Brotlaibidole: Mysteriöse Objekte aus der Bronzezeit
Die sonderbaren ‚Brotlaibidole‘ sind teilweise über 3.700 Jahre alt. Im Rahmen einer aktuellen Ausstellung wird das Ausmaß ihrer Verbreitung deutlich.
Bis zu zehn Zentimeter groß und mit mysteriösen Markierungen auf der Oberfläche: Brotlaibidole sind kleine, ovale Objekte aus Ton, die es mindestens seit der frühen Bronzezeit zwischen 1750 und 1500 v. Chr. gibt. Ihr Zweck: unbekannt.
Seit über 100 Jahren versuchen Forschende herauszufinden, wozu sie hergestellt wurden und in welchem Kontext unsere Vorfahren die Idole nutzten. Harald Meller vom Landesmuseum für Vorgeschichte in Sachsen-Anhalt zählt die Objekte zu den „rätselhaftesten Gegenstände[n] der mitteleuropäischen Bronzezeit.“
Fundorte in ganz Europa

Die meisten Brotlaibidole haben ringförmige Markierungen auf ihrer Oberseite, teilweise mit größeren Einkerbungen in der Mitte der Ringe.
Ihren Namen haben die Tonsteine aufgrund ihres Aussehens erhalten. Durch ihre Form und die Markierungen an der Oberfläche, die an eingeschnittene Brotkrusten erinnern, sehen sie aus wie Brotlaibe. Entdeckt wurden sie erstmals um das Jahr 1860 in Nordungarn. Seither haben Archäolog*innen die rätselhaften Objekte in ganz Europa gefunden – von Nordwestbulgarien bis ins Mittelrheingebiet und von Mittelitalien bis Polen. Jährlich kommen neue Funde hinzu.
Auch in Deutschland wurden schon mehrere Brotlaibidole entdeckt, beispielsweise in der Nähe des Bornhöck, einem frühbronzezeitlichen Grabhügel im Saalekreis.
Warum haben Menschen die Idole erschaffen?
Theorien dazu, wie die Menschen die Idole nutzten, gibt es mehrere. Eine der gängigsten, so Meller in einem Beitrag des Landesmuseums für Vorgeschichte, sei, dass die Brotlaibidole eine Bedeutung für Kommunikation und Handel hatten. Dafür sprächen vor allem die Codes auf den Steinen, deren genaue Bedeutung man bisher noch nicht entschlüsseln konnte.
Diese Theorie hält auch Wolfgang David, Leiter des Archäologischen Museums Frankfurt (AMF), für plausibel. Am AMF findet seit Oktober 2024 die Aenigma 2.0 statt, eine interaktive Ausstellung, in der aktuell so viele Brotlaibidole wie noch nie zuvor gemeinsam ausgestellt werden. David betont gegenüber dem Spiegel aber noch weitere mögliche Funktionsweisen der Idole, darunter die Verwendung als Kinderspielzeug.
Die Bezeichnung Idole hält der Leiter des AMF derweil für irreführend, da die Steine seiner Meinung nach vermutlich keine rituelle oder religiöse Funktion hatten. Dagegen sprächen die Fundorte der Steine, die bisher keinen rituellen Kontext aufweisen. Auch daran, dass es sich bei den Steinen um bloße Deko-Gegenstände handelte, glaubt er nicht.
