Mumienforschung: Erster Blick unter die Maske des „Goldenen Jungen“

Neue Scans der altägyptischen Teenager-Mumie zeigen: Um ihm die Reise ins Jenseits zu erleichtern, gaben die Bestatter dem Toten nicht nur Sandalen mit auf die Reise, sondern auch 49 wertvolle Amulette.

Von Lisa Lamm
Veröffentlicht am 27. Jan. 2023, 16:04 MEZ
CT-Scan der Mumie Goldener Junge.

Durch CT-Scans ist es einem Forschungsteam gelungen, das Innere des Goldenen Jungen, einer bekannten Mumie aus dem 3. Jahrhundert v. Chr., zu offenbaren.

Foto von SN SALEEM, SA SEDDIK, M EL-HALWAGY

Eingehüllt in braune Tücher, geschmückt mit Farnen – und auf dem Kopf eine vergoldete Maske: Der sogenannte Goldene Junge ist wohl eine der spannendsten altägyptischen Mumien aus der griechisch-römischen Zeit. Nun hat ein Forschungsteam von der Universität Kairo und dem Ägyptischen Museum in Kairo auch das Innere der Teenager-Mumie erforscht – und sie so digital enthüllt.

Dabei offenbart das Team um Sahar Saleem, Professorin an der medizinischen Fakultät der Universität Kairo, Ägypten, welche Grabbeigaben dem toten Teenager vor etwa 2.300 Jahren mitgegeben wurden – und was diese über die Glaubensvorstellungen der Alten Ägypter aussagen. Ihre Ergebnisse veröffentlichten die Forschenden in der Fachzeitschrift Frontiers in Medicine.

Wertvolle Geschenke

Die Mumie des Jungen stammt von einem Friedhof, der zu Zeiten des Ptolemäischen Königreichs – etwa 332 bis 30 v. Chr. – in Edfu, Ägypten, betrieben wurde. Seit 1916 befindet sich der Goldene Junge im Ägyptischen Museum Kairo und wurde im Rahmen der aktuellen Studie nun erstmals untersucht. Mithilfe der Computertomografie konnten die Forschenden unter die Tücher und die goldene Kopfmaske des Jungen blicken und sowohl sein Skelett als auch die Grabbeigaben unter der äußeren Hülle genau analysieren.

Die einzelnen Stadien der CT-Durchleuchtung des Goldenen Jungen. Nach und nach werden so die Mumie, das weiche Gewebe, die Amulette und das Skelett sichtbar. 

Foto von SN SALEEM, SA SEDDIK, M EL-HALWAGY

Unter den Tüchern hat der Junge die Arme vor der Brust verschränkt. Außerdem ist er mit 49 Amuletten reich geschmückt bestattet worden – darunter ein Skarabäus, der in der Brusthöhle des Jungen platziert wurde, ein sogenanntes Akhet-Amulett des Horizonts, ein Horusauge und ein goldenes Zungenblatt. Platziert wurden sie sorgsam an verschiedenen Körperstellen. „Viele der Beigaben waren aus Gold gefertigt, einige aber auch aus Halbedelsteinen, gebranntem Ton oder Fayence, einer Art Keramik“, sagt Radiologin Sahar Saleem. Außerdem trug der Junge an den Füßen weiße Sandalen.

Hilfe für den Eintritt ins Jenseits

Sowohl die Schuhe als auch der Schmuck geben den Forschenden spannende Einblicke in die Glaubensvorstellungen der Alten Ägypter. „Der Zweck der Amulette war es, den Körper zu schützen und ihm im Jenseits Vitalität zu verleihen“, sagt Saleem. „Die Schuhe sollten es dem Jungen wahrscheinlich ermöglichen, aus dem Sarg zu gehen.“ Laut dem Ägyptischen Totenbuch mussten Verstorbene jene tragen, um die Rituale ausführen zu dürfen, die ihnen Eintritt ins Jenseits gewähren sollten. 

BELIEBT

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    Neben diesen Hilfen für die Reise ins Jenseits, wurde auch das Äußere der Mumie gut ausgestattet, beispielsweise mit sorgsam platzierten Farnblättern. Auch diese hatten für die Alten Ägypter eine heilige Bedeutung. „Sträuße aus Pflanzen und Blumen wurden bei der Bestattung neben den Verstorbenen gelegt: Dies geschah zum Beispiel bei den Mumien der Könige des Neuen Reiches Ahmose, Amenhotep I. und Ramses dem Großen“, so Saleem. 

    Vor allem der Einblick in die Bräuche der Alten Ägypter fasziniert Saleem an der Studie von Mumien. Die Geheimnisse unter der Maske des Goldenen Jungen tragen nun zur Erweiterung dieses Verständnisses bei.

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