China beendet seinen legalen Elfenbeinhandel

Zwei Jahre nach einem Versprechen zwischen China und den USA schließen nun alle von der Regierung lizenzierten Elfenbeinhändler und Schnitzereiwerkstätten.

Von Rachael Bale
Veröffentlicht am 5. Jan. 2018, 12:19 MEZ
China zählt zu den weltweit größten Abnehmern von Elfenbein. Mit dem Ende des Jahres 2017 hat ...
China zählt zu den weltweit größten Abnehmern von Elfenbein. Mit dem Ende des Jahres 2017 hat es jedoch ein fast vollständiges Verbot für den Kauf und Verkauf von Elfenbein ausgesprochen.
Foto von Cameron Spencer, Getty Images

Am 31. Dezember 2017 beendete China seinen legalen und von der Regierung genehmigten Handel mit Elfenbein. Alle Hersteller von Elfenbeinschnitzereien und Händler, die von der Regierung lizenziert sind, müssen Ihre Geschäfte im Einklang mit einer Proklamation schließen, die 2015 vom chinesischen Präsidenten Xi Jinping und dem damaligen US-Präsidenten Barack Obama verkündet wurde.

China und die USA einigten sich auf „fast vollständige“ Elfenbeinverbote, die den Kauf und Verkauf von fast allem Elfenbein untersagten, mit Ausnahme einiger weniger Antiquitäten und anderer Gegenstände. Das Verbot trat in den USA bereits im Juni 2016 in Kraft.

China gilt gemeinhin als größter Abnehmer von Elfenbein, sowohl legal als auch illegal, und spielt damit eine große Rolle im Schicksal der etwa 30.000 afrikanischen Elefanten, die jedes Jahr von Wilderern getötet werden. Das Elfenbein ihrer Stoßzähne ist ein gefragtes Material für kunstvolle Schnitzereien, Schmuck, Essstäbchen und andere Gegenstände. (Lesenswert: Nordkoreas Schattenrolle beim Elfenbein- und Hornschmuggel)

2009 schnitzt ein Arbeiter in Guangzhou die Figur einer chinesischen Gottheit aus einem Stoßzahn. Von der Regierung lizenzierte Schnitzereiwerkstätten wie diese wurden, genau wie lizenzierte Händler, Ende 2017 geschlossen.
Foto von Tyrone Siu, Reuters

„Das Verbot der chinesischen Regierung von inländischem Elfenbeinhandel vermittelt der chinesischen Öffentlichkeit die Botschaft, dass das Leben der Elefanten wichtiger ist als die Kultur des Elfenbeinschnitzens“, schrieb Gao Yufang in einer E-Mail. Der National Geographic Explorer arbeitet an der Yale Universität aktuell an seinem Doktortitel auf dem Gebiet der Naturschutzbiologie und kulturellen Anthropologie. „Das ist ein bedeutender Schritt nach vorn.“

Schon 1990 trat ein internationales Verbot für den Elfenbeinhandel in Kraft, aber China gestattete den Verkauf von Elfenbein innerhalb seiner Grenzen weiterhin – und förderte ihn sogar. Der legale Elfenbeinvorrat des Landes stammte hauptsächlich aus einem einmaligen Verkauf von einer Handvoll afrikanischer Länder im Jahr 2008. Aber dieser legale inländische Markt bot Schmugglern die Möglichkeit, illegal beschafftes Elfenbein in den legalen Vorrat des Landes einzuschleusen. Viele Naturschützer sind der Meinung, dass dieser einmalige legale Verkauf zu einem dramatischen Anstieg in der Wilderei von Elefanten geführt hat. (Lesenswert: Expertenmeinungen: Rettet die Zerstörung von Elfenbein Elefanten?)

Ein Besucher schießt auf einer Ausstellung 2009 ein Foto eines geschnitzten Stoßzahns. Die chinesische Regierung förderte das Schnitzen von Elfenbein als Teil des kulturellen Erbes des Landes. Laut Naturschützern verdeutlicht das neue Verkaufsverbot für Elfenbein aber den Wechsel der Prioritäten.
Foto von Tyrone Siu, Reuters

„Es lässt sich nur schwer vorhersagen, in welchem Ausmaß das chinesische Elfenbeinverbot die Wilderei von Elefanten in Afrika verringern kann, weil daran viele Faktoren beteiligt sind“, sagte Yufang. „Aber man hat beobachtet, dass die Preise für Elfenbeinprodukte in China erheblich sinken und der Markt bereits schrumpft.“

Experten zufolge liegt der Schlüssel zum Erfolg des Verbots in der Umsetzung und Erziehung. „Der Gesetzesvollzug wird in China oft durch die schlechte Koordinierung zwischen verschiedenen Behörden, unklare Befugnisse und Verantwortlichkeiten sowie einen Mangel an fähigem Personal vor Ort erschwert“, so Yufang.

Obwohl viele Chinesen ein größeres Bewusstsein und eine Sensibilität für Themen des Naturschutzes entwickeln, ließ sich die Anziehungskraft des Elfenbeins als ultimatives Statussymbol nur schwer überwinden.

Auf Chinesisch bedeutet das Wort für Elfenbein – xiangya – „Elefantenzahn“, weshalb viele Menschen fälschlicherweise glaubten, dass man es einem Elefanten entnehmen könnte, ohne ihm zu schaden. Die gemeinnützige Organisation International Fund for Animal Welfare führte in China 2007 eine Umfrage zu dem Thema durch: 70 Prozent der Befragten war nicht klar, dass man einen Elefanten töten muss, um dessen Elfenbein zu entnehmen. 

Neben der Bedrohung durch die Wilderei besteht die größte Herausforderung laut dem Naturschützer Gao Yufang darin, „eine gesunde Koexistenz zwischen den Einheimischen und den Afrikanischen Elefanten zu fördern“.
Foto von Carl de Souza, AFP, Getty Images

Chinas staatliche Forstbehörde – welche das neue Verbot umsetzen soll – hat eine Kampagne gestartet um sicherzustellen, dass die Bürger des Landes das neue Gesetz kennen. In Zusammenarbeit mit dem Natural Resources Defense Council, Wildaid, der China Wildlife Conservation Association und der SEE Foundation wurden Poster, Videos und Artikel entwickelt, die in den traditionellen und sozialen Medien verbreitet wurden. Die Botschaft ist eindeutig: Die gefährdeten Elefanten sollen durch die Einhaltung des neuen Gesetzes geschützt werden und die Menschen sollen Nein zum Elfenbein sagen. 

Eine kürzlich durchgeführte Umfrage des WWF und der Organisation TRAFFIC ergab aber, dass nur 19 Prozent der Befragten von dem Verbot wussten. Als sie davon erfuhren, sprachen sich 86 Prozent der Befragten aber für das Verbot aus und unterstützten es.

„Indem China seine Elfenbeinmärkte schließt, verdeutlicht es sein Engagement dabei, seine Rolle in der Wilderei-Epidemie zu beenden, welche die Afrikanischen Elefanten heimsucht“, sagte Ginette Hemley in einer Pressemitteilung. Die Vizepräsidentin des WWF ist auch ein Vorstandsmitglied bei TRAFFIC. „Es ist von entscheidender Bedeutung, dass das Verbot für den Elfenbeinhandel mit Bemühungen zur Änderung des Konsumentenverhaltens einhergeht, um auch die Nachfrage zu senken.“ (Lesenswert: 5 Siege für die Natur im Jahr 2017)

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