Körperpflege: Was wir täglich falsch machen – und wie es richtig geht
Die Hygiene im Alltag ist für die meisten Routine. Tatsächlich kann man dabei aber Fehler machen. Wie man sich korrekt Nase und Zähne putzt, warum man Nägel gerade schneiden soll und warum Händewaschen schlecht ist.

Einmal pro Tag das Gesicht waschen, zweimal pro Woche die Haare – reicht das oder ist es schon zu viel? Die tägliche Körperhygiene wirft viele Fragen auf.
Bei der täglichen Körperpflege spult jeder sein eigenes Programm ab. Doch es lohnt sich durchaus, zu hinterfragen, ob man dabei alles richtig macht oder ob man es an der ein oder anderen Stelle optimieren kann. Drei Experten geben Antworten auf Fragen rund um Duschen, Zähneputzen und Co., räumen mit Mythen auf und erklären, wie man richtig sauber wird – von Kopf bis Fuß.
Haare und Kopfhaut: Warum habe ich Schuppen?
Wer zu oft, womöglich sogar täglich, die Haare wäscht, riskiert Schuppen und trockene Kopfhaut – so denken viele. Bei manchen Menschen ist jedoch das Gegenteil der Fall. Ausschlaggebend ist, ob die Kopfhaut von Natur aus eher trocken oder fettig ist. In welche Kategorie die eigene fällt, kann man daran erkennen, wie bald nach dem Waschen die Haare fetten.
Warum man Schuppen hat, kann man an ihrer Größe erkennen: Ist die Kopfhaut trocken, sind sie klein, bei Überfettung groß. Treten große Schuppen in Verbindung mit schnell fettenden Haaren auf, ist das ein sicheres Zeichen für eine Talgdrüsenüberfunktion. „Dann ist tägliches Haarewaschen völlig in Ordnung“, sagt Dr. Uwe Schwichtenberg, niedergelassener Dermatologe in Bremen, und dabei sollte man nicht zu sanft vorgehen. „Man will da oben ja aufräumen“, sagt er, „also wäre es nicht richtig, ein Babyshampoo zu benutzen, nur um besonders nett zur Kopfhaut zu sein.“ Bei Problemen mit Schuppen und fettiger Kopfhaut empfiehlt er, einmal pro Woche ein Anti-Schuppen- und an den übrigen Tagen ein reguläres Shampoo zu benutzen.
Weil Shampoos direkt nach dem Auftragen wieder ausgespült werden, sind therapeutische Wirkungen wie die Reduzierung von Haarausfall laut Schwichtenberg leere Versprechen. „Shampoos wirken auf die Haare – ihre Oberflächenstruktur, das Volumen oder die Kämmbarkeit“, sagt er. „Die Wirkung auf die Kopfhaut ist minimal.“

Zu viel Hoffnung sollte man in die therapeutische Wirkung von Shampoos nicht setzen. Und auch Spülungen und Kuren wirken nicht an der Haarwurzel, weil der Kontakt mit der Kopfhaut zu kurz ist.
Fettiges Haar möchte niemand haben. Viele Menschen denken, dass zu viel Bürsten die Sache schlimmer macht. „Es ist richtig, dass der mechanische Reiz die Talgdrüsen anregt“, so der Dermatologe. Der Effekt sei aber nicht groß und auch nicht bei jedem Menschen gleich stark ausgeprägt. Wer zu fettiger Kopfhaut neige, würde zudem ohnehin häufig die Haare waschen. Bürsten verschärft das Problem also nicht und wird sogar empfohlen, denn der Kopfhaut tut die Massage gut.
Ohren: Finger weg von Wattestäbchen?
Auch, wenn es anders aussieht: Wattestäbchen haben im Gehörgang nichts verloren. Geeignet sind sie nur für die Reinigung der Ohrmuschel und des Gehöreingangs. Schiebt man das Stäbchen aber tiefer als ein paar Millimeter ins Ohr, kann man leicht das Trommelfell oder den Gehörgang verletzen.
Wer zu chronischer Ohrenschmalzverstopfungen neigt, sollte die unbedingt vom HNO beseitigen lassen – und alle anderen lassen die Ohren einfach in Ruhe. „Der Gehörgang reinigt sich in der Regel von selbst, indem Ohrenschmalz auf natürliche Weise nach außen transportiert wird“, sagt Dr. Thomas Deitmer, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für HNO-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie e.V.. „Die Verwendung von Wattestäbchen kann diesen Prozess behindern, indem das Ohrenschmalz tiefer in den Gehörgang geschoben wird.“
Auch von regelmäßigen Ohrenspülungen rät er ab, denn die weichen die empfindliche Haut des Gehörgangs auf, was das Risiko für Infektionen erhöhen kann. In Ausnahmefällen, wenn hartnäckige Ohrenschmalzpfropfen vorliegen, „kann eine sanfte Spülung mit lauwarmem Wasser helfen, diese zu lösen“, so Deitmer. Anwenden dürfe man die Methode aber nur, wenn das Trommelfell intakt ist. Denn wenn nicht, kann Wasser, das ins Ohr gerät, in das Mittelohr gelangen und dort Entzündungen auslösen.
