10 Dinge, die man über den Día de Muertos wissen sollte
Die wichtigsten Fakten zum Tag der Toten: Von den Ursprüngen des Festes bis zu den Bedeutungen der verschiedenen Bräuche.
Das Wichtigste zuerst: Der Día de Muertos, der Tag der Toten, ist keine mexikanische Version von Halloween. Obwohl die beiden Feiertage verwandt sind, unterscheiden sie sich in ihren Traditionen und ihrer Atmosphäre sehr voreinander. Halloween gilt traditionell als finstere Nacht des Schreckens und Unheils, während der Día de los Muertos sich über drei Tage in einer Explosion der Farben und lebensbejahenden Freude erstreckt. Natürlich ist das Thema der Tod, aber der Sinn und Zweck des Ganzen ist es, seine Liebe und seinen Respekt für verstorbene Familienmitglieder zu zeigen. In Dörfern und Städten in ganz Mexiko stellen Feiernde farbenfrohe Kostüme und Make-up zur Schau, veranstalten Festumzüge und Partys, singen, tanzen und bringen den geliebten Verstorbenen Gaben dar.
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Die Rituale sind voller Symbolik. Je mehr man über diese Feierlichkeiten weiß, desto mehr wird man sie auch zu schätzen wissen. Wir haben zehn grundlegende Dinge über Mexikos buntestes Ereignis des Jahres zusammengetragen, die man wissen sollte.
Was ist der „Tag der Toten“?
Der Día de Muertos ist eine Feier des Lebens und des Todes. Er hat seinen Ursprung in Mexiko, wird aber mittlerweile in ganz Lateinamerika gefeiert. Typisch sind dabei die bunten Calaveras (Schädel) und Calacas (Skelette). Hier erfahrt ihr mehr über den Ursprung des Día de los Muertos und die Traditionen, die ihn so einzigartig machen.
Anerkennung durch die UNESCO
Dank der Bemühungen der UNESCO beschränkt sich der Begriff „Kulturerbe“ nicht nur auf Gebäude oder Sammlungen von Gegenständen. Er umfasst auch lebendige kulturelle Ausdrucksformen – Traditionen –, die von Generation zu Generation weitergegeben werden. 2008 nahm die UNESCO den Día de Muertos daher in die Repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit auf. Heutzutage wird der Tag (bzw. die Tage) von allen Mexikanern gefeiert, unabhängig von ihrer Religion oder ihrer ethnischen Herkunft. In seinen Ursprüngen geht er jedoch auf die Ureinwohner der Region zurück.
Die Geschichte hinter der Tradition
Der Día de Muertos entstand vor mehreren Tausend Jahren in den Kulturen der Azteken, Tolteken, der Nahua und anderen Völkern, die das Betrauern ihrer Toten als respektlos empfanden. Für diese prä-hispanischen Kulturen war der Tod eine natürliche Phase im langen Kontinuum des Lebens. Die Toten galten noch immer als Mitglieder der Gemeinschaft und wurden im Geiste und in Erinnerungen am Leben gehalten. Während des Día de Muertos kehrten sie sogar zeitweise auf die Erde zurück. Heutzutage sind die Feierlichkeiten zum Día de los Muertos eine Mischung aus prä-hispanischen, religiösen Riten und christlichen Festen. Das Prozedere beginnt am 31. Oktober und erstreckt sich dann über den 1. und 2. November – Allerheiligen und Allerseelen im katholischen Kalender –, was auch ungefähr der Zeit der herbstlichen Maisernste entspricht.
La Ofrenda – Altäre
Das Herzstück der Feierlichkeiten ist der Altar oder Ofrenda, der entweder zu Hause oder auf einem Friedhof aufgebaut wird. Diese Altäre dienen aber nicht der Anbetung: Sie sollen die Geister der Toten im Reich der Lebenden willkommen heißen. Daher sind sie reichlich mit Gaben bestückt – Wasser, um den Durst der langen Reise zu stillen, Essen, Familienfotos und eine Kerze für jeden toten Verwandten. Falls einer der Geister ein Kind ist, findet man womöglich auch Spielzeug auf dem Altar. Studentenblumen sind die beliebtesten Blumen, um den Altar zu dekorieren. Die Blüten, die vom Altar bis zum Grab verstreut werden, sollen die wandernden Seelen zurück zu ihrer Ruhestätte geleiten. Der Rauch aus den Räucherkerzen, welche aus Baumharz gemacht werden, sollen Lob und Gebete übertragen und den Bereich um den Altar herum reinigen.
Literarische Calaveras
Calavera bedeutet „Schädel“. Aber während des späten 18. und frühen 19. Jahrhunderts wurde das Wort oft für kurze, humorvolle Gedichte verwendet. Oft waren das sarkastische Grabinschriften, die in Zeitungen erschienen und sich über die Lebenden lustig machten. Diese literarischen Calaveras wurden schließlich zu einem beliebten Teil der Feierlichkeiten zum Día de Muertos. Auch heute noch wird das ausgiebig praktiziert: Die cleveren, satirischen Gedichte begegnen einem in gedruckter Form, bei Lesungen und im Radio und Fernsehen.
Calavera Catrina
Im frühen 20. Jahrhundert erstellte der mexikanische politische Karikaturist und Kupferstecher José Guadalupe Posada einen Kupferstich für ein literarisches Calavera. Posada versah seine Personifikation des Todes mit einem ausgefallenen französischen Hut. Intendiert war das Ganze als Sozialkommentar an der mexikanischen Nachahmung der europäischen Raffinesse. Das Zitat „Todos somos calaveras“ wird oft Posada zugeschrieben – übersetzt heißt das „Wir sind alle Schädel“. Unter all den Äußerlichkeiten sind wir alle gleich.
