Gar nicht lustig: Partydroge Lachgas

Distickstoffmonoxid – bekannt als Lachgas – ist billig und verspricht einen kurzen, aber intensiven Rausch. Die Droge ist legal, aber zu Recht? Über ihre Wirkung und mögliche Schäden für die Gesundheit.

Von Katarina Fischer
Veröffentlicht am 12. Juni 2024, 08:58 MESZ
Eine Lachgaskartusche mit Ballon.

Distickstoffmonoxidkartusche und Ballons: Die nötigen Utensilien für den Lachgaskonsum sind frei verkäuflich und leicht zu bekommen.

Foto von Corinne / adobe Stock

Es gibt viele Gründe, warum Lachgas als Partydroge bei jungen Menschen immer beliebter wird. Die Kartuschen, in denen es verkauft wird, sind billig. Man bekommt sie völlig legal im Supermarkt, Kiosk oder im Internet. Konsumiert wird die Droge durch Einatmen, nachdem das Gas zuvor in einen Ballon abgefüllt wurde. Ballons, die so harmlos wirken wie der Name Lachgas selbst. Der Rausch ist intensiv, aber kurz – und viele unterschätzen den Schaden, den das schnelle High anrichten kann.

Davor warnt jetzt das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). Es hat die wichtigsten, gesicherten Erkenntnisse über die vermeintlich ungefährliche Partydroge zusammengetragen und auf der Institut-Website veröffentlicht.

Was ist Lachgas?

Hinter dem Namen Lachgas verbirgt sich eine Verbindung aus Stickstoff und Sauerstoff mit der chemischen Bezeichnung Distickstoffmonoxid. Zum Einsatz kommt diese in der chemischen Industrie und der Landwirtschaft. Weil das Gas aber auch eine schmerzstillende, betäubende Wirkung hat, wird es zudem für Narkosen genutzt, zum Beispiel bei kleineren Eingriffen beim Zahnarzt. Für den alltäglichen Gebrauch ist es in kleinen Kartuschen erhältlich, die, eingesetzt in einem entsprechenden Siphon, dabei helfen, Sahne oder andere Flüssigkeiten aufzuschäumen.

Inzwischen kann man Lachgas aber auch in großen Kartuschen kaufen, deren Design ganz klar eine Kundschaft abseits von Kaffeekränzchen ansprechen soll. Seit einigen Jahren sieht man mit Lachgas gefüllte Ballons immer häufiger auf Festivals und Partys, sowohl in Clubs als auch im privaten Umfeld. Befragungen in einzelnen Städten und dem europäischen Ausland haben laut dem IQWiG ergeben, dass zehn bis zwanzig Prozent der Jugendlichen und jungen Erwachsenen die Droge mindestens einmal ausprobiert haben. Während manche das Gas nur selten und in kleinen Mengen konsumieren, geben andere an, es viel und regelmäßig einzunehmen und mit anderen Drogen zu mischen.

Wie wirkt Distickstoffmonoxid auf den Körper?

Lachgas gelangt durch das Einatmen über die Lunge ins Blut und auf diesem Weg ins Gehirn und Nervengewebe. Für wenige Minuten werden Konsument*innen dadurch in einen entspannten bis euphorischen Zustand versetzt, es kommt zu einer veränderten Wahrnehmung von Umgebung und Zeit, manche müssen lachen oder kichern.

Das Gas wird nicht im Körper abgebaut, sondern über die Lunge vollständig wieder abgegeben. Doch die Art des Konsums, bei dem wiederholt aus dem Ballon ein- und wieder in ihn ausgeatmet wird, führt dazu, dass dem Körper während dieser Zeit kein Sauerstoff zugeführt wird. Die Folge sind Schwindel und Benommenheit – typische Symptome von Sauerstoffmangel, die bis zu 30 Minuten anhalten können. In extremen Fällen kann die Unterversorgung mit Sauerstoff einen lebensbedrohlichen, hypoxischen Hirnschaden verursachen.

Weitere unerwünschte Nebenwirkungen des Lachgaskonsums sind Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Halluzinationen und ein Kribbeln in den Extremitäten. Außerdem treten oft Gleichgewichtsstörungen auf, die die Verletzungsgefahr steigern und zu Unfällen führen – der häufigste Grund dafür, dass Lachgaskonsument*innen ärztlich behandelt werden müssen. Vergiftungen mit Lachgas sind hingegen eher selten und Fälle in Deutschland dem IQWiG zufolge bisher nicht bekannt. Auch Todesfälle im Zusammenhang mit der Droge sind Ausnahmen. Meistens war die Ursache der Tod durch Ersticken.

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    Langzeitschäden durch Lachgaskonsum

    Diese Statistik vermittelt auf den ersten Blick den Eindruck, der Konsum von Lachgas sei unbedenklich. Die langfristigen gesundheitlichen Folgen von Lachgas sind bisher kaum erforscht, trotzdem, so Andreas Berger-Waltering, Arzt und stellvertretender Leiter des Ressorts für Gesundheitsinformation am IGWiG, „deutet doch viel darauf hin, dass es schädlich ist“.

    Wer häufig und in größeren Mengen Lachgas konsumiert, riskiert Thrombosen, Embolien und Herzinfarkte und bringt sein Gehirn und das Nervensystem in Gefahr. Durch die Einnahme von Lachgas wird die Verwertung von Vitamin B12 in Blut- und Nervenzellen gehemmt, bei deren Aufbau es eine wichtige Rolle spielt. Ein regelmäßiger, hoher Konsum kann zu Blutarmut führen. Außerdem sind Nervenschäden möglich, die sich durch Kribbeln in verschiedenen Körperteilen bis hin zu Lähmungserscheinungen zeigen. Sind die Nerven im Rückenmark betroffen, sind Probleme bei der Fortbewegung möglich. Ob und wie sich diese Symptome zurückbilden, ist bisher offen.

    Auch die Psyche kann auf Dauer durch den Lachgaskonsum Schaden nehmen. Psychosen, Halluzinationen und Stimmungsschwankungen sind nicht auszuschließen, zudem besteht die Gefahr der psychischen Abhängigkeit von der Droge.

    Während es in anderen europäischen Ländern wie Großbritannien und den Niederlanden strenge Vorgaben und Verbote für Lachgas gibt, setzt man in Deutschland auf Warnhinweise – noch. Verschiedene Bundesländer prüfen inzwischen ein Verbot des Verkaufs an Kinder und Jugendliche. „Es kann auf keinen Fall so bleiben, wie es jetzt ist“, sagt Gesundheitsminister Karl Lauterbach.

    Eine Einschränkung der Verfügbarkeit sieht auch Berger-Waltering als wichtiges Signal, denn, so der Arzt, „die Rechnung ‚legal gleich harmlos‘ geht hier nicht auf“.

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