Cannabis: Wie sich der Konsum auf die Fruchtbarkeit auswirkt

Medizinisches Cannabis kann seit fünf Jahren in Ausnahmefällen von deutschen Ärzten verschrieben werden. Welche Nebenwirkungen der Konsum von THC für die Fruchtbarkeit haben kann, zeigt eine neue Studie.

Der medizinische Einsatz von Cannabis ist in Deutschland bereits seit Anfang 2017 möglich. Doch wirkt sich ein übermäßiger Konsum negativ auf die Fruchtbarkeit aus?

Foto von AdobeStock
Von Katarina Fischer
Veröffentlicht am 4. Feb. 2022, 12:50 MEZ

Während in Deutschland die Debatte über die Legalisierung von Cannabis als Genussmittel noch in vollem Gange ist, ist der medizinische Einsatz der Substanz hierzulande bereits seit Anfang 2017 zugelassen. 

Welche Folgen eine Behandlung mit natürlichem Cannabis auf die Fruchtbarkeit von männlichen Rhesusaffen haben kann, wurde nun von klinischen Wissenschaftlern der Oregon Health & Science University (OHSU) in Portland genauer untersucht. Die Ergebnisse ihrer Forschung veröffentlichten sie in einer Studie, die in der Fachzeitschrift Fertility & Sterility erschienen ist. Diese zeigt, dass Cannabis sich bei steigender Dosierung und Einnahme über einen langen Zeitraum deutlich negativ auf die Reproduktionsfähigkeit auswirkt.

Erheblich negative Auswirkungen

Um die Wirkung des psychoaktiven Cannabinoids Delta-9-Tetrahydrocannabinol (THC) zu testen, verabreichte das Studienteam unter der Leitung des Urologen Jason Hedges einer Gruppe von Rhesusaffenmännchen den Wirkstoff oral. Vor Versuchsbeginn nahmen die Forschenden Spermaproben der Tiere, die alle im fortpflanzungsfähigen Alter waren, bereits Nachwuchs gezeugt hatten und nie zuvor mit Cannabis in Kontakt gekommen waren. Die verabreichte Dosis orientierte sich im Verhältnis an der gängigen Abgabe an menschliche Patienten und wurde alle 70 Tage erhöht, wie es auch beim Einsatz in der Humanmedizin die Regel ist. Nach sieben Monaten wurden erneut Spermaproben genommen.

„Unsere Analyse hat ergeben, dass der Konsum von THC erhebliche negative Auswirkungen auf die Fortpflanzungshormone der Tiere hatte“, erklärt Jamie Lo, Hauptautorin der Studie und Professorin für Geburtshilfe und Gynäkologie an der OHSU. „Wir haben sowohl ein Abfallen des Testosteronspiegels als auch eine deutliche Abnahme der Hodengröße festgestellt.“ Teilweise seien diesen um mehr als 50 Prozent geschrumpft. 

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    Effekte beim Menschen noch offen

    „Mit steigender Dosierung verstärkte sich der Effekt“, sagt Lo, die im August 2021 bereits an einer ähnlichen Studie mitgearbeitet hat, bei der die Wirkung von THC auf die Fruchtbarkeit weiblicher Rhesusaffen untersucht wurde. Die Beobachtungen dieser und der neuen Studie decken sich: Nach der Behandlung mit Cannabis wurden bei den untersuchten weiblichen Tieren ovulatorische Funktionsstörungen festgestellt, die die Fruchtbarkeit negativ beeinflussen.

    Ob die Erkenntnisse aus der Studie sich auch auf den Menschen übertragen lassen und ob sich die Effekte einer andauernden, hoch dosierten Einnahme von THC nach Beendigung der Einnahme wieder zurückbilden, muss noch erforscht werden. Ebenso unklar ist, ob auch der gelegentliche genussmäßige Cannabiskonsum sich auf die Fruchtbarkeit auswirkt – und ob dieser Aspekt in der Legalisierungsdebatte eine Rolle spielen wird.

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