Raffiniertes Paarungsverhalten im Tierreich

Koralle, Buntbarsch, Vogelspinne – einige Tiere könnten sich direkt vor unseren Augen paaren und wir würden es wohl nicht bemerken.

Von Liz Langley
Veröffentlicht am 9. Nov. 2017, 03:42 MEZ
Anglerfische
Diese Anglerfische sehen nicht so aus, als würden sie sich paaren – aber genau das passiert gerade. Das Männchen heftet sich an das Weibchen und verschmilzt mit ihm, bis es kaum mehr als ein Spermienvorrat ist.
Foto von Darlyne A. Murawski, National Geographic Creative

Im Tierreich gibt es die unterschiedlichsten Paarungsrituale. Einige davon wirken für Menschen so wenig intuitiv, dass sich der Betrachter schon mal fragen kann, ob er gerade einen Kampf, eines Liebesakt oder nur eine freundliche Begrüßung beobachtet.

Wir haben einige Tiere zusammengestellt, deren Paarungsverhalten verwirrend auf uns wirken könnte.

TAUSENDFÜSSER

Terri Ducay fotografierte diese Tausendfüßer in Thailand und hat sich gefragt, ob sie gerade in einen Kampf oder eine Paarung verwickelt sind.

Kämpfen diese Tausendfüßer oder paaren sie sich?
Foto von Terri Ducay

Paul Marek vom Institut für Entomologie an der Virginia Tech sagte, dass in diesem Fall die Liebe gewinnt, denn „der Kopf des Männchens ist mehr links im Bild“. Er erklärt, dass das siebente Segment des Tieres modifizierte Beine hat, die man als Gonopoden bezeichnet. Mit deren Hilfe wird das Sperma zum Weibchen gebracht.

Die Gonopoden befinden sich zwar am siebenten Körpersegment, aber das Sperma der Tausendfüßer wird eigentlich im zweiten Segment produziert. Um es zu den Gonopoden zu transportieren, krümmt sich das Männchen so, dass seine modifizierten Füße die Öffnung berühren, aus der das Sperma kommt. Im Prinzip lädt er sie also mit seinen Spermien auf. Im Anschluss kann er diese gefüllten Gonopoden „in die weibliche Genitalöffnung an ihrem zweiten Segment einführen“.

Wenn für die menschliche Fortpflanzung solche akrobatischen Meisterleistungen nötig wären, gäbe es vermutlich weniger von uns.

BELIEBT

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    Diese Tausendfüßer auf Costa Rica paaren sich, auch wenn es eher wie ein Kampf aussieht.
    Foto von Michael & Patricia Fogden, Minden Pictures, National Geographic Creative

    RANKENFUSSKREBSE

    Rankenfußkrebse sind stationäre Krustentiere und Hermaphroditen. Bis auf eine Art – die Entenmuscheln – pflanzen sie sich jedoch per Geschlechtsakt fort. Aber wenn sie sich nicht fortbewegen können, wie stellen sie das an?

    „Ich finde, es ist ziemlich offensichtlich, was sich paarende Rankenfußkrebse machen, aber das kann man ja selbst beurteilen“, sagt Diane Kelly, eine Evolutionsbiologin von der Universität von Massachusetts. Die langen Fortsätze, die im Video aus den Rankenfußkrebsen kommen, sind die Penisse der Tiere, mit denen sie ihre Artgenossen begatten. 

    AUSTERN UND KORALLEN

    Wenn Korallen ablaichen, geben sie gleichzeitig ihre Eier und Sperma ins Wasser ab. Der Vorgang wirkt wie ein kleines Unterwasserfeuerwerk.
    Foto von David Doubilet, National Geographic Creative

    Bei manchen Meerestieren könnte man die Paarung für ein Unterwasserfeuerwerk halten.

    Austern und Korallen beispielsweise „laichen simultan, weshalb es aussieht, als würden sie alle auf einmal irgendeine Flüssigkeit ins Wasser abgeben“, sagt Kelly. Sie schießen sowohl ihre Eier als auch Sperma in das Wasser, und wenn diese zufällig aufeinandertreffen, gibt es Nachwuchs.

    VOGELSPINNEN

    Männliche Taranteln weben eine kleine Spermientasche, die sie bei einem Paarungsvorgang, der an einen Tanz erinnert, im Bauchraum des Weibchens ablegen.
    Foto von George Steinmetz, National Geographic Creative

    Die Paarung von Vogelspinnen erinnert an einen Tanz, einen Streit oder an eine Geschenkübergabe – aber nicht wirklich an einen Akt der Fortpflanzung. Bei der Vogelspinnenart Aphonopelma chalcodes webt das Männchen eine kleine Samentasche. Es nutzt die spritzenartigen Fortsätze in der Nähe seines Kiefers dazu, diese Tasche im Bauchraum des Weibchens zu platzieren. Dieses Verhalten ist bei allen Vogelspinnen gleich, sagt Shakara Maggitt, eine Entomologin des Cooperative Extension Program der Universität Georgia. Aus dieser unromantischen Transaktion können bis zu 1.000 kleine Spinnen hervorgehen, wenn sie erfolgreich ist. Für das Männchen ist die Angelegenheit allerdings riskant, denn es kann vorkommen, dass das Weibchen es überraschend angreift und verspeist. 

    TIEFSEE-ANGLERFISCHE

    Ein Paar sich paarender Tiefsee-Anglerfische sieht eigentlich überhaupt nicht wie ein Paar aus – eher wie ein Weibchen mit einer zusätzlichen Flosse. Das liegt am Ablauf des Paarungsvorgangs. Dabei verbeißt sich das Männchen in das größere Weibchen und verschmilzt mit ihm, bis es nicht viel mehr als ein Spermienvorrat ist. (Lesenswert: 5 eklige und erstaunliche Wege, wie Tiere ihr Sperma abgeben)

    AFRIKANISCHE BUNTBARSCHE

    Viele Buntbarsche sind Maulbrüter, was bedeutet, dass sie ihre befruchteten Eier in ihrem Maul aufbewahren, um sie vor Räubern zu verstecken.

    Beim Vielfarbigen Maulbrüter bewahrt das Weibchen die Eier in seinem Maul auf. Die Befruchtung findet sowohl dort als auch im offenen Wasser statt.

    Eine Studie aus dem Jahr 2010 beschrieb, wie die Weibchen ihre Eier direkt nach dem Ablaichen wieder aufnehmen. Das Männchen hat Flecken auf seiner Afterflosse, die wie Eier aussehen. Diese präsentiert es dem Weibchen, während es Sperma abgibt. Das Weibchen schnappt dann nach den Flecken, wodurch einige Eier in seinem Maul befruchtet werden. Externe Befruchtung ist allerdings auch möglich.

    Das Ganze wirkt auf den Betrachter also eher so, als würde das Weibchen das Männchen verjagen wollen.

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