Landschaftsfotografie: Die neun besten Fotospots in Deutschland

David Köster zählt zu den renommiertesten Landschaftsfotografen in Deutschland. Für National Geographic erklärt er Schritt für Schritt, wie selbst Gelegenheitsfotografen grandiose Naturaufnahmen gelingen. 

Im ersten Teil unseres Fotoratgebers verriet er die besten Tipps für perfekte Landschaftsaufnahmen. Im zweiten Teil erklärte er, wie wundervolle Frühlingsfotos gelingen. 

Diesmal dreht sich alles um die besten Fotolocations in Deutschland. David stellt neun seiner persönlichen Hotspots für Landschaftsaufnahmen vor – in alphabetischer Reihenfolge.  

1. Allgäu in Bayern

Auch wenn sie weniger hoch sind als andere bayerische Bergregionen: Spektakulär sind die Allgäuer Alpen allemal. Als Ausgangspunkt empfiehlt der Fotoprofi den Skiort Oberstdorf. Die zehn höchsten Gipfel der Allgäuer Alpen liegen rund um die südlichste Gemeinde Deutschlands. Ein weiterer beliebter Fotospot ist die Nagelfluhkette bei Immenstadt zwischen Allgäu und Bregenzerwald.

Das Allgäu ist aber auch bekannt für seine vielen Seen. Zu den besten Fotolocations zählt David den Hopfensee, den Forggensee, den Rottachsee, den Grüntensee und vor allem den „mystisch wirkenden Schrecksee mit seiner Insel in der Mitte, umgeben von saftig grünen Felswänden“. Immer eine Fotoreise wert sind auch die überwältigenden Wasserfälle, beispielsweise am Gaisalptobel.

Eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten Deutschlands liegt ebenfalls im Allgäu: Schloss Neuschwanstein. Rund 1,5 Millionen Touristen aus aller Welt strömen jährlich zum „Märchenschloss“ bei Füssen. Neuschwanstein ist das berühmteste Schloss des bayerischen Königs Ludwig II (1845-1886).

2. Berchtesgadener Land in Bayern

Rund 250 Kilometer östlich vom Allgäu erstreckt sich das Berchtesgadener Land. Der Landkreis liegt im äußersten Südosten Oberbayerns an der Grenze zum österreichischen Salzburg. Als Ausgangspunkt für Entdeckungen empfiehlt David neben Berchtesgaden die Orte Bischofswiesen, Ramsau, Schönau oder Bad Reichenhall. Berühmt ist die Region für ihre markanten Gipfel und Täler. Wahrzeichen ist der 2.713 Meter hohe Watzmann, der höchste Punkt im deutschen Teil der Berchtesgadener Alpen und der dritthöchste deutsche Berg.

Tatsächlich hält das Berchtesgadener Land unzählige Top-Locations für Hobbyfotografen bereit. David spricht von einem „wahren Gipfelensemble“ rund um Schönfeldspitze, Hochkalter, Grünstein oder Kneifelspitze. „Sie alle und viele mehr bieten so grandiose Fotogelegenheiten“, unterstreicht David. Und zwar nicht nur als Hauptmotiv, sondern auch als Fotostandpunkt mit spektakulärem Ausblick in die alpine Welt.

Ebenso viel Potenzial für sensationelle Landschaftsaufnahmen hat die Berchtesgadener Seenlandschaft. Zu den beliebtesten Locations gehören sicher der Königssee sowie der nah gelegene Obersee mit Blick auf Deutschlands höchsten Wasserfall, den 470 Meter abstürzenden Röthbachfall. Viele weitere Wasserfälle in imposanten Schluchten wie der Wimmbach- oder Almbachklamm laden zum Fotoshooting ein. Und auch die malerischen Almen, Kirchen und Kapellen – darunter die Wallfahrtskirche Maria Gern, die Kirchleitn-Kapelle oberhalb Berchtesgadens oder die Pfarrkirche von Ramsau – geben nach Davids Worten tolle Motive ab. 

3. Elbsandsteingebirge in Sachsen

Das Elbsandsteingebirge erstreckt sich entlang der Elbe von Pirna bis über die tschechische Staatsgrenze nach Decin. Der deutsche Teil wird Sächsische Schweiz genannt, auf tschechischer Seite liegt die Böhmische Schweiz. Die bizarren Felsen, Schluchten und Wälder ziehen seit Jahrhunderten Naturliebhaber und Künstler an, darunter auch den Maler Caspar David Friedrich, der unter anderem das berühmte Gemälde „Felsenlandschaft im Elbsandsteingebirge“ erschaffen hat. David ist ein Fan seiner Malerei.

