Die besten Stätten des Altertums für Sternegucker

Der Nachthimmel hatte für unsere Vorfahren eine besondere Bedeutung. An vielen alten Stätten ist diese Beziehung noch heute nachvollziehbar.

Von Babak A. Tafreshi
Veröffentlicht am 9. Juli 2018, 15:07 MESZ
Die Milchstraße und das Licht der Stadt Kalambaka erstrahlen hinter den Metéora-Klöstern in Griechenland.
Die Milchstraße und das Licht der Stadt Kalambaka erstrahlen hinter den Metéora-Klöstern in Griechenland.
Foto von Babak Tafreshi, Twan, National Geographic

Der Nachthimmel ist eine Zeitmaschine – genau wie die Archäologie. In der relativ jungen Wissenschaft der Archäoastronomie beschäftigen sich Forscher mit archäologischen Stätten in Relation zum Himmel. Die funkelnden Sterne und Planeten sowie Sonne und Mond dienten unseren Vorfahren als zeitliche Orientierungspunkte, um ihren rituellen und landwirtschaftlichen Kalender zu planen.

Viele berühmte Stätten alter Sternegucker – zum Beispiel Stonehenge im Vereinigten Königreich, Chichén Itzá in Mexiko oder die mesopotamischen Zikkurats im Mittleren Osten – sind heutzutage nachts nicht für Öffentlichkeit zugänglich oder bieten einen Blick auf einen eher kläglichen Nachthimmel, dessen Sterne von der urbanen Lichtverschmutzung getrübt werden. Aber es gibt auch noch einige Orte, an denen sich alte Stätten und ein eindrucksvoller Sternenhimmel erkunden lassen.

CHACO CANYON, NEW MEXICO

Die Kiva Casa Rinconada im Chaco Culture National Historical Park wird vom Licht des Mondes erhellt.
Foto von Stan Honda

Der gesamte Chaco Culture National Historical Park ist ein Internationaler Dark-Sky Park. In dem Lichtschutzgebiet gibt es keine Lichtverschmutzung, sodass der Blick auf die Sterne des Nachthimmels ungetrübt ist. Der Park wartet außerdem mit einem öffentlichen Observatorium auf und veranstaltet ein Astronomiefest sowie Events zum gemeinschaftlichen Sternegucken. Dabei wird vor allem auch Bezug zu der einheimischen Pueblo-Kultur und ihrer Beziehung zum Nachthimmel hergestellt. Gewisse Elemente der Kiva Casa Rinconada, einem kreisrunden Zeremonial- und Versammlungsraum, könnten auch einen Bezug zum Kalender aufweisen. Im Park befindet sich außerdem das berühmte Piktogramm, das einen Mond, eine Hand und einen Stern zeigt und die Konstellation des Sichelmondes und der Supernova zeigen könnte, die im Jahr 1054 zu sehen war.

DER CROMLECH VON ALMENDRES, PORTUGAL

BELIEBT

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    Einer der größten Steinkreise Europas stammt aus dem 6. Jahrtausend v. Chr. und befindet sich in der Nähe der portugiesischen Stadt Évora, die zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört. Auch der Dark-Sky Park von Alquava ist nicht weit entfernt. Der Cromlech besteht aus fast 100 Menhiren, die in Form einer Acht angeordnet sind. Einige von ihnen weisen kleine Einkerbungen oder eingeritzte Bilder auf. Ein einzelner, etwa dreieinhalb Meter großer Menhir, der mehrere Hundert Meter entfernt steht, könnte zusammen mit dem Cromlech auf den Sonnenauf oder –untergang einer Sonnenwende ausgerichtet sein. Auch der Cromlech von Xerez befindet sich in der Nähe.

    METEORA, GRIECHENLAND

    Die Milchstraße und das Licht der Stadt Kalambaka erstrahlen hinter den Metéora-Klöstern in Griechenland.
    Foto von Babak Tafreshi, Twan, National Geographic

    Es könnte eine Szene aus einem Science-Fiction-Werk sein: Abgeschiedene Klöster auf den Gipfeln riesiger natürlicher Steinsäulen. Der Name ist bei Meteora Programm, denn das Wort leitet sich von meteorizo ab, was „in die Höhe heben bedeutet“. Die Stätten befinden sich nahe der Stadt Kalambaka und ermöglichen es Besuchern, den Sternenhimmel so zu erleben, wie es dort seit dem 11. Jahrhundert Tausende von Mönchen getan haben.

