Vor Kanadas Küste sterben gefährdete Wale einen rätselhaften Tod

Weltweit gibt es nur etwa 500 Atlantische Nordkaper, was die jüngsten Todesfälle besonders besorgniserregend macht.

Von Sarah Gibbens
Veröffentlicht am 9. Nov. 2017, 03:37 MEZ
Ein Südkaper (Eubalaena australis) unter Wasser vor den Aucklandinseln, Neuseeland.
Foto von Brian J. Skerry, National Geographic Creative

Wenn die Kadaver von sechs massigen und bedrohten Tieren innerhalb von wenigen Wochen auftauchen, unternehmen Naturschützer alles in ihrer Macht Stehende, um die Gründe dafür herauszufinden.

Obwohl sie ansonsten einen gesunden Eindruck machten, fand man kürzlich sechs tote Atlantische Nordkaper im Sankt-Lorenz-Golf in Kanada. Nun arbeiten Organisationen wie die kanadische Fischerei- und Meeresbehörde, die Marine Animal Response Society, die kanadische Küstenwache und andere zusammen, um den Grund für das Versterben der Wale zu ermitteln.

Die Walgattung Eubalaena, zu der auch der Atlantische Nordkaper gehört, umfasst einige der seltensten Walarten. Die Weltnaturschutzunion schätzt, dass es im Westatlantik nur noch etwa 350 Exemplare des Atlantischen Nordkaper gibt, obwohl dort einst Zehntausende der Tiere heimisch waren. Die Meeres- und Fischereibehörde schätzt den weltweiten Bestand auf 500 Tiere.

Der erste tote Wal wurde am 6. Juni gemeldet. Man fand ihn vor den Magdalenen-Inseln im Meer treibend, östlich von New Brunswick.

„Für diese Art ist selbst ein einzelnes [totes] Tier ein Rückschlag für die Population“, sagte Tonya Wimmer, die Leiterin der Marine Animal Response Society. Die Art hat sich nie wirklich von den Walfangpraktiken des 20. Jahrhunderts erholt, die ihre Zahl drastisch verringerte. Sowohl in Kanada als auch den USA wird der gefährdete Status der Art anerkannt und sie steht unter Schutz.

Etwa eine Woche nach dem Fund des ersten Wals tauchte ein zweites Exemplar am 19. Juni tot auf, ein drittes folgte am 20. Laut Wimmer wurden die drei anderen zwischen dem 20. und dem 23. Juni gefunden.

„Das wirkt sehr merkwürdig, dass sie in diesem Zeitraum in derselben Gegend sterben“, sagt Wimmer. „Das ist eine Katastrophe.“

TODESURSACHE

Die Gewässer um den Sankt-Lorenz-Golf beheimaten etwa ein Dutzend Walarten. Einige, wie der Beluga, haben den Golf zu ihrer dauerhaften Sommerresidenz gemacht. In der geschäftigen Hafengegend lauern jedoch einige Bedrohungen für die Tiere, angefangen von Zusammenstößen mit Schiffen bis zu toxischen Infektionen.

Ein Bericht aus dem Jahr 2013 fand heraus, dass Schadstoffe im Wasser, Lärm, eine Abnahme der Beutetiere und die globale Erwärmung sich allesamt negativ auf die Belugapopulation im Sankt-Lorenz-Golf auswirkten. Die Art teilt ihren Lebensraum mit den Atlantischen Nordkapern. Anders als Belugas fressen diese Wale Zooplankton, das ebenfalls sehr anfällig für Klimaveränderungen ist.

Wimmer und andere lokale Organisationen denken darüber nach, einen der Kadaver an Land zu ziehen. Dort könnten sie eine Nekropsie durchführen, um die genaue Todesursache zu ermitteln. Wimmer konnte keine Angaben dazu machen, wann die Ergebnisse einer solchen Nekropsie für diese sechs Wale verfügbar wären. Aber das Zeitfenster für die Forscher ist nicht besonders groß, da sich die Kadaver schnell zersetzen. Manchmal kann die Todesursache sofort entdeckt werden, mitunter ist sie aber auch schwerer zu finden.

Wenn die Forscher und die Regierungsbehörden eine gemeinsame Todesursache feststellen, können sie Empfehlungen für Schutzmaßnahmen aussprechen. Das könnten zum Beispiel Regulierungen der Fischfänge oder Änderungen der Schiffsrouten zur Vermeidung der Wale sein.

„Das könnte keine einzelne Organisation bewerkstelligen“, fügt Wimmer hinzu. Sie betont die Bedeutung der Zusammenarbeit bei dem Bestreben, die Wale zu retten. „Momentan versuchen wir, sie vor dem Aussterben zu bewahren.“

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