32 einzigartige Aufnahmen aus einem Menschenleben im Meer

Der Fotograf David Doubilet inspiriert, schockiert und bewegt Menschen auf der ganzen Welt mit seinen Bildern – und setzt sich so für den Schutz der Ozeane ein.

Von Christina Nunez
Veröffentlicht am 19. Juni 2018, 13:56 MESZ
Ein Samtanemonenfisch lugt in der Kimbe Bay in Papua-Neuguinea aus seinem schützenden Versteck hervor. Die leuchtend ...
Ein Samtanemonenfisch lugt in der Kimbe Bay in Papua-Neuguinea aus seinem schützenden Versteck hervor. Die leuchtend weiße Anemone büßte ihre rosa Farbe ein, als sich das Wasser erwärmte und sie dazu zwang, ihre symbiotischen Algen auszustoßen. Derartige Ausbleichungsereignisse treten immer häufiger auf und bedrohen zahlreiche Korallenriffe auf der ganzen Welt.
Foto von David Doubilet, National Geographic

Seit mehr als 40 Jahren fängt David Doubilet als Unterwasserfotograf für National Geographic das Geheimnisvolle und das Herrliche ein. In dieser Zeit hat er Meereswelten auf dem ganzen Planeten festgehalten, von Botswana bis Tasmanien.

Zum Internationalen Jahr des Riffes 2018 befindet Doubilet sich nun auf einer Mission, die Korallenriffe unserer Welt umfassend zu dokumentieren. Dafür will er einige der entlegensten und entscheidendsten Riffe erkunden – und das zu einer Zeit, in der sie beispiellosen Herausforderungen und Bedrohungen gegenüberstehen.

Sie wussten schon sehr früh, dass sie unter Wasser fotografieren wollten. Wie hat sich ihre Mission im Laufe der Zeit verändert?

Als ich 12 oder 13 Jahre alt war, war ich schon ziemlich sicher, dass ich einen großen Teil meines Lebens unter Wasser verbringen würde. Ich begann, in der Karibik zu tauchen, deren Meeresboden von einem dichten Teppich aus Elchgeweihkorallen, Thalassia testudinum und Riffen voller Fische überzogen war. Es war ein grenzenloser Ozean, ein scheinbar endloses Paradies voller außergewöhnlicher Kreaturen, über die niemand etwas wusste.

Heute sind diese Tauchgänge noch immer eine Entdeckungsreise, aber etwas hat sich verändert: dem zugrunde liegt eine Dringlichkeit, einen Ort, einen Organismus oder ein Ökosystem zu erkunden, das vielleicht verschwinden könnte. Das Meer mag riesig sein, aber es ist verletzlich. Wir haben weniger als fünf Prozent unserer Ozeane erkundet, und dennoch haben wir fast neunzig Prozent aller Arten in ihnen gefischt, gegessen oder systematisch zerstört. Ich gehe mittlerweile ins Meer, um sowohl die Zerstörung als auch die Schönheit zu dokumentieren, mich für Veränderung einzusetzen und ein Gefühl der Hoffnung zu vermitteln.

Inwiefern ist die Fotografie als ein Instrument des Umweltschutzes wichtig?

Bilder haben die Macht, etwas zu zelebrieren, etwas zu vermitteln, zu ehren, zu demütigen und zu beleuchten. Sie können ein direkter Katalysator für den Schutz einer Art oder eines ganzen Ökosystems sein und viele Menschen dazu inspirieren, einen Ort selbst zu erleben.

Im Januar 1989 veröffentliche National Geographic einen Artikel über Taucher, die zusammen mit sieben Stachelrochen schwammen. Die Tiere hatten sich im North Sound von Grand Cayman Island unter ein paar Fischern versammelt, die gerade ihren Fang säuberten. Nach der Veröffentlichung des Artikels begannen Taucher, zu den Kaimaninseln zu reisen, um die Rochen zu sehen und mit ihnen zu schwimmen. Durch diese Begegnung hat sich der Ort zu einem der beliebtesten Schnorchelplätze der Welt entwickelt. Mittlerweile begrüßen ein paar hundert Stachelrochen dort täglich Tausende von Touristen. Die Rochen wurden zu geschützten und unbezahlbaren Botschaftern des Meeres.

Welcher Bilder gehören zu Ihren Favoriten?

Ein erfolgreiches Bild geht über den reinen Journalismus hinaus. Um eine Art oder die Umwelt zu schützen, muss man sie verstehen und von ihr ergriffen sein. Künstlerisch zieht es mich zu Over-Under-Aufnahmen von Eisbergen, weil sie eine Kombination aus Wasser, Licht und Eis sind. Sie sind auch eine Metapher für unseren Ozean, weil nur ein Bruchteil für das menschliche Auge sichtbar ist. Außerdem sind sie ein Statement zur globalen Erwärmung, zum Gletscherschwund und zum Anstieg des Meeresspiegels.

