Längste Unterwasserhöhle der Welt entdeckt

Ein neu entdeckter Höhlenabschnitt verbindet zwei gewaltige Systeme zu einem 346 Kilometer langen Höhlensystem.

Von National Geographic Staff
Veröffentlicht am 20. Jan. 2018, 12:00 MEZ
Erkundet die längste Unterwasserhöhle der Welt
Bei der Stadt Tulum auf Yucatán wurde die längste Unterwasserhöhle der Welt entdeckt. Sie verbindet zwei zuvor bekannte Unterwasserhöhlen zu einem 346 Kilometer langen Abschnitt.

Nach zehn Monaten Arbeit hat das Forschungsprojekt mit dem klangvollen Namen Underwater Exploration Group of the Great Maya Aquifer Project (GAM) eine Verbindung zwischen zwei der ausgedehntesten Unterwasserhöhlensysteme der Welt entdeckt. Sac Actun und Dos Ojos, die sich beide auf der mexikanischen Halbinsel Yucatán befinden, bilden zusammen mit ihrem Verbindungsglied nun die längste Unterwasserhöhle der Welt – auf ganzen 346 Kilometern.

„Diese gewaltige Höhle stellt die wichtigste unter Wasser liegende archäologische Stätte der Welt dar, da sich dort über einhundert archäologische Kontexte finden – darunter Spuren der ersten Siedler Amerikas sowie ausgestorbener Fauna und natürlich der Maya-Kultur“, sagt Guillermo de Anda. Der National Geographic Explorer ist der Leiter von GAM. (Lesenswert: Cenoten - Die heiligen Höhlen der Maya)

Diese Phase des Projekts begann im März 2017 mit der Arbeit des Explorationsleiters Robert Schmittner und einem Team spezialisierter Höhlentaucher. Schmittner hatte 14 Jahre lang nach dieser Verbindung gesucht und Tunnel und Gänge in dem Unterwasserlabyrinth kartiert.

Bisher war das circa 270 Kilometer lange Ox-Bel-Ha-System südlich von Tulum das längste gewesen. Das Sac-Actun-System nordöstlich von Tulum war mit 162 Kilometern auf Platz 2. Den dritten Platz belegte das Koal-Baal-System mit etwa 92 Kilometern, gefolgt vom Dos-Ojos-System. Dank umfangreicher Erkundungen konnte letzteres nun zum Sac-Actun-System hinzugefügt werden. Laut den Regeln der Höhlenforschung wird bei einer Verbindung von zwei Höhlensysteme das kleinere System dem größeren hinzugefügt – der Name des kleineren Systems fällt damit weg.

Das nächste Ziel wird sein, Sac Actun mit den anderen drei Systemen zu verbinden, die nah beieinanderliegen.

Laut dem Speläologischen Dienst des Bundesstaats Quintana Roo, in dem sich Tulum befindet, gibt es im Norden des Staates 358 Unterwasserhöhlensysteme – insgesamt 1400 Kilometer an Höhlen voller Süßwasser.

„DIE MUTTER ALLER CENOTES“

Als Ergebnis derselben Forschungen konnte die Erkundungsgruppe des GAM ein weiteres wichtiges System mit einer Länge von etwa 18 Kilometern verzeichnen, das bislang als „Mutter aller Cenotes“ galt. An ihrer tiefsten Stelle ist es 20 Meter tief und befindet sich nördlich von Sac Actun. Nach bisherigem Kenntnisstand handelt es sich um ein eigenes System, aber das Forscherteam könnte womöglich eine Verbindung zu Sac Actun finden.

„Das war ein Aufwand von mehr als 20 Jahren, in denen ich Hunderte Kilometer durch Unterwasserhöhlen in Quintana Roo geschwommen bin. 14 Jahre davon habe ich der Erforschung des riesigen Sac-Actun-Systems gewidmet. Jetzt haben alle anderen die Aufgabe weiterzumachen“, sagt Schmittner.

Diese „Hunderte Kilometer“ an unterirdischen Passagen sind regelrechte Tunnel durch die Zeit, in denen sowohl die ferne Vergangenheit als auch die jüngere Geschichte der Region verborgen liegen.

SEHENSWERT: CENOTEN – DIE HEILIGEN HÖHLEN DER MAYA

EIN UNTERWASSERSCHATZ

Ein weiteres besonderes Merkmal der Höhlen ist die beeindruckende Artenvielfalt, die auf das gewaltige Süßwassersystem angewiesen ist, welches Yucatán seit geraumer Zeit Leben einhaucht.

Die Arbeit des GAM-Projekts zielt darauf ab, den großen unterirdischen Bereich, seine Artenvielfalt und die Beziehung des Menschen zu diesem alten Gewässer besser zu verstehen – nur so lässt sich ein umfassendes Verständnis für die natürlichen Ressourcen erlangen, die von diesem Grundwasserleiter abhängig sind.

Die nächste Phase des ambitionierten Projekts sieht vor, die Wasserqualität des Sac-Actuns-Systems zu untersuchen, seine Artenvielfalt zu erforschen und über Schutzmöglichkeiten nachzudenken. Außerdem sollen die Karten verfeinert und die archäologischen Fundstätten im Detail verzeichnet werden.

Tulum ist mittlerweile zu einem wahren Mekka des Höhlentauchens geworden. Unterwassertaucher aus allen möglichen Breitengraden haben einen großen Teil ihres Lebens der Erforschung dieser Landschaft gewidmet. Einer von ihnen ist der Höhlenforscher Bil Phillips, ein Mitbegründer des Speläologischen Dienstes von Quintana Roo. Diese Datenbank enthält detaillierte Karten des komplexen Systems und ist ein wichtiges Werkzeug, um das Gebiet zu verstehen und zu schützen. (Lesenswert: Der gefährlichste Tauchgang der Welt)

Phillips verstarb im November 2017, aber erkundete die Unterwasserwelt bis zuletzt. Über 40 Jahre lang widmete er sich der Erforschung und Untersuchung der Höhlensysteme. Das GAM-Team hat seine jüngste Errungenschaft Phillips gewidmet, dem Kartografen des Projekts.

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