Im gesunden Ohr ist das Eindringen von Wasser meist kein Problem, auch wenn kurzzeitig das Hörvermögen gedämpft wird. „In den meisten Fällen verdunstet es durch die Körperwärme von selbst“, sagt Deitmer. Wer nachhelfen möchte, neigt den Kopf zur Seite und hüpft auf dem anderen Bein, um das Wasser herauszuschütteln. Dann wird der Gehörgang vorsichtig mit dem Zipfel eines Handtuchs abgetupft.
Gesicht: Nass macht trocken
Für die Haut im Gesicht gilt wie für die Kopfhaut: Von Person zu Person unterscheidet sie sich in ihrer Beschaffenheit und ihren Bedürfnissen. Auf die Frage, wie und wie häufig man sein Gesicht waschen soll, gibt es darum keine allgemeingültige Antwort. „Je geringer der Fettgehalt meiner Haut, desto zurückhaltender muss ich mit dem Wasserkontakt sein“, sagt Uwe Schwichtenberg. „Wasser entfettet, nass macht trocken – diesen Knick in der Logik muss man erst einmal begreifen.“
Zu bestimmen, in welche Kategorie die eigene Haut fällt, ist nicht immer einfach. Wer mit Pickeln zu kämpfen hat, hat vermutlich eine Talgdrüsenüberfunktion, also fettige Haut. Rötungen, Juckreiz und Schuppungen werden meist als Zeichen für Trockenheit interpretiert – dabei ist oft das Gegenteil der Fall. Treten solche Ekzeme nämlich im Bereich des behaarten Kopfes, über, vor und hinter den Ohren, zwischen den Augenbrauen, oder schmetterlingsförmig auf den Wangen auf, deuten sie auf Überfettung hin. „Für einen Laien ist das schwierig zu diagnostizieren“, so Schwichtenberg.
Im Zweifelsfall muss man das Gesicht gar nicht so oft oder intensiv waschen, wie man denkt. „Wenn man Rugby spielt und mit dem Gesicht auf dem Rasen gebremst hat, muss man es definitiv auch mit Seife waschen”, sagt der Dermatologe. Häufig reiche aber klares Wasser – oder man könne ganz auf das Waschen verzichten. Angst, dass dann die Poren verstopfen und man Pickel bekommt, muss man ihm zufolge nicht haben, denn „die kommen eher vom Eincremen“.
“Der Hauttyp ist eine genetische Konstitution, mit der ich in diese Welt gekommen bin – das ist eine Clubmitgliedschaft, die ich nicht kündigen kann. ”
Rund um die Augen sollte man mit der Anwendung von Pflegeprodukten übrigens vorsichtig sein. Im Gegensatz zu expliziten Augencremes oder -salben, die drei Wochen nach Anbruch entsorgt werden müssen, sind Gesichtscremes nicht steril. Auftragen sollte man Pflegeprodukte darum mit etwas Entfernung zum Augenlid, um sie dann in Richtung Auge dünn zu verteilen.
Für geschmeidige, weiche Lippen greifen viele zum Lippenpflegestift – allerdings ist das laut Uwe Schwichtenberg nicht die beste Wahl. „Wir bemerken bei vielen Patienten eine kleine Abhängigkeit, weil sie kurz nach dem Auftragen bereits wieder das Gefühl haben, die Lippen seien trocken“, sagt er. Nicht alle Produkte hätten diesen Effekt, auf der sicheren Seite sei man aber, wenn man für die Lippenpflege stattdessen eine Augen-und-Nasen-Creme oder -Salbe verwendet.
Nase: Mut zur Unhöflichkeit
Naseputzen bedeutet für die meisten: kräftig ins Taschentuch schnäuzen. Ein Fehler, denn bei zu viel Druck besteht die Gefahr, dass das Sekret ins Mittelohr gelangt und Entzündungen auslöst. Was also tun, wenn die Nase verstopft ist? „Obwohl es als unhöflich gilt, ist das Hochziehen und Herunterschlucken von Nasensekret medizinisch unbedenklich“, sagt Thomas Deitmer.
Bei Schnupfen, verkrusteter Nase oder wenn man sich in einer staubigen Umgebung aufgehalten hat, sind ihm zufolge Nasenspülungen mit physiologischer Kochsalzlösung sinnvoll – aber wirklich nur dann. Zur Vorbeugung oder für die tägliche Anwendung sind sie nicht geeignet.
