Grindwal verhungerte mit Magen voll Plastik

80 Plastiktüten und anderer Müll verstopften den Magen des Tieres, das qualvoll verendete.

Von Elaina Zachos
Veröffentlicht am 5. Juni 2018, 14:23 MESZ
Grindwal verhungert mit Magen voll Plastik

Letzte Woche wurde ein kleiner männlicher Grindwal in einem thailändischen Kanal nahe der Grenze zu Malaysia entdeckt. Das Tier konnte kaum noch schwimmen und atmen. Einige Retter nutzten Bojen, um das geschwächte Tier über Wasser zu halten, während Tierärzte sich um den Wal kümmerten und rote Regenschirme aufspannten, um seine Haut vor der Sonne zu schützen.

Während des Rettungsversuches erbrach der Wal fünf Plastiktüten. Er starb am Freitag – fünf Tage nach Beginn des Rettungsversuchs.

Eine Autopsie offenbarte, dass um die acht Kilogramm an Plastik den Magen des Wals verstopft und es dem Tier unmöglich gemacht hatten, Nahrung aufzunehmen. Die Masse bestand aus etwa 80 Plastiktüten und anderem Müll.

Für Regina Asmutis-Silvia, die verantwortliche Direktorin für den nordamerikanischen Zweig der Whale and Dolphin Conservation, versinnbildlicht dieser Fall das weitaus größere Problem des Plastikmülls in unseren Ozeanen.

„Wir haben keine Ahnung, wie viele solcher Tiere nicht an einen Strand gespült werden“, sagt Asmutis-Silvia. „Das ist ein Grindwal. Da haben wir andere Arten noch gar nicht berücksichtigt. Das ist bestenfalls symbolisch, aber es ist ein Symbol für ein unglaublich großes Problem.“

GIFTIGE NAHRUNG

Experten zufolge verwechselte der Wal die Plastiktüten wahrscheinlich mit Nahrung. Durch die Ansammlung des Mülls in seinem Magen könnte sich der Wal satt gefühlt haben, was seine Motivation zu fressen verringert haben könnte. Schließlich wurde der unterernährte Wal krank und zu schwach zum Jagen.

„Irgendwann füllt sich ihr Magen mit Müll und sie können keine echte Nahrung mehr aufnehmen“, so Asmutis-Silvia. „Er bekommt keine Nährstoffe und hat im Grunde einen völlig verstopften Verdauungstrakt.“

Grindwale fressen für gewöhnlich Kalmare, machen bei einem geringen Nahrungsangebot aber auch Jagd auf Oktopoden, Sepien und kleine Fische.

Plastikmüll stellt für alle Ozeane der Welt ein stetig wachsendes Problem dar. Allein in den thailändischen Gewässern sind 300 Meerestierarten bekannt, die nachweislich nach dem Verzehr von Plastik gestorben sind. Auf dieser Liste stehen auch Grindwale, Meeresschildkröten und Delfine. Im April wurde ein ausgemergelter, toter Pottwal an einem spanischen Strand gefunden. In seinem Verdauungstrakt fand man später an die 30 Kilogramm Müll. Vergangene Woche entdeckte man den Kadaver einer jungen Sattelrobbe, in deren Magen sich ebenfalls Plastikfolie befand – ein seltener Fall, da Sattelrobben Plastik normalerweise nicht mit Nahrung verwechseln. 

DIE GROSSE KRISE

Die „Bangkok Post“ berichtete letzten Monat, dass Thailand über eine Besteuerung von Plastiktüten nachdenke, um den Plastikverbrauch und die Verschmutzung zu reduzieren. 2017 erzeugte Thailand 27,4 Millionen Tonnen Müll – 2 Millionen davon entfielen auf Kunststoffe. 

Weltweit landen jährlich mehrere Millionen Tonnen Plastikmüll in unseren Ozeanen. Schon kleine Veränderungen im Alltag können dazu beitragen, dass sich der persönliche Müllanteil reduziert. Anstelle von Einwegkunststoffen wie Strohhalmen, Plastikbesteck, Plastiktüten und Kaffeebechern kann man auf wiederverwendbare Alternativen ausweichen. Auch die richtige Entsorgung ist wichtig, damit ein möglichst großer Anteil des Mülls recycelt werden kann. 

Asmutis-Silvia betont, dass Wale als „Gärtner der Meere“ eine wichtige Rolle bei der Düngung ihres Ökosystems spielen. Wenn die Wale durch unser Verhalten sterben, schädigen wir damit auch das restliche Ökosystem und letzten Endes uns selbst. Verschmutzen wir unsere Meere, verschmutzen wir auch den Fisch, den wir verzehren - und nehmen unser Plastik schlussendlich selbst wieder auf.

„Das sollte für uns als Art ein ganz deutliches Warnsignal dafür sein“, sagt Asmutis-Silvia, „dass wir aufhören müssen, uns selbst umzubringen.“

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