1947 verwendete der Künstler Diego Rivera Posadas Skelett in seinem Meisterwerk, dem Wandgemälde “Dream of a Sunday Afternoon in Alameda Park.” Posadas Skelettbüste trug dort ebenfalls einen großen Damenhut und Rivera gab ihm den Spitznamen Catrina, ein Slangwort für Reiche. Heutzutage ist Calavera Catrina, der elegante Schädel, wohl das allgegenwärtigste Symbol des Día de Muertos.
Pan de muerto: Essen für die Toten
Auf der Reise von der Geisterwelt ins Reich der Lebenden bekommt man einen ziemlichen Hunger. So zumindest glaubt man es in Mexiko traditionell. Einige Familien stellen die Lieblingsmahlzeit des Verstorbenen auf den Altar. Es gibt aber auch allgemein verbreitete Gaben:
Pan de muerto, das Brot der Toten, ist ein süßes Brot, das oft Anissamen enthält und mit Knochen und Schädeln aus Teig verziert ist. Die Knochen können in einem Kreis angeordnet sein, der den Kreislauf des Lebens repräsentiert. Kleine Teigtropfen symbolisieren Trauer.
Zuckerschädel sind Teil der traditionellen Zuckerkunst, die im 17. Jahrhundert von italienischen Missionaren mitgebracht wurde. Die Schädel werden in Formen gepresst und mit Zuckerfarben verziert und sind in allen möglichen Größen und Detailgraden erhältlich.
Zu den Getränken gehören Pulque, ein süßes, fermentiertes Getränk aus Agavensaft; Atole, ein dünnflüssiger, warmer Brei aus Maismehl mit unraffiniertem Rohrzucker, Zimt und Vanille; und heiße Schokolade.
Kostüme
Der Día de Muertos ist eine sehr gesellige Veranstaltung, bei der zu jeder Tages- und Nachtzeit auf den Straßen und öffentlichen Plätzen etwas los ist. Sich selbst als Skelett zu verkleiden, gehört dabei traditionell zum Spaß dazu. Menschen jeden Alters bemalen kunstvoll ihre Gesichter, damit sie Schädeln ähneln. In Anlehnung an Catrina tragen sie dazu Anzüge oder schicke Kleider. Viele Feiernde tragen außerdem Muscheln oder andere Krachmacher, die zur Stimmung beitragen und vielleicht die Toten wecken und sie in der Nähe der Feierlichkeiten halten.
Papel Picado
Wer schon mal in einem mexikanischen Restaurant war, hat diese wunderschönen Papierkunstwerke dort vielleicht gesehen. Die wörtliche Übersetzung – durchlöchertes Papier – beschreibt auch den Herstellungsprozess perfekt. Künstler legende Dutzender der Papierblätter übereinander und Hauen dann mit Hammer und Meißel Löcher hinein. Papel picados gibt es nicht ausschließlich zum Día de Muertos, aber sie spielen bei diesen Feiertagen eine wichtige Rolle. Die Altäre und Straßen werden mit diesen kunstvollen Papieren verziert, die den Wind und die Zerbrechlichkeit des Lebens repräsentieren.
Día de Muertos heute
Dank des Informationszeitalters und der Anerkennung durch die UNESCO ist der Día de Muertos, heutzutage beliebter denn je – sowohl in Mexiko als auch im Ausland. Seit mehr als zwölf Jahren hält beispielsweise die gemeinnützige Kulturorganisation „Mano a Mano: Mexican Culture Without Borders“ mit Sitz in New York die stadtweit größte Feier zum Tag der Toten ab. Aber die authentischsten Feierlichkeiten finden in Mexiko selbst statt.
Ihr habt die Wahl
In Mexiko feiern zahlreiche Gemeinden den Día de Muertos, aber Stil und Bräuche unterscheiden sich je nach Region abhängig davon, welche der prä-hispanischen Kulturen dort vorherrscht.
Pátzcuaro
Eine der bewegendsten Feierlichkeiten zum Día de Muertos findet jedes Jahr in Pátzcuaro statt, einer kleinen Gemeinde etwa 360 Kilometer westlich von Mexiko-Stadt im Bundesstaat Michoacán. Dort versammeln sich Einheimische aus dem umliegenden Land an den Ufern des Pátzcuaro-Sees. Sie steigen in Kanus, an deren Bug jeweils eine einzelne Kerze brennt, und paddeln zu einer kleinen Insel namens Janitzio, um dort auf einem Friedhof der Ureinwohner eine Nachtwache zu halten.
Mixquic
In diesem Vorort von Mexiko-Stadt läuten die Glocken eines Klosters der Augustiner eine Prozession der Gemeindemitglieder ein. Sie ziehen mit Kerzen und Blumen zum Friedhof, wo sie die Gräber ihrer Liebsten säubern und dekorieren.
Tuxtepec
Die kleine Stadt im nordöstlichen Teil von Oaxaca ist hauptsächlich für ihre Alfombras bekannt: Tagelang verbringen die Einheimischen mit der mühevollen Arbeit, bei der sie gefärbte Sägespäne, Blütenblätter, Reis, Kiefernnadeln und andere organische Materialien zu kunstvollen Mustern auf den Straßen der Stadt arrangieren. Traditionell werden solche Sägespanteppiche für wichtige Prozessionen angefertigt, aber die Alfombras von Tuxtepec werden in einem Wettbewerb zum Día de Muertos bewertet.
Aguascalientes
Aguascalientes, das sich etwa 225 Kilometer nördlich von Guadalajara befindet, ist der Geburtsort des Kupferstechers José Guadalupe Posada. Hier erstreckt sich der Día de los Muertos auf fast eine Woche während des Festival de Calaveras. Die Feierlichkeiten kulminieren in einer großen Schädelparade auf der Avenida Madero.
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