Zähne: Nur ausspucken, nicht spülen
Zähneputzen mindestens zweimal am Tag – diese Faustregel lernt man schon als Kleinkind. Außerdem müssen die Zahnzwischenräume einmal pro Tag mit Zahnseide oder Interdentalbürsten gereinigt werden, denn nur in dieser Kombination werden alle Zahnflächen erreicht. Laut Prof. Dr. Christoph Benz, Präsident der Bundeszahnärztekammer, ist vor allem das Putzen vor dem Schlafengehen unverzichtbar, weil es Speisereste und Zahnbelag, der sich über den Tag entwickelt hat, entfernt. Ansonsten ist nach dem Essen die beste Zeit für die Reinigung – mit einer Ausnahme: „Nach dem Konsum säurehaltiger Lebensmittel wie Zitrusfrüchte oder Getränke wie Säften und Softdrinks ist es ratsam, circa 30 Minuten mit dem Zähneputzen zu warten“, sagt Benz.
Die Zahnpasta, die man dafür benutzt, sollte fluoridhaltig sein. Laut dem Experten ist es sinnvoll, nach dem Putzen lediglich den Schaum auszuspucken und nicht mit Wasser nachzuspülen – so kann man den Kariesschutz erhöhen. Vorsicht ist bei Whitening-Zahnpastas geboten, die bei häufiger Anwendung den Zahnschmelz schädigen können. Diesbezüglich sollte man auch seine Putztechnik überprüfen, denn zu starkes Schrubben mit harten Borsten geht auf Kosten des Zahnschmelzes und des Zahnfleischs. „Viele Leute drücken viel zu kräftig auf“, so Benz. „Ein leichter Druck von maximal 150 Gramm reicht aus.“ Um einzuschätzen, was das bedeutet, empfiehlt er, den Druck einfach mal mit einer Küchenwaage zu testen.
„Mundwasser und Mundspüllösungen können zusätzlich zur Zahnpflege verwendet werden, ersetzen aber nicht das Zähneputzen“, sagt der Experte. Produkte aus der Drogerie sorgen nur für frischen Atem, medizinische Mundwasser helfen hingegen auch gegen Entzündungen und Plaque-Wachstum. Da sie täglich angewendet aber Nebenwirkungen haben können, sollte man sie nicht ohne vorherige Absprache mit dem Zahnarzt benutzen. Für die Zahngesundheit nicht zwingend nötig sind Zungenschaber – leidet man aber unter Mundgeruch, kann das Entfernen des Zungenbelags dagegen helfen.

Putzen, nicht Schrubben: Zahnschmelz und -fleisch sind sensibel. Mit harten Borsten, Whitening-Zahnpasta und hohem Druck kann man große Schäden anrichten.
Wer Knirschschienen oder Aligner zur Korrektur der Zahnstellung benutzt, muss auch diese säubern: Laut Benz am besten täglich mit einer weichen Zahnbürste und milder Seife oder speziellen Reinigungstabletten. Auf keinen Fall darf dabei heißes Wasser im Spiel sein, denn das kann das Material verformen.
Körper: Individualität statt Faustregel
Wenn man seinen Hauttyp im Gesicht kennt, weiß man auch, wie die Haut am Körper beschaffen ist? Nicht unbedingt. „Man kann durchaus am Körper trockene Haut und Überfettungshaut im Gesichtsbereich haben“, sagt Schwichtenberg. „Das kommt gar nicht selten vor.“ Bei einer Neurodermitis oder trockener, schuppiger Haut, zum Beispiel an den Schienbeinen, ist die Sache klar. Wer sich aber bezüglich des eigenen Hauttyps nichts sicher ist, sollte ihn vom Dermatologen bestimmen lassen.
Eine Faustregel, wie oft man pro Tag oder Woche duschen sollte, gibt es ebenso wenig wie eine allgemeingültige Empfehlung, womit. „Rückfettendes Duschgel ist nur ein Versuch, den eigentlichen Schädling – den Wasserkontakt – weniger störend zu gestalten“, so Schwichtenberg. Wer trockene Haut hat, sollte so selten, so kurz und so kalt wie möglich duschen und danach den Körper eincremen, um die Haut einzufetten und elastisch zu halten. Bei nicht allzu trockener Haut kann man zu Lotionen greifen, die sich besser verteilen lassen. Körperöle sind laut Schwichtenberg schwierig einzuordnen. „Längst nicht alle sind geeignet, eine Eigenfettung der Haut zu unterstützen“, sagt er. „Manche wirken sogar entfettend.“
Der Hauttyp gibt auch vor, ob und wie oft ein Peeling durchgeführt werden darf. Für alle mit talgdrüsenhaltiger Haut kann es dem Experten zufolge hilfreich sein, Hautschuppen zu entfernen und die Haut dadurch zu entfetten. „Peeling ist eine therapeutische Maßnahme, die zum Beispiel bei der Talgdrüsenüberfunktion angesagt ist, also bei Akne, Pickeln und so weiter“, sagt er. Wenn man aber durch das Peeling, das für jede Haut eine Strapaze ist, Probleme bekäme, sei man mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht die richtige Zielgruppe.
