Luftverschmutzung in der Antike: Römer überschritten heutige Grenzwerte

Zwischen dem 2. und 5. Jahrhundert produzierten die Römer in der Eifel Keramik in großen Brennöfen. Ein Experiment der Universität Trier zeigt: Die damalige Industrie hatte fatale Auswirkungen auf die Luftqualität.

Von Lisa Lamm
Veröffentlicht am 4. Apr. 2023, 09:30 MESZ
Eine Forscherin nutzt den Nachbau eines römischen Töpferei-Ofens.

Im Alten Rom boomte die Brennofen-Industrie. In einem Experiment haben Forschende mithilfe eines Nachbaus eines römischen Töpferei-Ofens nun analysiert, welche Auswirkungen die alten Brennöfen auf die Luftqualität hatten.

Foto von Universität Trier

Die Römer haben nicht nur die Infrastruktur und das kulturelle Leben in ihrem Reich vorangetrieben, sondern waren auch begnadete Erfinder. Neben der ersten Fußbodenheizung oder ausgetüftelten Badeanlagen erschufen sie nach neuesten Untersuchungen auch ganze Industrieregionen. 

Ein solches Gebiet, in dem die Römer in großem Stil der Keramikproduktion nachgingen, wurde erst kürzlich vom Leibniz-Zentrum für Archäologie (LEIZA) unter der Leitung des Archäologen Holger Schaaff entdeckt. Laut seinen Untersuchungen führten die Römer in der Region um die Stadt Speicher in der Eifel zwischen dem 2. und 5. Jahrhundert n. Chr. bis zu 240 Töpferbetriebe auf einer Fläche von etwa vier Quadratkilometern – ein regelrechtes Industriegebiet.

Doch hatte dieses – ähnlich wie heutige Industriegebiete – bereits damals Auswirkungen auf die Luftqualität in der Region? Ein experimentelles Studienprojekt der Universität Trier ist dieser Frage nun nachgegangen: Hatten die Römer aufgrund ihrer industriellen Bestrebungen bereits vor über 1.500 Jahren mit Luftverschmutzung zu kämpfen?

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Grenzwertüberschreitung im römischen Industriegebiet 

Um den Grad der Luftverschmutzung in der Region um die alten Töpfereien bestimmen zu können, erstellten die Studierenden, die an dem Projekt teilnahmen, eine Simulation, in der alte Wetter- und Geländedaten sowie die Emissionen der Öfen einbezogen wurden. So konnten sie nicht nur den Schadstoffausstoß der Töpferbetriebe nachvollziehen, sondern auch die Verbreitung dieser Stoffe in der Luft.

Dabei wurde sowohl die Größe der damaligen Töpferöfen berücksichtigt als auch die Tatsache, dass der Output der Töpfereien geringer war als der heutiger Industrieanlagen. Auch die Zeit, die damals für einen Brennvorgang benötigt wurde, konnte anhand von nachgebauten Brennöfen des LEIZA genau berechnet werden.

BELIEBT

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    Das Ergebnis der Computeranalyse: Heutige Grenzwerte für Luftschadstoffe wie Stickoxide und Kohlenmonoxid wurden damals in der Region überschritten – vor allem aufgrund fehlender Filter- und Abgasreinigungssysteme an den Brennöfen.

    Wussten die Römer von der Umweltverschmutzung?

    Das Studienteam simulierte den Ausstoß nicht nur für die Töpferbetriebe in Speicher, sondern auch für die Region um Mayen. Auch dort hatten die Römer Keramik in großem Stil produziert. Bei dieser Simulation konnten die Studierenden zusätzlich nachvollziehen, wie sich die Luftqualität veränderte, nachdem die meisten der in Mayen ansässigen Töpfereien die Region verließen. Und tatsächlich: Laut der Computersimulation sank die Konzentration der Luftschadstoffe in der dortigen römischen Siedlung nach der Verlegung der Töpfereien.

    Ob den Römern damals bewusst war, dass sie giftige Abgase in die Umwelt beförderten, lässt sich noch nicht beantworten. Zumindest haben sie nach der Verlegung der Töpferindustrie in Mayen sicherlich bemerkt, dass die Luft weniger staubig war – und dass ihre Siedlung wieder besser roch.

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