Auch für Hobbyfotografen ist das Landschaftsschutzgebiet im äußersten Osten Deutschlands ein echter Hotspot. Neben dem zerklüfteten Gebirge mit seinen bizarren Felsformationen und den majestätischen Tafelbergen begeistert die Naturregion nahe Dresden mit seinen märchenhaften Burgen und den vielen kleinen Wasserfällen. Gute Startpunkte für Fotografen sind die Orte Bad Schandau und Schmilka (Schrammstein- und Affensteinmassiv) sowie der Kurort Rathen mit seiner Bastei, rät David.

4. Halbinsel Fischland-Darß-Zingst in Mecklenburg-Vorpommern

Ein langer Name für ein kleines Naturparadies: Die Halbinsel Fischland-Darß-Zingst liegt zwischen Rostock und Stralsund an der Ostseeküste. Wilde Strände, urwüchsige Wälder und historische Fischerdörfer prägen die beliebte Urlaubsregion. David hat eine ganz persönliche Beziehung zu der sichelförmigen Halbinsel: Großmutter und Vater sind waschechte Zingster. Und so zieht es David „als halber Fischkopp“ immer wieder dorthin. 

Was Fischland-Darß-Zingst zum Top-Fotospot in Deutschland macht? David nennt zum einen die einzigartige Natur mit schier endlosen Küstenabschnitten, dem Darßer Urwald und natürlich der einzigartigen Boddenlandschaft. Weite Teile sind als Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft streng geschützt. Im Frühjahr lockt die Ankunft tausender Kraniche Tierfotografen an, im Herbst ist es die Brunft der Hirsche. Und dann sind da die urigen Städtchen mit ihren farbenfroh bemalten Kapitänshäusern.

Es gibt einen weiteren Grund, warum sich Zingst in den letzten Jahren zu einem Mekka der Landschaftsfotografie entwickelt hat. Jedes Jahr findet dort das internationale Umweltfotofestival Horizonte statt.

5. Harz in Sachsen-Anhalt und Niedersachsen

Der Harz ist das höchste Mittelgebirge in Deutschland. Mächtigste Erhebung und zugleich Wahrzeichen der Region ist der 1.142 Meter hohe Brocken. Man kann ihn erwandern oder bequemerweise die Harzer Schmalspurbahn nehmen. Wenn der Gipfel nicht von Nebel verhüllt ist, lässt er sich laut David gut von verschiedenen Aussichtspunkten aus fotografieren, zum Beispiel vom Schloss Wernigerode, den Ilseklippen oder vom Wurmberg.

Auch wenn in den letzten Jahren das Waldsterben im Harz gewütet hat: Die raue Bergwelt mit ihren endlosen Wäldern, zerklüfteten Felsen, Wasserfällen (Ilsefälle, Selkefälle, Romkerhaller Wasserfall oder Königshütter Wasserfall) oder auch Tropfsteinhöhlen (Hermannshöhle, Baumannshöhle) ist immer einen Besuch wert. Der westliche Teil des Mittelgebirges ist als Nationalpark geschützt und Heimat von zahlreichen seltenen Tier- und Pflanzenarten wie dem Luchs. Auch das macht den Harz nicht nur für David „zu einem der beliebtesten Fotospots in Deutschland“.

Daneben gehört das wild-romantische Bodetal zwischen Treseburg und Thale zu den Highlights eines jeden Harzbesuchs. Das Flüsschen Bode hat dort im Laufe der Jahrtausende einen tief zerklüfteten Canyon erschaffen. „Eine Wanderung durch die Schlucht bietet tolle Ausblicke und Fotomotive“, sagt David.

6. Insel Hiddensee in Mecklenburg-Vorpommern

Ein riesiges Seepferdchen inmitten der Ostsee: Westlich von Rügen liegt die rund 17 Kilometer lange und teilweise nur 250 Meter breite Insel Hiddensee. Aus der Luft betrachtet, erinnert sie tatsächlich an ein Seepferdchen. Hiddensee ist ein Refugium für Naturliebhaber und Menschen, die Entschleunigung suchen. Für David ist es ein Ort wie aus einer längst vergangenen Zeit. Das Eiland lässt sich mit der Fähre von Rügen oder Stralsund aus erreichen. Autos sind tabu. 