    SIBILOI-NATIONALPARK, KENIA

    Die südliche Milchstraße, die Große Magellansche Wolke und der Carinanebel (die rötliche Wolke am Horizont) vom Sibiloi-Nationalpark in Kenia aus gesehen.
    Foto von Babak Tafreshi, National Geographic

    Die Reise zum Turkana-See im Norden Kenias lohnt sich nicht nur für den spektakulären Blick auf die Sterne. Er befindet sich in einer der Wiegen der Menschheit und ist der Fundort einiger berühmter Fossilien unserer Vorfahren, die teils bis zu 3,5 Millionen Jahre alt sind.

    ALAMUT, IRAN

    Ein Meteor zieht am Himmel eine leuchtende Spur hinter sich her und scheint geradewegs in die Milchstraße zu fallen. Die Bergfestung Alamut im Elburs-Gebirge wurde im 9. Jahrhundert auf einem besonders markanten Felsen in der Region Dailam errichtet
    Foto von Babak Tafreshi, National Geographic

    Die mysteriöse Stätte der Nizariten im Elburs-Gebirge wird derzeit noch immer ausgegraben. Die Festung verfügte über eine einzigartige Bibliothek, die zahlreiche Gelehrte anlockte. Einer von ihnen war Nasīr ad-Dīn at-Tūsī, der schon zu Lebzeiten als der wichtigste Astronom seiner Zeit galt. Der Nachthimmel über Alamut ist auch heute noch so sternenklar und funkelnd wie im 13. Jahrhundert, als Tūsī ihn erkundete.

    Uluṟu-Kata-Tjuṯa-Nationalpark, Australien

    Die Farben des Sonnenuntergangs hängen noch am Himmel, als die ersten Sterne über dem Uluṟu-Kata-Tjuṯa-Nationalpark in Australien aufgehen.
    Foto von Babak Tafreshi

    Fast im Zentrum Australiens befindet sich das markanteste Landschaftsmerkmal des Kontinents – und jenes, das in der Kultur der Aborigines als Heiligtum gilt. Am Uluru (oder Ayers Rock) finden sich alte Felsenzeichnungen der Ureinwohner, die Geschichten über die Schaffung des Himmels und der Erde erzählen. Die Parkbesucher im australischen Outback können den südlichen Sternenhimmel in seiner ganzen Pracht bewundern. Der Campingplatz und das Resort bieten Programme zum gemeinschaftlichen Sternegucken an.

    OWENS VALLEY, KALIFORNIEN, USA

    Der Stern Deneb im Sternbild Schwan und der Nordamerikanebel leuchten in der Milchstraße über den alten Petroglyphen der amerikanischen Ureinwohner im Owens Valley, Kalifornien.
    Foto von Babak Tafreshi

    Die zahlreichen Petroglyphen-Stätten nahe der kalifornischen Stadt Bishop auf dem Vulkanplateau zwischen den White Mountains und den Sierras ähneln einem Freilichtmuseum, das in mondlosen Nächten unter einem gewaltigen Sternenmeer liegt. Die Felsbildkunst birgt nach wie vor viele Geheimnisse. Bei manchen der Zeichen könnte es sich um Jagdmagie handeln, während andere mit dem Himmel in Verbindung stehen.

    ZORAKARER, ARMENIEN

    Sirius und die Sterne des Orion leuchten über den Steinen des Gräberfeldes Zorakarer in Armenien.
    Foto von Babak Tafreshi, National Geographic

    Am Südrand des Kaukasus befindet sich nahe der Stadt Sissian ein weites Gräberfeld aus der Mittelbronzezeit. Die 223 markanten Steine, die teils bis zu zehn Tonnen wiegen, verteilen sich auf einer Fläche von etwa sieben Hektar. In manchen von ihnen befindet sich ein kreisrundes Loch.

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