Zwei Bergsteiger kehren für einen Gipfel-Snap zum Everest zurück

2016 erreichte Cory Richards den Gipfel des Mount Everest. Adrian Ballinger erreichte ihn nicht. Jetzt ist das Duo zurückgekehrt, um den gewaltigen Berg zu bezwingen und ihre Expedition sowie das Erreichen des Gipfels via Snapchat festzuhalten.

Von Andrew Bisharat
Veröffentlicht am 9. Nov. 2017, 03:31 MEZ
Adrian Ballinger
Adrian Ballinger klettert in der Nähe des North Col Camps am Mount Everest auf 7.000 m Höhe.
Foto von Cory Richards

Letztes Jahr erklomm Cory Richards den Gipfel des Mount Everest ohne Sauerstoffgerät. Dieses Jahr kehrt er zurück, um das noch einmal zu versuchen. Das wirft die immerwährende Frage des Bergsteigens auf: Warum?

„Man könnte sagen, dass ich das noch mal mache, um einen Snapchat vom Gipfel zu machen“, sagt der 35-jährige Kletterer und National Geographic-Fotograf aus Boulder, Colorado. „Aber eigentlich gehe ich nur für Adrian noch mal zurück.“

Cory Richards (rechts) erinnert sich an den Moment, als er 2016 auf dem Gipfel des Mount Everest stand: „Ich blieb drei Minuten lang dort ... und ich hatte auch einen ziemlich witzigen Gedanken: Näher als bis hier werde ich niemals an den Weltraum rankommen.“
Foto von Adrian Ballinger

2016 brachen Richards und Adrian Ballinger, ein professioneller Bergführer aus dem Squaw Valley, Kalifornien, auf, um den Everest ohne zusätzlichen Sauerstoff zu besteigen. Eine solche Leistung haben bisher nur geschätzte 197 der 4.469 Bergsteiger vollbracht, die den Gipfel erklommen haben. Das Duo hat seine Reise auch per Snapchat mit dem Account @EverestNoFilter dokumentiert.

BELIEBT

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    “"Aber in Wahrheit würde ich alles dafür tun, damit das für ihn klappt, weil ich weiß, dass er dasselbe auch für mich tun würde.“”

    CORY RICHARDS

    Richards hat den Gipfel erreicht. Aber der Akku seines Handys war leer und so verpasste er die goldene Gelegenheit eines Snapchats auf dem Gipfel. „Das war die tragischste Ironie der ganzen Reise“, sagt Richards.

    Ballinger hat es derweil nicht bis zum Gipfel des 8.848 m hohen Berges geschafft. Er konnte den Auswirkungen der Höhenlage nicht standhalten und traf die Weise, wenn auch schwierige Entscheidung umzukehren.

    Darin lag die andere Ironie ihres Trips: Ballinger hatte weitaus mehr Erfahrung auf dem Everest als Richards. Bis zu seiner Besteigung 2016 hat er den Gipfel des Mount Everest sechs Mal erreicht, wenn auch mit Sauerstoff. Für Ballinger ist die Besteigung des Berges ohne Sauerstoff seit seinem 14. Lebensjahr ein Traum.

    Der beeindruckende Gipfel des Everest lässt die Kletterer bei ihrem Aufstieg winzig erscheinen.
    Foto von Adrian Ballinger

    „Ich habe im letzten Jahr so viel von Adrian gelernt“, sagt Richards. „Es war eine Lektion im eleganten Scheitern. Er war so bescheiden. Ich bin nicht sicher, dass ich meinen Teil dieser Partnerschaft auch auf diese Art eingehalten hätte. Er hat sehr ehrlich darüber gesprochen, was passiert ist, und hat meinen Erfolg auch jenseits des Gipfels unterstützt. Dazu braucht es eine gewaltige Portion Demut. Und das ist der eigentliche Grund, warum ich zurückgehe.“

    Wir haben uns mit den beiden Social-Media-versierten Bergsteigern in Verbindung gesetzt, um mehr darüber zu erfahren, welche Lektionen sie letztes Jahr gelernt haben und wie ihre Erwartungen für die Zukunft aussehen.

    Richards bereitet sich auf seinen Aufstieg an der Nordseite des Mount Everest vor.
    Foto von Adrian Ballinger

    FETT STATT KOHLENHYDRATE

    In den letzten sechs Monaten hat Ballinger in Vorbereitung auf seine nächste Everest-Besteigung seinen Metabolismus umgestellt, um auch im Fastenzustand auf Energiereserven zugreifen zu können. Ein großer Teil seines Trainings bestand aus einer morgendlichen Tasse schwarzen Kaffees. Er hat seine Ernährung von Pizza und Nudeln auf Hauptnährstoffe mit 10 bis 20 Prozent Kohlenhydraten, 30 Prozent Proteinen und 50 bis 60 Prozent Fett umgestellt.

    „Ich bin gespannt darauf, ob die neue Ernährung und das das neue Training funktionieren werden“, sagt Ballinger.

    “Letztes Jahr haben Ballinger und Richards 23.000 Dollar für Internet ausgegeben. Dieses Jahr liegt ihr Budget bei satten 75.000 Dollar.”

    BESSERE BANDBREITE

    „Nur etwa 25 Prozent von dem, was wir letztes Jahr gefilmt haben, hat es auf Snapchat geschafft“, sagt Ballinger. „Wir hoffen, dass wir dieses Jahr mit schnellerem Internet mehr von unserer Geschichte vermitteln können.“

    Sie benutzen einen Service, der hohe Geschwindigkeit verspricht – ein Luxus, der auch mit höheren Kosten einhergeht. Letztes Jahr haben Ballinger und Richards 23.000 Dollar für Internet ausgegeben. Dieses Jahr liegt ihr Budget bei satten 75.000 Dollar.

    Die Bergsteiger hinterlassen Gebetsfahnen überall auf dem Mount Everest.
    Foto von Cory Richards

    ZUVERSICHT UND KONSEQUENZEN

    Richards sagt, dass die größte Herausforderung in diesem Jahr sein wird, seine Zuversicht in Zaum zu halten, dass er den Mount Everest noch mal besteigen kann – mit allen damit verbundenen Risiken.

    „Nur, weil ich ihn einmal ohne Sauerstoff bestiegen habe, bedeutet das nicht, dass mein Körper das noch mal schafft“, sagt er. „Vermessenheit ist ein großes Problem, deshalb will ich darauf achten und sichergehen, dass ich zu keinem Zeitpunkt meinen Körper überfordere, mich selbst überschätze oder zu selbstsicher bin. So funktioniert Höhe nämlich nicht.“

    ZUSATZAKKUS

    Einer der schlimmsten Fehlschläge im letzten Jahr hat auch eine der einfachsten Lösungen. „In diesem Jahr nimmt Cory einen zusätzlichen externen Akku für sein verdammtes Telefon mit, damit das auf dem Gipfel nicht wieder den Geist aufgibt“, sagt Ballinger lachend.

    KLETTERKOMPLIZEN

    „Adrian und ich haben eine tolle Partnerschaft“, sagt Richards. „Das ist manchmal kitschig, ich mache darüber viele Witze. Aber in Wahrheit würde ich alles dafür tun, damit das für ihn klappt, weil ich weiß, dass er dasselbe auch für mich tun würde.“

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