Skurrile Aufnahmen: Giraffe wirft totes Gnu durch die Luft
Für das seltsame Verhalten, das in Kenia beobachtet wurde, gibt es vermutlich eine einfache (und gesunde) Erklärung.
Eine männliche Giraffe im Masai-Mara-Nationalpark in Kenia wirft ein totes Gnu durch die Luft. Das Säugetier ist eigentlich eher friedvoller Vegetarier mit langem Hals bekannt.
Für Giraffen, die sonst eher als Blätter kauende, sanfte Riesen mit langem Hals bekannt sind, ist womöglich ein Imagewechsel überfällig.
Vor ein paar Jahren fotografierte Corinne Kendall einen ungewöhnlichen Vorfall mit einer Giraffe und einem Gnu im Masai-Mara-Nationalpark in Kenia. Ende 2017 stellte sie ihre Aufnahmen National Geographic zur Verfügung.
„Ich habe zwei ausgewachsene Giraffen dabei beobachtet, wie sie sich hinknieten und an dem Kadaver [eines Gnus] kauten. Außerdem hoben sie ihn vom Boden auf und ließen ihn wieder fallen“, sagt Kendall, deren Arbeit über Aasgeier von der National Geographic Society gefördert wurde.
Eine Giraffe, die am Kadaver eines Gnus frisst, mag ungewöhnlich scheinen – aber kurz danach wurde eine andere Giraffe gefilmt, die sich am Schädel eines Büffels zu schaffen machte.
Wissenschaftler vermuten, dass es sich in beiden Fällen um eine Form der sogenannten Osteophagie handelt. Dabei fressen pflanzenfressende Säugetiere Knochen, um die darin enthaltenen Mineralien wie Phosphor und Kalzium aufzunehmen, die für die Skelettentwicklung wichtig sind. Phosphor findet sich beispielsweise nicht in Pflanzen, ist aber lebenswichtig.
Das höchste Tier der Welt könnte besonders zur Osteophagie neigen, da sein Körper größtenteils aus Knochen besteht.
„Zufällig dramatisch“
Die Giraffen zerkauen die Knochen wahrscheinlich nicht, sondern nagen nur leicht daran, sagt John Doherty, ein Giraffenexperte von der Queen‘s Universität Belfast. Die meisten Pflanzenfresser haben keine ausreichend starken Kiefer, um Knochen zu zerkauen und zu zermahlen.
„Giraffen zeigen dieses Verhalten zwar regelmäßig, jedoch nicht sehr häufig. Ich sehe das vielleicht sechsmal in einem Jahr, auch wenn ich fast die ganze Zeit Feldforschung betreibe“
Giraffen leben in Afrika südlich der Sahara. Von ihrem Kopf bis zum Boden kann eine Entfernung von 5,8 Metern liegen.
Warum also warf diese Giraffe das tote Gnu in die Luft?
„Giraffen sind von Kadavern fasziniert“, sagt Doherty.
Laut ihm beobachtet er regelmäßig, dass Giraffen an Knochen lecken und sie mit ihren unglaublich geschickten Lippen aufnehmen.
Die Knochen am Kadaver des Gnus waren in diesem Fall zufällig noch durch Sehnen miteinander verbunden, als die Giraffe sich darüber hermachte.
„Ich würde sagen, dass dieses Verhalten hier ‚zufällig‘ dramatisch ist.“
Der Artikel wurde ursprünglich in englischer Sprache auf NationalGeographic.com veröffentlicht.
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