiligten] einfach ein Teil ihres Lebens geworden.“

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