Asteroid in unserer Umlaufbahn: Größter Erdtrojaner entdeckt

Astronomen haben einen bislang unbekannten Asteroiden erforscht. Er ist erst der zweite bekannte Trojaner der Erde – und hat einen Durchmesser von über einem Kilometer.

Astronomen haben den Asteroiden 2020 XL5 an einem der Erde vorausgehenden Punkt auf ihrer Umlaufbahn als Trojaner identifiziert. (Symbolbild)

Foto von AdobeStock
Von Lisa Lamm
Veröffentlicht am 2. Feb. 2022, 14:33 MEZ

Planeten sind auf ihrer Bahn um die Sonne nicht alleine: Die meisten von ihnen werden von sogenannten Trojanern begleitet – Asteroiden, die sich auf der gleichen Umlaufbahn um die Sonne befinden, wie ein Planet. Entweder folgen sie ihm, oder eilen ihm voraus.  Während der erste Jupitertrojaner bereits 1906 von Max Wolf entdeckt wurde, kam es erst 2011 zu der ersten Identifikation eines Erdtrojaners – Asteroid 2010 TK7.

Die Existenz des zweiten, größeren Erdtrojaners haben Astronomen nun in einer neuen Studie, die in dem Fachmagazin Nature Communications erschien, verkündet. Der Lichtpunkt 2020 XL5, der bereits 2020 vom Teleskop-System Pan-STARRS1 entdeckt wurde, „wird mindestens die nächsten 4000 Jahre ein Erdtrojaner bleiben“, so die Autoren. Mit einem Durchmesser von ungefähr 1,18 Kilometern ist er mehr als drei Mal so groß wie der erste entdeckte Erdtrojaner, der einen Durchmesser von ungefähr 0,3 Kilometern hat.

Trojaner: Begleiter der Planeten

Trojaner befinden sich innerhalb eines Planet-Sonne-Systems auf den Lagrange-Punkten 4 und 5. An Lagrange-Punkten ist die Anziehungskraft von Planet und Sonne ausgeglichen, Punkt L4 und L5 sind darüber hinaus stabil. Das heißt, an ihnen können sich Objekte wie Asteroiden dauerhaft aufhalten. Diese Punkte befinden sich 60 Grad vor (L4) oder hinter (L5) dem jeweiligen Planeten, zu dem sie gehören. 

Wie bereits der erste Erdtrojaner 2010 TK7 wurde der größere 2020 XL5 auf dem Lagrange-Punkt 4 der Erde entdeckt – und eilt ihr auf ihrer Umlaufbahn somit voraus. „Der Grund für die geringe Entdeckungsrate von Erdtrojanern liegt in der ungünstigen geometrischen Lage der Objekte“, schreiben die Autoren der Studie. Nur kurz vor Sonnenaufgang und nach Sonnenuntergang können Teleskope von der Erde aus den Bereich der Punkte erfassen, ohne dass die Helligkeit der Sonne die Sicht zu sehr beeinträchtigt.

Ursprung des Erdtrojaners

Sowohl 2020 XL5 als auch der erste Erdtrojaner 2010 TK7 werden die Erde nicht dauerhaft begleiten. „Beide Asteroiden sind vorübergehende Erdtrojaner, es hat sich gezeigt, dass ihre Stabilität um den Punkt L4 eine Spanne von einigen Tausenden Jahren umfasst“, so die Autoren. Mögliche ursprüngliche Erdtrojaner, die Überbleibsel der Formationsperiode der Erde wären, seien sie somit nicht.

3D-Flug durch den Orionnebel
Dies ist eine 3D-Visualisierung des Orionnebels. Spezialisten der NASA haben Aufnahmen von sichtbarem und Infrarotlicht von den Weltraumteleskopen Hubble und Spitzer kombiniert, um diesen animierten Durchflug zu erstellen.

Aber selbst wenn die bisher entdeckten Erdtrojaner keine Schlüsse über die Entstehung der Erde liefern können – ihre Existenz bedeutet laut den Autoren der Studie vor allem Eines: Um L4 und L5 gibt es noch weitere Erdtrojaner. „Durch weitere Beobachtungen dieser Regionen können wir die Population der Erdtrojaner noch weiter eingrenzen und so vielleicht auch ursprüngliche Vertreter finden.“ 

Außerdem hoffen die Forschenden darauf, noch weitere Erdtrojaner zu finden, die L4 und L5 noch stabiler umkreisen: „Diese Objekte wären ideale Ziele für Raumfahrtmissionen.“ Erst 2021 startete die Raumfahrtmission Lucy, die die trojanischen Asteroiden des Jupiter erforschen soll.

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