Manchmal hat ein Bild die herausragende Fähigkeit, zu schockieren oder zu verärgern, so wie das japanische Delfinschlachten. Die Macht dieses Bildes liegt in der Emotion und der Reaktion auf die Delfine, die in einem Hafen gefangen sind, der von ihrem Blut rot gefärbt ist.

Was hat sich an Ihrer Arbeit Ihrer Meinung nach verändert, als sie älter wurden?

Die digitale Revolution war für Unterwasserfotografen ein großer Segen. Wir waren nicht mehr auf 36 Aufnahmen pro Kamera beschränkt – mittlerweile geht uns die Luft aus, lange bevor uns die Bilder ausgehen. Wir arbeiten in einer schwierigen Umgebung mit wenig bis gar keinem Licht, geringer Sichtbarkeit, schnellen Strömungen und begrenzten Tauchzeiten. Aber jetzt können wir einfach auf die Rückseite unserer Kameras blicken und sofort damit beginnen, unsere Fehler zu korrigieren.

Eine Reihe an maßgeschneiderten Objektiven ermöglicht es mir, endoskopische Mikroaufnahmen und extreme Weitwinkelaufnahmen von Schiffswracks oder Korallenriffen zu machen, die vor Leben und Farbe nur so sprühen. Wir haben eine eingebaute DSLR-Videofunktion, mit der wir mehr Textur und Größe in unsere Geschichten bringen können. Ich mache mittlerweile Bilder, von denen ich nur träumen konnte, als ich noch mit Film gearbeitet habe.

Was für Reaktionen haben Sie auf Ihre Arbeit bekommen?

Es ist ein wundervolles Gefühl, wenn jemand zu mir kommt und sagt: „Ihre Bilder haben mein Leben verändert“ oder „Ihre Bilder haben mich dazu gebracht, Taucher, Fotograf, Filmemacher, Wissenschaftler oder Illustrator zu werden oder einfach ins Meer abzutauchen.“

Ich glaube fest daran, dass wir auf den Schultern jener Menschen stehen, die vor uns da waren. Ich bin erfreut darüber, dass ich zwei Generationen von Unterwasserfotografen beeinflusst habe und dass ich jetzt sehen kann, wie diese neuen Fotografen auf meinen Schultern stehen und technisch, wissenschaftlich und künstlerisch weiter hinaufreichen. Besonders stolz bin ich auf meine Unterwasserkollegen von National Geographic, Brian Skerry, Paul Nicklen, Thomas Peschak und Laurent Ballesta, die als Unterwasservisionäre weiterhin Grenzen sprengen. Wir alle befinden uns an der Front einer Schlacht, um eine verschwindende Welt zu beschützen und zu erhalten.

Gibt es Orte, denen sie sich besonders verbunden fühlen?

Ich fühle mich vielen Orten aus verschiedenen Gründen verbunden. Dem Roten Meer, weil dort meine Karriere begann, dem Korallendreieck aufgrund seiner gewaltigen Artenvielfalt – aber ganz besonders fühle ich mich dem Nationalpark Jardines de la Reina in Kuba verbunden, weil mich das Schutzgebiet an die unberührte Karibik meiner Jugend erinnert. Ich hatte auf dem kanadischen Meereis eine Begegnung mit Sattelrobben, die mein Leben verändert hat. Die Tierart wurde für uns zum Gesicht des Klimawandels und brachten uns dorthn zurück, um den Kampf der jungen Sattelrobben zu dokumentieren, die in einer Welt des instabilen Eises zu überleben versuchen.

Gibt es noch Orte, Themen oder Herausforderungen, die Sie erkunden und erleben möchten?

Ehrlich gesagt sind die Ozeane nach wie vor praktisch unerforscht. Arten und Ökosysteme verschwinden, bevor wir überhaupt die Chance hatten, sie zu verstehen und zu dokumentieren. Ich will jene Gebiete ausmachen und dokumentieren, die die größte Artenvielfalt aufweisen und der größten Bedrohung ausgesetzt sind.

Als technische Herausforderung will ich ein Riff unserer heutigen Zeit festhalten, einen Abschnitt mit leuchtenden Korallen richtig ausleuchten und die komplexen Schichten lebensgroß einfangen, bevor sie durch den Klimawandel und die Überfischung unwiederbringlich zerfallen sind. Aber am wichtigsten: Ich möchte jenen eine Stimme geben, die keine haben, und weiterhin Bilder machen, die Menschen dazu bringen, sich Gedanken um das Meer zu machen, sich darin zu verlieben und es zu beschützen.

Was ist die größte Bedrohung für unsere Ozeane?

Wir. Unser Handeln und Nichthandeln wird die Zukunft unserer Meere und demnach die Zukunft unseres Planeten bestimmen. Wenn unsere Ozeane sterben, sterben auch wir.

 

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