Überraschender Fund: Wie kommt keltisches Gold nach Brandenburg?

Auf einem Acker im Westen Potsdams wurden 41 keltischen Goldmünzen entdeckt. Nach Angaben von Archäologen handelt sich um den größten Kelten-Goldfund der Region – und einen Beleg für die weitreichenden Handelsnetzwerke der Frühgeschichte.

Von Nina Piatscheck
Veröffentlicht am 21. Jan. 2022, 08:36 MEZ
Keltische Goldmünzen aus Brandenburg

Die erste Untersuchung des Hortfundes zeige ein sehr homogenes Bild der Münzen. „Überraschend ist die Stempelgleichheit der Münzen”, sagt Numismatiker Marjanko Pilekic, der den Fund bearbeitet. Sie sind offenbar alle in einer Werkstatt gefertigt worden.


 

Foto von T. Kersting, BLDAM

Größere Handelstransaktion, diplomatisches Geschenk oder Beute? Der Fund von mehr als 2000 Jahre alten Goldmünzen im Landkreis Potsdam-Mittelmark begeistert Archäologen und lässt Raum für Interpretation. Denn sie sind keltischen Ursprungs – und die Kelten lebten hier, soweit bekannt, nie. 

Das macht den Fund über die Grenzen Brandenburgs hinaus spannend, denn er zeigt nach Angaben der Forscher, wie weitreichend die Netzwerke des frühgeschichtlichen Europas waren. Kultusministerin Dr. Manja Schüle bezeichnet den Münzfund als „Sensation und eine unersetzliche Informationsquelle”. 

Mit Metalldetektor auf Schatzsuche

Entdeckt wurden die Kelten-Münzen, die auch als Regenbogenschüsselchen bezeichnet werden, innerhalb einer Siedlung der frühgermanischen Jastorf-Kultur auf einem Acker. Der Finder Wolfang Herkt ist ehrenamtlicher Bodendenkmalpfleger des Brandenburgischen Landesamts für Denkmalpflege und Archäologischen Landesmuseums (BLDAM). Die ersten Münzen hatte er bereits 2017 aufgespürt, die restlichen mithilfe eines Metalldetektors Monate später. Ein „Ausnahmefund, den man vermutlich nur einmal im Leben macht”, so Herkt.

Dass die Nachricht über seine Entdeckung erst vier Jahre später öffentlich gemacht wird, war wohl bedacht: Die Forschenden wollten verhindern, dass es zu einer illegalen Schatzsuche kommt. Die Münzen sind aus Gold und Silber sowie etwas Kupfer gefertigt und damit nicht nur historisch wertvoll.

Extrem homogener Hortfund

Unterdessen gibt nicht nur der Fundort der Münzen, sondern auch ihre Beschaffenheit Anlass zur Freude: „Überraschend ist die Stempelgleichheit der Münzen”, sagt  Numismatiker Marjanko Pilekic, der den Fund bearbeitet. Die erste Untersuchung des Hortfundes zeige ein sehr homogenes Bild der Münzen. Sie kämen offenbar aus einer Werkstatt und wurden wahrscheinlich zur gleichen Zeit geprägt. 

„Das alles deutet darauf, dass der Hort nicht über längere Zeit und aus verschiedenen Quellen gebildet wurde.” Er ist also nicht über Jahre angehäuft worden, sondern muss mit einem Mal übergeben worden sein. Auch das gebe einmalige Einblicke in die Frühgeschichte. 

Wie genau die Münzen westlich von Berlin landeten, bleibt jedoch offen. Nach Angaben vom Landesarchäologen Prof. Dr. Franz Schopper könnten die Germanen die Münzen als Bezahlung für Felle, blondes Frauenhaar oder Sklaven bekommen haben. Aber auch Beute ist eine mögliche Version der Geschichte.

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