Waschbären bestehen berühmten Intelligenztest – aber anders als geplant
Die cleveren Säugetiere hatten ihre ganz eigenen Ideen, um die Probleme zu lösen.
Waschbären können ziemlich lästig sein, aber sind sie auch schlau wie Krähen?
Wissenschaftler unterzogen die maskierten Säugetiere einem Test, der misst, ob Tiere Ursache und Wirkung erkennen können, indem sie Wasser verdrängen, um an Nahrung zu gelangen.
Das Experiment basiert auf einer Geschichte, in der eine durstige Krähe nicht aus einem Krug trinken kann, der nur wenig Wasser enthält. Indem sie Steine hineinwirft, kann die Krähe den Wasserpegel heben und aus dem Gefäß trinken.
Im Zuge der Studie konfrontierten die Forscher Waschbären in Gefangenschaft mit einem Zylinder, in dem Marshmallows schwammen. Allerdings befanden sie sich zu weit unten im Zylinder, als dass die Tiere sie einfach greifen konnten. Als nächstes zeigten sie den Waschbären, dass der Marshmallow weiter aufstieg, wenn man Steine in das Wasser fallen ließ.
Zwei der acht Waschbären ahmten das Verhalten erfolgreich nach und warfen Steine in den Zylinder, um an den Marshmallow zu kommen. Ein drittes Tier nahm die Sache selbst in die Hand. Das Weibchen kletterte auf den Zylinder und schaukelte ihn hin und her, bis er umfiel und sie so an die süße Leckerei kam.
„Das war etwas, das wir nicht vorhergesehen hatten“ und das beim Design sogar berücksichtigt wurde, sagt die Hauptautorin der Studie, Lauren Stanton.
„Das bestätigt, wie innovativ und kreativ sie bei der Lösung von Problemen sind“, erklärt die Doktorandin von der Universität von Wyoming.
Suzanne MacDonald, eine Psychologin von der York Universität in Toronto, fügt hinzu: „Ich fand, es war sehr waschbärig, dass einer von ihnen herausgefunden hat, wie man den ganzen Apparat umkippen kann“ – genau so, wie sie es gern mit Mülltonnen machen.
WASCHBÄR-SUPERKRAFT
In einem anderen Experiment erhielten dieselben acht Waschbären Bälle, die entweder sanken oder schwammen. Die Wissenschaftler dachten, dass ihre Subjekte die sinkenden Bälle nutzen würden, um das Wasser zu verdrängen.
Die schwimmenden Bälle sollten eigentlich nicht funktionieren – „es sei denn, man ist ein Waschbär und kann ein nicht funktionales Objekt in ein funktionales Objekt verwandeln“, sagt die Co-Autorin der Studie, Sarah Benson-Amran. Sie ist die Leiterin des Labors für Tierverhalten und -kognition an der Universität von Wyoming.
Die zwei Waschbären, die schon die anderen Tests bestanden, meisterten auch diese Aufgabe mit Bravour. Sie entdeckten, dass sie die im Wasser schwimmenden Bälle runterdrücken konnten „und so Teile der Mashmallows an die Wände des Zylinders spritzten“, sagt Stanton. Ihre Studie erschien 2017 in der Novemberausgabe von „Animal Cognition“.
Einer hatte den Dreh im wahrsten Sinne des Wortes raus. Er schien „den Ball auf der Stelle zu drehen“ und fraß dann die Marshmallowstückchen, die an dem Ball kleben blieben, so Stanton.
Wenn sie solche Probleme lösen, benutzen Waschbären „ihre ganz eigene Superkraft, ihre empfindlichen und flinken Pfoten, um die Welt zu erforschen“, bemerkt MacDonald, die an der Studie nicht beteiligt war.
Forscher wie MacDonald, Stanton und Benson-Amran untersuchen diese Tiere – die oft als Störenfriede gelten –, um mehr über ihr Verhalten zu lernen und im Idealfall für weniger Konflikte zwischen ihnen und den Menschen zu sorgen.
URIN KREATIV EINGESETZT
Obwohl die Waschbären sich nicht eben durch eine beispielhafte Lösung des Tests auszeichneten, zeigten sie unglaublich innovative Ansätze.
Bisher haben nur sehr wenige andere Arten den Test bestanden, darunter auch Rabenvögel – Geradschnabelkrähen, Saatkrähen und Eichelhäher – und Menschenaffen.
In einem Experiment fanden Orang-Utans beispielsweise heraus, dass sie einen Mundvoll Wasser in eine Röhre spucken konnten, um eine Erdnuss zu greifen, die am Boden schwamm.
Bei einem anderen Test kamen ein paar Schimpansen ebenfalls auf die Lösung – und einer entdeckte, dass sich das Problem auch prima lösen ließ, wenn man in die Röhre urinierte.