Alkoholkonsum kann zu Scheidung führen – und zwar bei Nagetieren

Präriewühlmäuse lieben Alkohol und gehen dauerhafte Bindungen ein, was unter Umständen spannende Vergleiche zu Menschen zulässt.

Von Jason G. Goldman
Veröffentlicht am 4. Dez. 2017, 09:45 MEZ
Präriewühlmaus
Präriewühlmäuse haben ein paar Eigenarten, die menschlichen Verhaltensweisen ähneln: Sie gehen lebenslange Bindungen ein und lieben Alkohol.
Foto von Joël Sartore, National Geographic Photo Ark

Mehr als 1.000 Arten von Nagetieren bevölkern unseren Planeten, aber Präriewühlmäuse sind etwas ganz Besonderes.

Im Gegensatz zu den meisten ihrer Verwandten gehen sie monogame Beziehungen ein und trinken gern Alkohol. Das macht die nordamerikanischen Graslandbewohner zu interessanten Vergleichspunkten für Menschen.  

Laut einer Studie, die am 17. November in „Frontiers in Psychiatry“ veröffentlicht wurde, haben Präriewühlmauspärchen ähnliche Probleme wie menschliche Paare, wenn ein Partner ein bisschen zu tief in die Flasche guckt.

Forscher haben herausgefunden, dass starkes Trinken in Beziehungen Probleme bereiten und manchmal zur Scheidung führen kann. Eine Studie fand heraus, dass der übermäßige Konsum von Alkohol oder anderen Drogen der dritthäufigste genannte Grund für Scheidungen in den USA ist.

Beziehungen gehen am wahrscheinlichsten zu Bruch, wenn ein Partner viel trinkt und der andere gar nichts. Trinken beide, bleibt die Beziehung meist bestehen. Es ist aber nicht ganz klar, ob der starke Alkoholkonsum der Grund für Beziehungsprobleme ist oder eine Folge davon.

STARKE TRINKER

Da kommen die Präriewühlmäuse ins Spiel. Um zu untersuchen, ob Alkoholkonsum zum Beziehungsende führen kann, scharte Andre T. Walcott von der Oregon Health and Science University mehr als 100 Wühlmäuse zusammen und wartete, bis sie sich in Paaren zusammengefunden hatten. Dann stellte er ihnen Alkohol zur Verfügung.

Bei einem Drittel der Pärchen wurden dem Männchen eine zehnprozentige Alkohollösung und eine Wasserflasche angeboten, während das Weibchen nur Wasser erhielt. Bei der nächsten Gruppe durften beide Partner sich berauschen. Die restlichen Mäuse dienten als Kontrollgruppe und erhielten ausschließlich Wasser.

Die Wühlmäuse entschieden sich nicht gerade für ein abstinentes Leben. „Diese Tiere haben eine Menge Alkohol getrunken“, sagt der Neurowissenschaftler Andrey E. Ryabinin, der die Studie überwachte. „Sie haben pro Tag das Äquivalent von 15 Flaschen Wein getrunken.“

Nachdem sie ihren Drink hatten, wurde den Männchen die Möglichkeit geboten, sich an ihre Partnerin zu kuscheln oder Zeit mit einem zweiten, unbekannten Weibchen zu verbringen.

Das Team fand heraus, dass die Männchen, die allein tranken, weniger Zeit mit ihren eigentlichen Partnerinnen verbrachten als die anderen Männchen. Wenn ein Pärchen gemeinsam Alkohol oder Wasser trank, war es in beiden Fällen wahrscheinlicher, dass es mehr Zeit zusammen verbrachte.

EINSAME TRINKER

Die Forscher entdeckten außerdem, dass die Männchen der ungleichen Paare – bei denen das Weibchen Wasser trank – unterschiedliche Aktivitätslevel in einem Hirnbereich namens periaquäduktales Grau zeigten im Vergleich zu den Männchen, die mit ihren Partnern zusammen tranken.

„Das ist spannend, weil das ein Bereich mit vielen Oxytocin-Rezeptoren ist“, sagt Karen Bales. Die Neurobiologin der Universität von Kalifornien in Davis war an der Studie nicht beteiligt.

Oxytocin ist das sogenannte „Liebeshormon“, das eine Rolle bei der Festigung von Bindungen zwischen Partnern spielt, sowohl bei Menschen als auch bei Nagetieren. Was genau diese Erkenntnisse bedeuten und ob sie Rückschlüsse auf Menschen zulassen, müsse zukünftige Forschung klären, so Ryabinin.

Aber sie lassen vermuten, dass es eine biologische Grundlage für die negativen Folgen des Trinkens allein geben könnte, mal abgesehen von der Trunkenheit an sich.

Walcott und Ryabinin arbeiten bereits an einer Folgestudie. Dieses Mal wollen sie beobachten, wie das Paarverhalten beeinflusst sind, wenn die Weibchen die Trinker sind, und ob die Auswirkungen dieselben sind.

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