Alex Honnold: Free Solo auf dem El Capitan

Alex Honnold ist der erste Kletterer, der im Free Solo die 915 Meter hohe Wand El Capitan des Yosemite erklommen hat.

Von Mark M. Synnott
Veröffentlicht am 9. Nov. 2017, 03:34 MEZ
Kletterer Alex Honnold steht auf dem El Capitan, nachdem er fast vier Stunden allein hinaufgeklettert ist. Er hat keine Seile und kein Equipment irgendeiner Art benutzt.
Foto von Jimmy Chin

YOSEMITE-NATIONALPARK, KALIFORNIEN

Am Samstag ging der bekannte Kletterer Alex Honnold als erster Mensch in die Geschichte ein, der die berühmte 915 Meter hohe Granitwand El Capitan im Alleingang erklommen hat – ohne Seile oder Sicherheitsausrüstung. Damit hat er geschafft, was vielleicht die größte Leistung des Felsenkletterns in der Geschichte dieses Sports ist.

Er brauchte drei Stunden und 56 Minuten für seinen Aufstieg und bewältigte den letzten Abschnitt quasi in einem einzigen behänden Durchlauf. Um 9:28 Uhr Ortszeit, unter einem blauen Himmel mit nur ein paar Wolkenfetzen, zog er seinen Körper über die felsige Kante des Gipfels und stand auf einem sandigen Vorsprung von der Größe eines Kinderzimmers.

Felsenkletterer Alex Honnold beim Training für den weltweit ersten Free Solo-Aufstieg des El Capitan im Yosemite-Nationalpark.
Foto von Jimmy Chin, National Geographic

Klettern am Limit

Honnold begann seinen historischen Aufstieg ohne Seile – dieser Stil ist als Free Solo bekannt – in dem rosa Licht des Morgengrauens um 5:32 Uhr. Er hatte die Nacht in einem personalisierten Van verbracht, der ihm als mobiles Basislager dient. Noch in der Dunkelheit stand er auf und zog sein rotes Lieblingsshirt und kurze Nylonhosen an. Dann aß er sein Standardfrühstück – Haferflocken, Lein- und Chiasamen und Heidelbeeren –, bevor er zur Wiese vor El Capitan fuhr.

Er parkte sein Fahrzeug und wanderte den felsigen Pfad bis zum Fuß der Klippe hinauf. Dort zog er sich ein Paar Kletterschuhe an und befestigte einen kleinen Kreidebeutel an seiner Hüfte, um seine Hände trocken zu halten. Er fand einen ersten Halt mit dem Fuß und begann so seinen Weg hinauf, um sich in die Geschichte zu klettern.

BELIEBT

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    Mehr als ein Jahr hatte Honnold für dieses Unterfangen an verschiedenen Orten in den USA, China, Europa und Marokko trainiert. Nur ein kleiner Kreis seiner Freunde und Kletterkollegen wusste von seinem Projekt und hatte Geheimhaltung geschworen.

    Der 31-jährige Honnold hat anfangs in einer Kletterhalle in Sacramento trainiert. 2008 gab er sein dramatisches Debut in der internationalen Szene mit zwei hochriskanten, seilfreien Aufstiegen: einmal auf der Nordwestwand des Half Dome am Yosemite und einmal am Moonlight Buttress im Zion Nationalpark in Utah. Diese Free Solos erstaunten die Kletterwelt und setzten neue Maßstäbe.

    Der gefährlichste Kletteraufstieg, der je unternommen wurde

    „Was Alex am Moonlight Buttress vollbracht hat, trotzte allem, wozu wir zu denken trainiert, erzogen und genetisch veranlagt sind“, sagte Peter Mortimer. Der Kletterer hat mit Honnold zusammen mehrere Filme gedreht. „Es ist der unnatürlichste Ort, an dem ein Mensch sein kann.“

    In einer Zickzack-Odyssee kletterte Honnold seinen Weg hinweg über Netzwerke aus Rissen und Spalten. Manche davon klafften breit, andere waren kaum einen Finger breit. Auf seinem Weg quetschte Honnold seinen Körper in schmale Spalten, kletterte über Spalten von der Breite einer Streichholzschachtel und baumelte mitunter mitten in der Luft. Nur mit seinen Fingerspitzen hielt er sich dann noch am Fels fest.

    Es gibt noch andere Kletterer, die körperlich in derselben Liga wie Honnold spielen. Aber bisher konnte es niemand mit seiner Fähigkeit aufnehmen, seine Angst zu kontrollieren. Seine Toleranz für furchteinflößende Situationen ist so bemerkenswert, dass Neurowissenschaftler die Teile seines Gehirns untersucht haben, die mit Angst in Verbindung stehen. Sie wollten erforschen, wie sie sich eventuell von der Norm unterscheiden.

    Exklusiv im Gespräch: Alex Honnold & Regisseure

    Honnold betrachtet das Ganze eher pragmatisch. „Beim Free Solo weiß ich selbstverständlich, dass ich in Gefahr bin. Aber Angst zu haben, während ich da oben bin, hilft mir in keiner Weise“, sagte er. „Das behindert nur meine Leistungsfähigkeit. Also stelle ich das [Gefühl] einfach beiseite und lasse es in Ruhe.“

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