Rätsel um schwangere Mumie gelöst
Archäologen sind im vergangenen Jahr erstmals auf einen Leichnam mit mumifiziertem Fötus aus dem Alten Ägypten gestoßen. Jetzt ist klar, warum er so gut erhalten blieb.
Forschende haben die schwangeren Mumie genau untersucht: Warum ist der Fötus so gut erhalten geblieben?
Zwei Mumifizierungsprozesse in einem einzigen einbalsamierten Leichnam – eine Entdeckung, die Archäologen nicht alle Tage machen: Das polnische Forscherteam des Warsaw Mummy Project stellte bei Erforschungen eines altägyptischen Leichnams fest, dass es sich um eine schwangere Mumie handelte. Der Fötus wurde über die Jahrtausende in der Gebärmutter konserviert. Es handelt sich um den ersten bekannten Fall einer schwangeren altägyptischen Mumie.
Durch extensive Recherchen und CT-Scans konnte das Team nun neue Erkenntnisse zu dieser schwangeren Mumie erzielen: Die verstorbene Frau wurde während ihrer Einbalsamierung komplett mit Natron bedeckt, um ihren Körper zu trocknen. Mit diesem Vorgang trocknete im gleichen Zuge auch die Gebärmutter und der darin enthaltene Fötus aus.
Durch die Einlagerung und Füllung des Körpers mit Natron wurde der Zugang von Luft und Sauerstoff im Körper der Toten wortwörtlich erstickt, sodass die Gebärmutter mit dem Fötus hermetisch abgeschlossen wurde.
Schwangerschaft in der Antike
Die Leiche wurde in königlichen Gräbern in Theben, dem damaligen Oberägypten, gefunden und stammte ersten Erkenntnissen zufolge aus der Elite der thebanischen Gemeinschaft. Eine genauere Untersuchung ergab, dass die Frau im Alter zwischen 20 und 30 Jahren starb, der Fötus war zu diesem Zeitpunkt zwischen 26 und 30 Wochen alt.
„Der erstaunliche Fund aus Ägypten ermöglicht uns neue Einblicke in das Thema der Schwangerschaft in der Antike und der Praktiken im Zusammenhang mit der Mutterschaft“, berichten die Archäologen in ihrer Studie, die im Dezember 2021 im Journal of Archaeological Science erschienen ist.
Archäologische Herausforderung – was Knochen nicht zeigen
Wenn Radiologen Mumien untersuchen, suchen sie normalerweise nach Knochen. Allerdings haben Föten in Mumien möglicherweise keine gut erhaltenen Knochen und sind daher auf Röntgen- und Computertomographie-Bildern möglicherweise nicht sichtbar.
„Unsere Forschung zeigt, dass es wichtiger ist, die Form der Weichteile im Beckenbereich zu untersuchen“, berichtet das polnische Forscherteam. „Vor allem ist es sehr wahrscheinlich, dass es in anderen Museumssammlungen Mumien von schwangeren Frauen gibt.” Sie seien jedoch möglicherweise in dieser Hinsicht nicht ausreichend untersucht worden. „In Anbetracht unserer Erkenntnisse ist es nur eine Frage der Zeit, bis die nächste mumifizierte schwangere Frau entdeckt wird“, erklärt das Forschungsteam.
Die mysteriöse Dame birgt noch viele Geheimnisse – unklar bleibt, warum der Fötus in der Gebärmutter belassen wurde, während andere innere Organe entfernt wurden. Die Archäologen des Warsaw Mummy Project arbeiten nun an der Lösung.