Beliebtester Fotospot ist der Leuchtturm Dornbusch im Norden. Er wurde sogar auf diversen Briefmarken verewigt. David liebt auch die Aussicht von der bis zu 60 Meter hohen Steilküste. An klaren Tagen hat man einen guten Blick auf das dänische Festland. In der Inselmitte dominieren Dünenheide und weiße Sandstrände, im Süden sandiges Schwemmland, das zugleich Vogelschutzgebiet ist. Dort liegt auch das fotogene Fischerdörfchen Neuendorf mit seinen weiß getünchten Reetdächern. 

7. Insel Rügen in Mecklenburg-Vorpommern

Rügen ist nicht nur Deutschlands größte Insel und ein beliebtes Urlaubsziel. Die Ostseeinsel zieht auch viele Fotografinnen und Fotografen in ihren Bann. David findet den östlichen Abschnitt zwischen der kleinen Hafenstadt Sassnitz und dem Örtchen Lohme am eindrucksvollsten. Zwischen beiden Orten verläuft auch die malerische Steilküste mit dem markanten Kreidefelsen Königsstuhl. Die dortigen Buchenwälder im Nationalpark Jasmund gehören zum Weltnaturerbe der Unesco. David empfiehlt den offiziellen Hochuferweg, um die spektakuläre Landschaft zu erkunden. 

Darüber hinaus bietet Rügen viele weitere Stellen für beeindruckende Fotos: endlose Sandstrände, das bergige Binnenland, die typischen Boddengewässer, vorgelagerte Inseln oder die historischen Städtchen mit ihrer unverwechselbaren Bäderarchitektur wie Sellin, Binz, Göhren oder Baabe. Auch Leichttürme und Leuchtfeuer sind für David „dankenswerte Motive“.

8. Lüneburger Heide in Niedersachsen

Die Lüneburger Heide ist eine einzigartige Kulturlandschaft in Deutschland, die auch europaweit ihresgleichen sucht. David fühlt sich dort ein wenig an die nordische Tundra erinnert. Die Lüneburger Heide beginnt südlich von Hamburg und reicht bis nach Gifhorn im Osten von Niedersachsen. Wenn im Spätsommer das Heidekraut blüht, verwandelt sich die karge, sanft hügelige Landschaft in einen violetten Blütenteppich. Im Frühjahr lädt das weiß blühende Wollgras zu ausgedehnten Fotoshootings ein. 

Dabei hat die Region Hobbyknipsern noch mehr zu bieten. Da sind die charakteristischen Schafe, die Heidschnucken. Und natürlich die typischen reedgedeckten Häuser. Am Südrand des Naturschutzgebietes Lüneburger Heide bei Schneverdingen liegt das Pietzmoor – mit einer Fläche von gut 2,5 Quadratkilometern das größte Moor in der Region. Man kann es gefahrlos von Holzstegen aus bestaunen und fotografieren, erklärt David. Außerdem empfiehlt er einen Abstecher zum 169 Meter hohen Wilseder Berg bei Bispingen. Von oben hat man einen weiten Blick auf die Landschaft. 

9. Zugspitzregion (Werdenfelser Land) in Bayern

Berge sowie das Auge reicht: Die Zugspitzregion im Werdenfelser hält unzählige Postkartenmotive für Landschaftsfotografen bereit. Neben den Gipfeln und Tälern sind es für David auch die vielen Bergseen, „oft mit tollen Reflektionen der umliegenden Alpen-Kulisse, welche die Zugspitzregion zu einem der besten Fotospots Deutschlands machen“. Echte Fotoklassiker: der kleine Geroldsee (auch Wagenbrüchsee) und der Eibsee mit seiner perfekten Spiegelung der 2.962 Meter hohen Zugspitze. Aber auch Ferchensee, Barmsee, Luttensee, Schmalsee, Blindsee und viele andere Seen lassen sich fotografisch als natürliche Spiegel der Bergkulissen in Szene setzen – beste Voraussetzung für fantastische Motive.

Richtig Abenteuerlich muten die vielen Klammen an – enge Gebirgsschluchten, durch die das kristallklare Wasser reißender Bäche strömt. Solche Naturschauspiele lassen sich beispielsweise in der Partnach-Klamm, der Leutascher Geister-Klamm oder der Höllental-Klamm ablichten.

Auch die eher sanften Flusstäler und idyllischen Seen des Alpenvorlands laden zum Fotoshooting ein. Als Ausgangspunkt für Fototouren bieten sich David zufolge Garmisch-Partenkirchen, Mittenwald, Wallgau, Krün, oder Grainau an.

Sieben Tipps für perfekte Landschaftsaufnahmen: Hier geht es zum ersten Teil des Fotoratgebers mit David Köster

Fünf Tipps für die schönsten Frühlingsfotos: Der zweite Teil des Fotoratgebers

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