166 Millionen Jahre alter ,Dino-Highway‘ in Steinbruch entdeckt

In England haben Forschende Hunderte Fußabdrücke und bis zu 150 Meter lange Fährten von Dinosauriern freigelegt. Sie geben einzigartige Einblicke in die Vergangenheit.

Von Marina Weishaupt
Veröffentlicht am 14. Jan. 2025, 08:39 MEZ
Die beiden Dinosaurier hinterlassen Spuren im Sand.

Vor 166 Millionen Jahren kreuzten sich in dem heutigen Steinbruch die Wege des fleischfressenden Megalosaurus und der pflanzenfressenden Sauropoden der Art Cetiosaurus.

Foto von Mark Witton

Es ist ein Zufallsfund, der seinesgleichen sucht: Im Sommer 2024 stieß ein Baggerfahrer in der englischen Grafschaft Oxfordshire auf etwas ungewöhnlich Hartes im weichen Lehmboden – den fossilisierten Fußabdruck einer Dinosauriers. Kurze Zeit später tummelten sich mehr als 100 Mitarbeitende der Universitäten Oxford und Birmingham auf dem Gelände des Steinbruchs. Begleitet vom Sender BBC legten sie innerhalb einer Woche rund 200 einzelne Fußabdrücke von Dinosauriern frei. Damit reiht sich die Fundstätte in die weltweit bedeutendsten Funde von Dinosaurierspuren ein.

Die Forschenden vermuten noch weitere Spuren auf dem Gelände und sind vom Ausmaß des Fundes begeistert: „Diese Fußabdrücke bieten einen außergewöhnlichen Einblick in das Leben der Dinosaurier und enthüllen Details über ihre Bewegungen, Interaktionen und die tropische Umgebung, in der sie lebten“, sagt Kirsty Edgar, Professorin der Universität Birmingham.

Grafische Rekonstruktion des Dinosauriers Vectipelta barretti.

Hier kreutzen sich einst die Wege von Pflanzen- und Fleischfresser 

Das Alter der Spuren wird auf 166 Millionen Jahre geschätzt. Damit wären die insgesamt fünf untersuchten Fährten seit dem Mitteljura perfekt konserviert. Vier von ihnen können den zu Lebzeiten bis zu 18 Meter langen Sauropoden der Art Cetiosaurus zugeordnet werden. Die längste zusammenhängende Fährte der Pflanzenfresser misst 150 Meter. „Die Konservierung ist so detailreich, dass wir sehen können, wie der Schlamm verformt wurde, als die Füße der Dinosaurier hinein- und wieder hinausstapften“, sagt Duncan Murdock, Geowissenschaftler am Oxford University Museum of Natural History. Zusammen mit anderen gefundenen Fossilien wie Muscheln oder Pflanzen könne diese einstige schlammige Lagunenlandschaft nun rekonstruiert werden.

An einer Stelle kreuzt eine fünfte versteinerte Fährte die Abdrücke der Pflanzenfresser. Sie wurde von einem bekannten Raubsaurier hinterlassen: einem etwa neun Meter großen Megalosaurus. Dieser wurde im Jahr 1824 als erster Saurier weltweit benannt und beschrieben und eröffnete die darauffolgenden 200 Jahre der Dinosaurierforschung innerhalb der Paläontologie. „Wissenschaftler*innen kennen und erforschen den Megalosaurus länger als jeden anderen Dinosaurier der Erde, und doch beweisen diese jüngsten Entdeckungen, dass es immer noch neue Hinweise auf diese Tiere gibt, die darauf warten, gefunden zu werden“, sagt Emma Nicholls, Wirbeltier-Paläontologin am Oxford University Museum of Natural History.

BELIEBT

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    Einer der Abdrücke im Lehmboden.
    Forschende in gelben Jacken graben im Sand nach Spuren.
    Links: Oben:

    Die Abdrücke des Megalosaurus sind besonders markant, denn neben den drei Zehen sind teilweise sogar seine Krallen deutlich zu erkennen.

    Foto von Emma Nicholls, Oxford University Museum of Natural History
    Rechts: Unten:

    An einer Stelle kreuzen sich die versteinerten Fährten von Megalosaurus und Cetiosaurus. Somit eröffnet sich für die Forschenden die Frage, ob und inwiefern beide Arten einst miteinander interagierten.

    Foto von University of Birmingham

    Moderne Technik macht die Fundstätte für die Zukunft zugänglich

    Während der Ausgrabungen wurden mehr als 20.000 Aufnahmen der einzelnen Abdrücke und Fährten gemacht. „Es gibt noch so viel, was wir von dieser Fundstelle lernen können“, sagt Richard Butler, Professor für Paläobiologie an der Universität Birmingham. So wird das Material unter anderem Aufschluss über die Fortbewegung der beiden Dinosaurierarten geben, einschließlich ihrer Geschwindigkeit, Körpergröße und darüber, ob und wie sie miteinander interagierten.

    Vogelsicht auf die gekrümmt verlaufende Spur.

    Die Drohnenaufnahme zeigt das Ausmaß der Fundstätte. Die Forschenden vermuten, dass sie auf dem Gelände zukünftig noch weitere Spuren freilegen können.

    Foto von University of Birmingham

    Außerdem wird die Fundstätte dank der erstellten 3D-Modelle für zukünftige Forschende greifbar gemacht. Damit vermeidet das Team einen Fehler, der bei einer ähnlichen Entdeckung im Jahr 1997 gemacht wurde. Damals konnten ganz in der Nähe 40 einzelne Abdrücke mit Fährten von bis zu 180 Metern Länge freigelegt werden. Der bedeutende Fund wurde aber nur unzureichend mit einzelnen Fotos dokumentiert. Heute ist er größtenteils nicht mehr zugänglich und damit für die Wissenschaft verloren. Aufgrund der geringen Entfernung steht der Ort vermutlich in Verbindung mit der aktuellen Entdeckung. 

    Im Gegensatz dazu ist die umfangreiche Dokumentation der neu entdeckten Spuren im Steinbruch – in Form von Fotos und Videos – für Interessierte erlebbar. Sie wird im Rahmen einer Ausstellung des Oxford University Museum of Natural History präsentiert.

     

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