Wildnis vor der Haustür: Zwischen Burgen und Blüten der Eifel

Für den German Roamers-Fotograf Johannes Höhn ist es vor allem der Mix aus Natur und Bauwerken, der das deutsche Mittelgebirge spannend macht.

Von National Geographic
Veröffentlicht am 11. Juli 2019, 15:06 MESZ
Burg Eltz
Das rheinland-pfälzische Tal Elz ist in wunderschöne Herbsttöne getaucht. Mittendrin: die Burg Eltz.
Foto von Johannes Höhn

Wo ist Deutschland am schönsten? Fünf Naturfotografen des Kollektivs „German Roamers“ haben uns ihre Lieblingsorte verraten. Johannes Höhn ist am liebsten in Eifel und Hunsrück unterwegs.

Als Johannes Höhn im Sommer 2018 von dem bevorstehenden Blutmond erfährt, ist für ihn klar: Es soll ein besonderes Motiv werden. Also setzt er sich an diesem Abend ins Auto und fährt dorthin, wo er immer hinfährt, wenn er schöne Bilder machen möchte: in die Eifel. „Ich war spät dran und hatte vorher nicht checken können, aus welcher Perspektive das Bild am besten werden könnte“, sagt er. Klar ist nur: Er will zur Burg Cochem.

Der Blutmond über der Burg Cochem am 28. Juli 2018.
Foto von Johannes Höhn

Gegen zehn Uhr abends steht er zusammen mit seiner Frau und einem Anwohner unter der Burg und macht das Bild, das er bislang als bestes seiner Fotografen-Karriere bezeichnet. „Eine halbe Stunde, nachdem das Bild entstanden ist, habe ich es online hochgeladen.“ Es bekommt über 55.000 Likes.

Höhn ist einer der Gründer der German Roamers. Bevor er Mond und Burgen fotografierte, waren es Schuhe von Nike oder Adidas, die er vor der Linse hatte: Er sammelte Turnschuhe und setzte seine Favoriten für die sozialen Netzwerke in Szene. So interessant, dass 2013 ein Sneaker-Händler auf ihn aufmerksam wurde und ihn fest als Fotograf engagierte. Dabei studierte Höhn zu diesem Zeitpunkt eigentlich Sport.

Auf Sneaker folgten Schluchten. Sein Interesse für Naturfotografie weckte wenig später das Internet: „In den USA und Kanada kam eine neue Art der Landschaftsfotografie auf, mystisch und dramatisch“, sagt er. „Mich hat das begeistert. Aber finanziell war es nicht drin, nach Kanada zu fliegen.“ Also entdeckt er die nahegelegenen Mittelgebirge der eigenen Heimat Köln: Eifel und Hunsrück.

BELIEBT

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    Für stimmungsvolle Aufnahmen muss man nicht weit reisen, wie die nebelumschlungene Burg Cochem beweist.
    Foto von Johannes Höhn

    „In Köln findet man spektakuläre Natur in nächster Nähe“, sagt Höhn. „In rund einer Stunde ist man mit dem Auto an tollen Bergen, Flüssen, Schlössern.“ Bei Monschau, circa 100 Kilometer westlich der Stadt am Rhein, könne man im Frühling auf der Narzissenroute Millionen von gelben Blüten sehen und riechen. Im Lampertstal wandere man durch Wachholderbüsche, die surreal wirken. „Gerade bei Nebel oder im Morgengrauen“, so Höhn. Der 33-Jährige, der in Kaiserslautern aufgewachsen ist, fotografiert am liebsten bei schlechtem Wetter. „So bekommt man gute Stimmungen und das interessanteste Licht.“

    Das absolute Non-Plus-Ultra ist für ihn jedoch ein Bauwerk: die Burg Eltz aus dem 12. Jahrhundert. Sie liegt im Tal der Elz, das Maifeld und Eifel trennt. Gerade im Herbst, mit den bunten Farben der Bäume, hat er dort schon viele Aufnahmen gemacht. Zusammen mit der Hängeseilbrücke Geierlay und der Burg Cochem an der Mosel bildet sie „ein optimales Dreieck für Fotografen, die spektakuläre Motive suchen“, sagt er. „Schöne Natur gibt es in Deutschland überall. Dass man in so kurzer Distanz drei so spektakuläre Bauwerke hat, macht die Gegend aber absolut einzigartig.“ Die Brücke wurde 2015 fertiggestellt, gerade, als Höhn loslegte mit der Naturfotografie.

    Höhns Geheimtipp, wenn man von Köln aus unterwegs ist, gilt im Jahr nur wenige Tage: der Wald der Blauen Blumen bei Hückelhoven. Dort blüht der Boden im April voll mit Hasenglöckchen. „Einmalig in Deutschland und jedes Jahr nur für kurze Zeit ein Spektakel.“ Den perfekten Schuss will er hier selbst noch machen.

    Johannes Höhn von den German Roamers.
    Foto von Johannes Höhn

    Über German Roamers:

    Wer spektakuläre Natur sehen will, muss nicht nach Island fliegen. Es reicht ein Ausflug in die Eifel, in den Harz, oder in eine der anderen vielfältigen Landschaften, die oft direkt vor der Haustür liegen. Nach dieser Maxime arbeiten die 14 Fotografen des Kollektivs German Roamers, was übersetzt so viel wie deutsche Wanderer bedeutet. Seit 2015 veröffentlichen sie auf Instagram ihre Naturaufnahmen aus Deutschland und erreichen damit heute über 350.000 Menschen. Damit sind die German Roamers die größten Influencer unter deutschen Outdoor-Fotografen. Zu sehen gibt es mystische Naturaufnahmen und spektakuläre Drohnenschüsse. Unter dem von ihnen etablierten Hashtag #weroamgermany posten mittlerweile auch tausende Hobbyfotografen ihre Aufnahmen deutscher Landschaften.

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