Bumble, Tinder, Hinge: Algorithmen von Dating-Apps bevorzugen attraktive Menschen

Welche Personen uns auf einer Dating-Plattform angezeigt werden, ist kein Zufall: Algorithmen bestimmen, wer anderen häufig empfohlen wird – und wer nicht. Dabei sind sie nicht ganz unvoreingenommen, wie eine neue Studie aus den USA zeigt.

Von Insa Germerott
Veröffentlicht am 11. Dez. 2023, 08:36 MEZ
Zwei Frauen liegen nebeneinander im Gras, eine legt den Kopf auf die Brust der anderen.

Die große Liebe im Internet zu finden, ist nicht so einfach: Eine neue Studie zeigt, welche Personen beim Online-Dating erfolgreicher sind als andere. 

Foto von Masha S / Unsplash

Normschöne Menschen haben es oft einfacher: Sie sind beliebter, ihnen werden positivere Eigenschaften zugeschrieben und ihnen wird schneller verziehen – das zeigen Studien aus der Attraktivitätsforschung. Das sogenannte „Pretty Privilege“, das die Vorteile von Menschen beschreibt, die dem gängigen Schönheitsideal entsprechen, macht auch beim Dating nicht Halt. 

Eine neue Studie der Carnegie Mellon University und der University of Washington zeigt: Online-Dating-Plattformen empfehlen als attraktiv geltende User*innen offenbar deutlich häufiger als weniger populäre und als attraktiv empfundene Nutzer*innen. Schuld daran sind nicht die Personen selbst – sondern Algorithmen. 

Wie Algorithmen das perfekte Match beeinflussen 

Online-Dating-Plattformen wie Tinder, Hinge oder Bumble werben mit dem Anreiz, dass das perfekte Match – der*die perfekte Partner*in – nur einen Wisch mit dem Finger entfernt ist. Wessen Bilder in den Apps gemocht werden, bekommt Likes und mehr Matches. Wer als unpassend erscheint, wird weitergewischt. Sich stetig anpassende Algorithmen sorgen dafür, dass den Nutzer*innen immer wieder neue Profile vorgeschlagen werden. 

Inwieweit diese Empfehlungen von der Beliebtheit und Attraktivität der Nutzer*innen abhängen, untersuchte die Studie aus den USA, die in der Zeitschrift Manufacturing & Service Operations Management erschien. Das Forschungsteam, das aus Wirtschaftswissenschaftler*innen und Informatiker*innen bestand, wertete Daten von mehr als 240.000 Nutzer*innen einer Online-Dating-Plattform in Asien aus.

Das Ergebnis war eindeutig: Es waren nicht etwa passende Interessen oder geografische Nähe, die ausschlaggebend für die Vorschläge waren, sondern die generelle Beliebtheit. Die Chance, vom Algorithmus der Plattform empfohlen zu werden, stieg signifikant, je höher der durchschnittliche Attraktivitätswert der Person war. Heißt: Je beliebter oder attraktiver eine Person auf der Online-Dating-Plattform für andere war, desto mehr Matches hatte sie und desto öfter wurde sie anderen Nutzer*innen vorgeschlagen. 

Warum attraktive Personen auf Dating-Plattformen erfolgreicher sind 

Laut der Studie hat das einen einfachen Grund: „Beliebte Nutzer*innen verhelfen der Plattform zu mehr Einnahmen und zu einer höheren Anzahl erfolgreicher Matches.“ Sie steigern das Engagement der Nutzer*innen durch mehr Likes und gesendete Nachrichten. So halten die Dating-Apps die User*innen auf ihren Plattformen und verdienen potenziell mehr Geld durch Werbung, Abonnements und In-App-Käufe.

BELIEBT

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    Die Forschenden testeten auch ein Modell mit komplett unvoreingenommenen Empfehlungen: Diese führten allerdings sowohl zu weniger Matches bei den Nutzer*innen als auch zu weniger Einnahmen für das Unternehmen. „Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass eine Online-Dating-Plattform ihren Umsatz und die Chancen ihrer Nutzer*innen, eine*n Partner*in zu finden, gleichzeitig steigern kann“, erklärt Musa Eren Celdir, Doktorand an der Carnegie Mellon's Tepper School of Business und Leiter der Studie. Bis zu einem gewissen Grad würden unbeliebte Nutzer*innen dabei aber immer benachteiligt werden. 

    Das Forschungsteam schlägt vor, dass Online-Dating-Plattformen ihren Nutzer*innen gegenüber mehr Transparenz hinsichtlich der Funktionsweise ihrer Algorithmen zeigen sollten. Wie man ein gesundes Gleichgewicht zwischen Nutzer*innenzufriedenheit, Umsatzzielen und ethischen Algorithmus-Empfehlungen herstellt, konnten die Forschenden noch nicht herausfinden. Dazu benötigt es weitere Forschung. 

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