Hypnic Jerk: Warum wir uns beim Einschlafen wach zucken

Fast jeder kennt das plötzliche Gefühl des Fallens beim Einschlafen und die damit einhergehenden Muskelzuckungen. Wie kommt es zu dem Phänomen?

Ob von der Treppe, dem Rand eines Abgrundes oder einer Klippe – das Gefühl, beim Einschlafen plötzlich zu fallen, kennen viele Menschen. Und auch die Zuckungen, die einen gleichzeitig aus dem Schlaf reißen.

Foto von EpicStockMedia / Adobe Stock
Von Lisa Lamm
Veröffentlicht am 3. Juni 2024, 10:09 MESZ

Ein Sturz aus dem Fenster, das Stolpern über eine Treppenstufe oder ein kleiner Schubser: Fast 70 Prozent aller Menschen kennen das Gefühl, beim Einschlafen plötzlich zu fallen – und durch plötzliches Zucken der Muskeln wieder aufzuwachen. Das Phänomen nennt sich Hypnic Jerk, zu Deutsch „Einschlafzuckung“, und bedeutet in den allermeisten Fällen keine Gefahr für die Betroffenen. Oft wird es aber als störend empfunden.

Wie die Zuckungen entstehen und was man gegen ihr häufiges Auftreten unternehmen kann.

Was sind Hypnic Jerks?

Die Bezeichnung Hypnic Jerk kommt von dem altgriechischen Begriff „Hypnagogie“, der den Bewusstseinszustand beim Einschlafen beschreibt und dem englischen Wort für Zuckung: „jerk“. Gemeint sind damit spontane Muskelkontraktionen, die einzelne isolierte Muskeln oder ganze Muskelgruppen betreffen können. Laut einer Studie aus dem Jahr 2016 treten die Hypnic Jerks meist sporadisch auf und betreffen „alle Altersgruppen und beide Geschlechter mit einem Vorkommenshäufigkeit zwischen 60 und 70 Prozent der Allgemeinbevölkerung.“ 

Wie die spontanen Muskelkontraktionen ausgelöst werden, ist noch nicht vollständig erforscht. Vermutlich ist der Grund aber eine plötzliche Aktivierung des motorischen Zentrums im Gehirn, das das Entspannen der Muskeln fälschlich als Fallen interpretiert. Um den Körper vor dem vermeintlich folgenden Aufprall zu schützen, ziehen sich die Muskeln zusammen. Möglich ist aber auch, dass Hypnic Jerks eine Reaktion auf die traumähnlichen Bilder sind, die oft gemeinsam mit oder kurz vor den Zuckungen auftreten und ein Fallen oder Stolpern suggerieren, vor dem der Körper sich schützen muss.

Auch die Frage, warum die Zuckungen bei einigen Menschen auftreten, bei anderen aber nicht, kann noch nicht vollständig beantwortet werden. Man weiß allerdings, dass schlechte Schlafgewohnheiten, Stress oder stimulierende Substanzen wie Alkohol und Nikotin die Wahrscheinlichkeit der Hypnic Jerks erhöhen. Auch eine anstrengende Sporteinheit vorm Schlafen kann ihr Auftreten begünstigen.

Sonderform: Was ist das Exploding Head Syndrome?

Nicht immer werden die Zuckungen vom Gefühl des Fallens oder traumähnlichen Bildern begleitet. Manchmal gehen sie auch mit einem plötzlichen Angstgefühl einher oder treten isoliert auf. Seltener kommen sie sogar in Verbindung mit dem Gefühl einer Explosion im Kopf vor, bei der Betroffene Lichtblitze sehen oder extrem laute Geräusche wahrnehmen. Das sogenannte ,Exploding Head Syndrome‘ ist eine Sonderform der Hypnic Jerks, die laut einer Studie aus dem Jahr 2015 häufiger auftritt als zuvor angenommen. Meist sind Menschen über 50 betroffen – immer häufiger aber auch junge Menschen. 

Was kann man gegen die Zuckungen tun?

Gefährlich ist sowohl das Exploding Head Syndrome als auch die große Mehrzahl der anderen Hypnic Jerks meist nicht – trotz des Schreckens, den Betroffenen erleiden können. Laut einem Artikel in der Fachzeitschrift The Parasomnias and Other Sleep-Related Movement Disorders der Neurolog*innen Sudhansu Chokroverty und Divya Gupta gibt es kein Allheilmittel gegen die Zuckungen. Man könne ihnen aber mit Übungen zur Schlafhygiene entgegenwirken. Dazu gehören eine feste Schlafenszeit, Meditation, möglichst wenig Nächte mit Schlafentzug und das Vermeiden von Alkohol, Bildschirmen und Sport kurz vor dem Einschlafen. 

BELIEBT

    mehr anzeigen
    loading

    Nat Geo Entdecken

    • Tiere
    • Umwelt
    • Geschichte und Kultur
    • Wissenschaft
    • Reise und Abenteuer
    • Fotografie
    • Video

    Über uns

    Abonnement

    • Magazin-Abo
    • TV-Abo
    • Bücher
    • Disney+

    Folgen Sie uns

    Copyright © 1996-2015 National Geographic Society. Copyright © 2015-2024 National Geographic Partners, LLC. All rights reserved