Können Pfaue „Emotional Support Animals“ sein? Es ist kompliziert.

Jedes Tier ist dazu in der Lage, einen Menschen emotional zu unterstützen, aber das heißt nicht, dass alle es auch sollten.

Von Sarah Gibbens
Veröffentlicht am 21. März 2018, 13:59 MEZ

Dexter versuchte gerade seinen Flug vom Newark Airport nach New Jersey anzutreten, als ihm und seinem Reisebegleiter, einer Konzeptkünstlerin, die unter dem Namen Ventiko auftritt, der Zutritt zum Flugzeug verwehrt wurde.

Der Grund dafür: Dexter ist ein Pfau – und zwar ein ziemlich großer.

Laut einem Bericht der BBC bot die Künstlerin an, einen Sitzplatz für Dexter zu bezahlen, was jedoch von United Airlines aufgrund der Größe des Vogels abgelehnt wurde.

Es war zwingend notwendig, dass er mitflog, da er ihr Emotional Support Animal (dt.: Tier zur emotionalen Unterstützung) ist, so die Künstlerin.

National Geographic versuchte mit Ventiko Kontakt aufzunehmen, erhielt jedoch bis zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Artikels keine Antwort.

Wir haben keine weiteren Informationen zum Hintergrund des Geschehens seitens Ventiko, doch Fotos des Pfaus, der auf einem Kofferwagen des Flughafens sitzt, haben Fragen und viel Kritik im Internet ausgelöst. Alles dreht sich um Emotional Support Animals und welche Tierarten dafür geeignet sind.

Emotionale Unterstützung vs. (Hilfs-)Arbeit

Zuerst muss man wissen, dass ausgebildete und registrierte Begleittiere im Moment mehr Rechtsansprüche besitzen – und mehr öffentliche Anerkennung erhalten – als Emotional Support Animals.

Laut dem Americans with Disabilities Act (ADA, dt.: Gesetz für Amerikaner mit Behinderung) ist ein Begleittier, rein rechtlich gesehen, ein Hund, der „ausgebildet wurde, um Arbeiten und Hilfestellungen für Menschen mit Behinderung auszuführen.“

Beispiele für anerkannte Tätigkeiten von Begleithunden sind das Führen von blinden Menschen, das Warnen von tauben Menschen, jemanden zu schützen, der einen epileptischen Anfall hat oder einen Menschen zu beruhigen, der unter einer Posttraumatischen Belastungsstörung leidet. Darüber hinaus ist es in den USA den Begleithunden per Gesetz erlaubt, dem Besitzer an jeden Ort zu folgen.

Der ADA verfügt außerdem über eine gesonderte Bestimmung, die Miniaturpferde als „geeignet“ einstuft.

Nur die Bestimmungen der Gesetze Air Carrier Access Act und Fair Housing Act schützen die Rechte von Emotional Support Animals und das auch nur unter eingeschränkteren Bedingungen.

Letztere fordern vom Halter, dem Emotional Support Animal eine geeignete Unterbringung zur Verfügung zu stellen und Haustierbesitzer müssen keine umfassende Gesundheitsbescheinigung durch einen Tierarzt erbringen. Das schließt alles mit ein, von Sozialwohnungen bis Studentenwohnheimen.

Der Air Carrier Access Act besagt, dass Fluggesellschaften ihren Passagieren gestatten müssen, Emotional Support Animals ohne Zusatzkosten im Flugzeug mitzuführen. Um das zu belegen, muss der Passagier die Bestätigung eines zugelassenen Therapeuten oder Arztes vorlegen. Laut dem Reiseblog Live and Let Fly ist das jedoch eine Regelung, die von vielen Haustierbesitzern ausgenutzt wird. So versuchen diese, die Flugkosten für ihre Tiere damit zu vermeiden.

Diese Regelungen sind wesentlich flexibler als der ADA und Privatunternehmen können sie relativ frei interpretieren. Erst vor zwei Wochen hat die Fluggesellschaft Delta ihre Anforderungen für die Genehmigung von Begleittieren und Emotional Support Animals verschärft.

Emotional Support Animal sind immer wieder ein Thema für Fluggesellschaften und ihre Passagiere. Im Jahr 2016 wurde einem recht großen Truthahn unter den gleichen Bedingungen gestattet, das Flugzeug zu betreten, obwohl man dies auch aus offensichtlichen Gründen hätte ablehnen können.

Unterstützung oder Show?

Hunde und Ponys wurden bereits rechtlich als mögliche Begleittiere anerkannt, doch viele andere Tierarten werden als Emotional Support Animals genutzt.

Theoretisch können alle nur denkbaren Tierarten potenziell als solche gesehen werden, sagt Marc Bekoff, ein emeritierter Professor der Universität von Colorado. Er kann auf eine lange Karriere des Studiums von tierischem Verhalten zurückblicken.

„Ich denke, dass jedes fühlende Wesen ein Emotional Support Animal sein könnte“, sagt er. „Unterstützung liegt einfach nur im Auge des Betrachters.“

Mit Hunden, meint er, verbindet die Menschen eine lange Beziehung. Domestizierte Hunde haben sich mit uns zusammen entwickelt und ihre wölfischen Wurzeln verloren, als sie zu Begleitern des Menschen wurden. Zwischen Menschen und Hunden gibt es eine starke Kommunikation und die Tiere verändern sogar ihren Gesichtsausdruck, wenn sie wissen, dass Menschen sie beobachten.

Pfauen haben nicht dieses Level der Kommunikationsmöglichkeiten mit Menschen und insbesondere die männlichen Tiere können Menschen gegenüber sogar ziemlich aggressiv werden.

Aber gegenseitiger Austausch spielt nicht immer die größte Rolle. Allein das Tier bei sich zu haben, kann eine Person unterstützen, wenn diese von der positiven Wirkung überzeugt ist, sagt Bekoff. Das ist jedoch kein Garant dafür, dass andere Beobachter von dieser Wahl angetan sind, wie die entsprechenden Kommentare in Bezug auf den Pfau beweisen.

Wenn man sich einen tierischen Begleiter wählt, gibt Bekoff zu bedenken, ist es auch wichtig, das Wohl des Tieres im Auge zu behalten. Kleinere Hunde haben zum Beispiel weniger Schwierigkeiten mit einem Flugzeug voller Menschen, als ein großer Vogel.

 

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