Umweltzerstörung in der Antike: Als aus Wäldern Wüsten wurden
Gerodete Wälder, bleiverseuchte Böden, giftiger Feinstaub: Umweltverschmutzung ist keine Erfindung der Moderne. Schon die alten Griechen und Römer haben Raubbau an der Natur betrieben.

Wald – so weit das Auge reicht. So ähnlich wie hier auf Zypern könnten einst große Teile des Mittelmeerraums ausgesehen haben.
Plinius der Ältere war nicht nur einer der bedeutendsten Gelehrten der Antike. Vermutlich war er der erste Umweltaktivist. „Wir vergiften die Flüsse und die Elemente der Natur und selbst das, was uns leben lässt, die Luft, verderben wir“, warnte der römische Naturforscher vor fast 2.000 Jahren.
Schriftliche Zeugnisse wie diese zeigen: Schon seit Jahrtausenden betreibt die Menschheit Raubbau an der Natur. Italien, Griechenland und viele andere Regionen des Mittelmeerraums waren einst dicht bewaldet. Auch in Nordafrika standen riesige Wälder. Heute ist kaum etwas davon übrig.
Der damalige Holzbedarf war immens: Häuser, Schiffe und Brennstoff für Heizungen und Metallverarbeitung erforderten gigantische Mengen an Bäumen. Schon vor dem Aufstieg des Römischen Reichs rodeten die Griechen ganze Landstriche, darunter die in der Bibel erwähnten Zedernwälder im heutigen Libanon. Von den ursprünglichen 500.000 Hektar Wald sind heute etwa 2.000 Hektar übrig.
Vergiftete Böden, verpestete Luft
Mit Expansion des Römischen Reiches breitete sich der Kahlschlag weiter aus. Zunächst wurden Wälder zu Äckern. Ägypten etwa galt als Kornkammer der Römer. Doch die Böden laugten aus und intensive Beweidung trieb die Erosion weiter voran. Vielerorts, wo einst dichte Wälder standen, findet man heute die verdorrte Buschlandschaft der Macchie oder Garrigue. In Nordafrika wurden Regionen so stark entwaldet, dass sie schließlich zu Wüsten wurden.
Die Umweltzerstörung beschränkte sich jedoch nicht nur auf die Abholzung. Abbau und die Verarbeitung von Silber, Blei und anderen Metallen hinterließen ebenfalls massive Spuren. Vergiftete Böden, verdreckte Flüsse, verpestete Luft: Das gab es lange vor der Industriellen Revolution.
Neuere Forschungen zeigen, dass die Menschen aus dem küstennahen Umland der Ägäis ihre Umwelt schon vor 5.200 Jahren mit Blei schädigten. Das Schwermetall wurde unter anderem bei der Herstellung von Silber freigesetzt. Damit gibt die Bleiverschmutzung im antiken Griechenland auch Auskunft über den sozioökonomischen Wandel – von traditionellen landwirtschaftlichen zu fortgeschrittenen Geldgesellschaften.

Einst bewaldet, heute karg: Trockene Buschlandschaft auf Kreta
Feinstaub in der antiken Eifel
Später, mit der römischen Eroberung Griechenlands ab 146 v.Chr., nahm die Bleikonzentration nochmals zu, weil die Römer den Metallabbau weiter forcierten. Aber auch dort, wo weder Bergbau noch Metallverarbeitung in großem Stil betrieben wurden, fanden Forschende immer wieder hohe Schwermetallbelastungen im Boden. Zum Beispiel in Gerasa, im heutigen Jordanien. Offenbar trugen bereits das alltägliche Handwerk zur Umweltverschmutzung bei.
Auch die Luft litt erheblich. Untersuchungen in der Eifel haben gezeigt, dass römische Töpfereien im 2. bis 5. Jahrhundert n. Chr. massiven Feinstaub verursachten. Die Produktion von Keramik war in industriellem Maßstab organisiert.
So existierten in der Stadt Speicher im Eifelkreis Bitburg-Prüm bis zu 240 Brennöfen auf einer Fläche von nur vier Quadratkilometern. Moderne Experimente zeigen, dass die Luftverschmutzung durch diese Industrie die heutigen Grenzwerte weit überschritt.

Die Naturalis historia von Plinius in einer Handschrift aus dem 15. Jahrhundert
Plinius der Ältere: Umweltschützer und Prophet
Plinius der Ältere kam 79 nach Chr. beim großen Vesuvausbruch ums Leben. Sein Vermächtnis ist die Naturalis historia, zu Deutsch Naturforschung oder Naturgeschichte. Das Werk umfasst 37 Bücher mit insgesamt 2.493 Kapiteln – und ist nichts weniger als die älteste vollständig überlieferte systematische Enzyklopädie.
Heute zählt die Naturalis historia zu den wertvollsten Quellen der Wissenschaftsgeschichte. Plinius‘ Weitsicht verblüfft. An einer Stelle fragt er: „Was für ein Ende soll die Ausbeutung der Erde in all den künftigen Jahrhunderten noch finden? Bis wohin soll unsere Habgier noch vordringen?“
