Vintage-Horror: Halloweenkostüme vor 100 Jahren
Rollschuhe, mystische Symbole und Gruselgeister prägten die frühen Halloweentraditionen in den USA vor 100 Jahren.
Noch vor 100 Jahren fanden Kostümpartys in den USA deutlich häufiger statt. Damals verkleideten sich die Menschen nicht nur zu Halloween, sondern auch für andere Feiertage wie Valentinstag und Neujahr, schreibt Lesley Bannatyne, die Autorin des Buches „Halloween Nation: Behind the Scenes of America's Fright Night“.
Private Gesellschaftsclubs veranstalteten oft Halloweenpartys für ihre Mitglieder, weil Halloween zufällig der erste große Feiertag nach der Sommersaison war, die viele Leute in ihren Sommerhäusern verbrachten, so Bannatyne.
Trotzdem sagte sie, „es ist nicht so, dass Halloween [im frühen 20. Jahrhundert] ein Phänomen der Ostküste oder der gehobenen Gesellschaft war. Menschen aus dem ganzen Land und aus allen Gesellschaftsschichten kostümierten sich, sogar noch in den kleinen Bergarbeiterstädten ganz im Westen“.
Das „frühe 20. Jahrhundert war durch den Beginn einer echten Demokratiebewegung charakterisiert, ein Drängen in Richtung einer Populärkultur“, sagte Bannatyne. Halloween war „sehr egalitär – jeder feierte es auf seine Art.“
Vor einem Jahrhundert ließen sich die Leute bei ihren Halloweenkostümen und -dekorationen stark von der Natur inspirieren. Getreidehalme (siehe Bild), Gemüse, Äste und Blätter wurden dabei oft verwendet, sagt Bannatyne.
Ursprünglich galt Halloween in den USA als „rustikaler, ländlicher Feiertag“, insbesondere zur viktorianischen Zeit (ca. 1840 – 1900), wie sie erzählt.
„Von den Folgen der Industrialisierung überwältigt, suchten [die Viktorianer und frühe Halloween-Freunde] Zuflucht in unbeschwerteren Zeiten, als noch mehr Menschen mit dem Land und der Natur verbunden waren. Der idyllische, ländliche Charakter von Halloween, dem Feiertag aus der Alten Welt, gefiel ihnen.“
In Amerika war Halloween eigentlich hauptsächlich ein Fest für Kinder – bis 1978 der Slasherfilm „Halloween“ in die Kinos kam und das Fest „mit zeitgenössischem Horror“ verband, sagt sie.
Diese neue Assoziation mit Blut und Gewalt „machte den Feiertag auch für Erwachsene und ältere Kinder attraktiver“.
Die Monde und Sterne könnten beispielsweise auf eine Faszination für Mystik und Magie hindeuten, die seit Jahrhunderten mit dem „unheimlichen Geist“ von Halloween assoziiert werden, erklärt sie. „Man findet beispielsweise oft ägyptisch angehauchte Kostüme, wegen der mystischen Vorstellung vom Alten Ägypten.“
Die himmlischen Symbole könnten aber auch für die Nacht stehen.
„Hexen und Halloween sind in der Vorstellung der Menschen schon mindestens seit dem 16. Jahrhundert in Schottland miteinander verbunden“, sagt Bannatyne. Von damals „gibt es Gedichte wie Alexander Montgomeries ‚The Flighting of Polwart‘, in dem Hexen an Allerheiligen durch die Nacht reiten.“
„Früher hat man Kostüme immer selbst gemacht“, fügt sie hinzu. „Erst in den 1920ern und 30ern begannen die Leute, vorgefertigte Kostüme zu kaufen, als ein paar gewitzte Firmen erkannten, dass man mit Halloweendekoration Geld machen kann.“
„Die meisten gesellschaftlichen und privaten Organisationen [in den USA] veranstalteten in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts Halloweenpartys für Kinder“, sagt Bannatyne. Dazu gehörten beispielsweise Tanzschulen, Kirchen, Frauengruppen und sogar Militärvereinigungen.
„Teils war das ein Versuch, die Kinder den Tag über beschäftigt zu halten, damit sie abends nicht so viel Unsinn anstellten.“
Aufgrund des ländlichen Ursprungs von Halloween – in den keltischen Regionen Europas wurde dessen Vorgänger Samhain schon vor 2.000 Jahren gefeiert – spielten bei diesem Feiertag zur Erntezeit häufig Äpfel, Nüsse und Kohlköpfe eine Rolle, sagt Bannatyne.
Mittlerweile wird Halloween nicht mehr mit bestimmten Personen, Ethnien oder Ereignissen assoziiert. Deshalb dient der Feiertag ihr zufolge oft als „kultureller Indikator“ für aktuelle Entwicklungen in der US-Gesellschaft.
An Halloween 2001, nach den Terroranschlägen vom 11. September, gingen zum Beispiel mehr Familien als sonst von Tür zu Tür, um Süßigkeiten zu erbeten und zu zeigen, dass sie sich nicht einschüchtern ließen, so Bannatyne. Viele Kinder verkleideten sich damals als Feuerwehrleute.
Der Artikel wurde ursprünglich in englischer Sprache auf NationalGeographic.com veröffentlicht.
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