Hirn-OP rettet Seebärendame

Ziggy Star wurde an der kalifornischen Küste gefunden und litt an einer neurologischen Störung.

Von Sarah Gibbens
Veröffentlicht am 8. Jan. 2018, 13:24 MEZ
Hirn-OP rettet Seebärendame

Als man sie vor vier Jahren an der kalifornischen Küste fand, war die Seebärendame, die mittlerweile als Ziggy Star bekannt ist, dünn und geschwächt.

Obwohl sie von professionellen Meerestierrettern in Pflege genommen wurde, verschlechterte sich ihr Zustand weiter. „Ich hätte ihr nicht mehr bis zur nächsten Woche gegeben“, sagt Ane Uriarte. Die Neurochirurgin des Veterinärmedizinischen Zentrums der Tufts Universität führte an dem Tier die erste Hirn-OP dieser Art durch.

Mittlerweile frisst Ziggy artgerechte Nahrung und nimmt wieder an Gewicht zu.

„Ich habe ihr vor Kurzem erlaubt, wieder schwimmen zu gehen“, sagt Jen Flower. Die Cheftierärztin des Mystic Aquariums in Connecticut beaufsichtigt die Pflege von Ziggy und den anderen Tieren.

Das Seebärenweibchen wurde an Land gehalten, damit kein Wasser in den Einschnitt an ihrem Kopf eindringt. Flower zufolge ist das Tier sehr glücklich damit, wieder schwimmen zu können.

Obwohl das tierärztliche Team des Mystic Aquariums all seine Tiere mag, haben die Mitarbeiter laut Flower eine besondere Beziehung zu Ziggy aufgebaut, die eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung benötigt. Am Tag ihrer OP waren Flower und ihr Team „alle ziemlich emotional, weil wir nicht wussten, was passieren würde.“

OPERATION OHNE PRÄZEDENZFALL

Nachdem man Ziggy am Strand gefunden hatte, offenbarten MRI-Scans, dass sie eine neurologische Erkrankung hatte. Sie galt damit als ungeeignet, um in die Wildnis zurückzukehren. Daher wurde sie von den Behörden nach Connecticut geschickt, wo sie mit den anderen Seebären des Mystic Aquariums unter Aufsicht leben konnte.

Trotz der Versuche, ihre Krampfanfälle einzudämmen und ihre Situation zu verbessern, ging es ihr zunehmend schlechter und Flüssigkeit lagerte sich in ihrem Gehirn ein – eine Beschwerde, die als Hydrocephalus oder Wasserkopf bezeichnet wird. 2017 nahmen ihre kognitiven Funktionen weiter ab und ihre Anfälle setzten sich fort.

Die durchgeführte Operation war die Erste, bei der ein Wasserkopf eines Seebären behandelt wurde. Das OP-Team an der Tufts Universität konnte keine schriftlichen Belege einer ähnlichen Prozedur finden und benötigte daher viel Vorbereitung für die Operation an Ziggys Gehirn.

„Ich musste mich auf die Form des Gehirns und des Schädels konzentrieren“, sagt Uriarte. Das Team machte diverse MRI-Scans von Ziggys Kopf und ließ einen Seebärenschädel aus Kalifornien einfliegen, um ihn zu untersuchen.

„Er ähnelte sehr einem Katzenschädel“, sagt Uriarte.

Im Gegensatz zu Chirurgen, die an Menschen operieren, passen tierärztliche Chirurgen ihre Techniken an verschiedene Schädelformen an.

„Es macht einen Unterschied, ob man einen Chihuahua oder einen Mastiff operiert“, sagt Uriarte.

Die größte Herausforderung stellte dabei die Anästhesie von Ziggy dar.

„Wenn sie anästhesiert werden, reagiert ihr Körper unter anderem damit, die Herzfrequenz, den Blutdruck und die Atemfrequenz zu senken“, beschreibt Flower die besonderen Probleme bei OPs an Robben.

Daher war es entscheidend, dass alles schnell passierte. Je mehr Zeit Ziggy in Betäubung verbrachte, desto größer war die Wahrscheinlichkeit, dass ihr Atemreflex aussetzte, sagte die Chirurgin.

Um die Flüssigkeit zu extrahierten, brachten die Tierärzte ein kleines Ventil in Ziggys Gehirn ein und verbanden es mit einem Schlauch, der zum Bauchraum des Tieres führt. Über den Schlauch gelangt die überschüssige Flüssigkeit nun in Ziggys Bauch, wo sie laut Uriarte gefahrlos vom Körper verarbeitet wird.

UNGEKLÄRTE FRAGEN

Der Ursprung von Ziggys neurologischer Störung ist nach wie vor ein Geheimnis.

Uriarte bezweifelt, dass sie bis ins Erwachsenenalter überlebt hätte, wenn sie damit geboren worden wäre.

„Meine Theorie ist, dass sie ein Schädeltrauma hatte, als sie gefunden wurde“, sagt sie. „Vielleicht war sie mit einem Boot zusammengestoßen ... Das passiert bei Robben oft.“

Flower möchte hingegen ungern spekulieren.

„Ich denke, es gibt nicht genug Informationen, um diese Annahme zu treffen“, sagt sie. „Wir wissen einfach nicht, was mit ihr passiert ist.“

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