Wenn es um die schnelle Reinigung nach dem Toilettengang geht, haben Proktologen eine klare Empfehlung: Feuchte Waschlappen säubern den Analbereich besser und reizen die Haut weniger als hartes Toilettenpapier. Wenn man aber gerade nicht zu Hause ist, muss man meist auf Letzteres zurückgreifen. Laut Schwichtenberg kein Problem – gegen Trockenheit kann man auch an dieser Körperstelle etwas Creme auftragen. Was man jedoch unbedingt vermeiden sollte, seien Papier oder Feuchttücher mit Parfüm. „Die Analregion ist die Kontaktallergieschaffungsregion schlechthin“, sagt er. „Mit Kamille und Co. kann man da richtig schöne Kontaktallergien züchten.“
Hände: Waschen, desinfizieren oder beides?
Wie wichtig die Handhygiene ist, hat spätestens die Corona-Pandemie ins kollektive Bewusstsein gebrannt. Doch zu viel des Guten ist schlecht für die Haut und kann Ekzeme verursachen. Schwichtenberg darum zur Desinfektion:. „Lieber zehnmal die Hände desinfizieren als einmal waschen“, sagt er. Der in den Mitteln enthaltene Alkohol schädige die Haut nicht. „Desinfektionsmittel sind dafür gedacht, wiederholt auf die Haut aufgetragen zu werden – Wasser nicht.“
Wer durch häufigen Wasserkontakt oder aus anderen Gründen trockene Hände hat, sollte diese möglichst oft eincremen. Sorgen, dass man dadurch der Haut die Fähigkeit zur Rückfettung abgewöhnt, muss man laut dem Dermatologen nicht haben. „Da gibt es minimale Anpassungsprozesse des Körpers, aber er stellt nicht völlig die Arbeit ein, nur weil man sich die Hände eincremt.“
Womit man die Hände pflegt, ist Geschmackssache. Und auch bei der Nagelpflege hat man die freie Wahl. Schere oder Nagelknipser: Beide führen zum selben Ergebnis, wobei der Knipser bei harten Nägeln leichter anzuwenden ist. Ideal wäre es laut Schwichtenberg, die Nägel ausschließlich zu feilen, doch „dafür hat ja keiner Zeit“. Auf gar keinen Fall dürfe man die Nagelhaut zurückschieben, wie es im Rahmen mancher Maniküren noch immer getan wird. „Das ist ein Kapitalverbrechen“, sagt er. „Völlig überflüssig und sogar gefährlich, weil es gerne mal zu Nagelbettentzündungen führt.“
Füße: Hornhaut – ein ewiger Kampf
Ein Fehler, den viele bei der Pediküre machen, ist, den Großzehennagel falsch zu schneiden. Auch wenn es etwas seltsam aussieht, sich ungewohnt anfühlt und auf Kosten der Strümpfe geht: Der Nagel des großen Zehs sollte immer gerade geschnitten werden. „Das heißt nicht, dass man ihn einen halben Meter herausragen lassen soll“, so Schwichtenberg. Wichtig sei, ihn dort zu kürzen, wo er bereits über das Fleisch hinausgewachsen ist – dann könne man die Kanten auch etwas abrunden. Beherzigt man den Rat aber nicht, bohrt sich die Schnittstelle in die Haut und der Nagel wächst ins Fleisch – eine schmerzhafte Angelegenheit.
Teil der Fußpflege ist für viele auch die Hornhautentfernung – obwohl oft gesagt wird, dass diese dadurch verstärkt nachwächst. Falsch ist aber schon die Annahme, man könne Hornhaut dauerhaft entfernen. „Der Körper baut sie auf, weil er sie an dieser Stelle für eine gute Idee hält“, sagt Schwichtenberg. „Dass sie nun entfernt wird, hält er für keine gute Idee und korrigiert das wieder.“ Wer sich mit Hornhaut nicht arrangieren kann oder will, muss kontinuierlich dagegenhalten. Je aggressiver man das tut, desto schneller entsteht sie neu. Am nachhaltigsten ist der Effekt, wenn man eine sanfte Methode zur Entfernung wählt, also statt mit Hobel oder Bimsstein den Fuß abzuschmirgeln, Salicyl-Vaseline oder eine Creme mit Harnstoff aufträgt.
