Letzter Nördlicher Breitmaulnashornbulle gestorben

Eine Infektion kostete das letzte Männchen der Unterart das Leben. Nun gibt es nur noch zwei alte Weibchen.

Von Elaina Zachos
Veröffentlicht am 20. März 2018, 14:33 MEZ

Im Frühling 2017 richteten die Pfleger des letzten Nördlichen Breitmaulnashornmännchens Sudan ein Tinder-Profil für den Bullen ein, um auf die prekäre Lage der Tiere und ihren Schutz aufmerksam zu machen. Jetzt ist der Bulle gestorben und das Schicksal seiner Unterart scheint damit endgültig besiegelt.

Der 45-jährige Sudan litt zuletzt an einer Infektion an einem seiner Hinterbeine. Sie hatte sich durch eine altersbedingte Erkrankung entwickelt, die im Vorjahr aufgetreten war. Die Infektion sprang nicht auf Behandlungen an und seine Pfleger spielten schon vor zwei Wochen mit dem Gedanken, ihn einzuschläfern, wenn seine Schmerzen zu stark würden. 

„Es war ein Kampf“, sagte Kaddu Sebunya, der Präsident der African Wildlife Foundation, Anfang März noch. „Wir machen uns große Sorgen darüber, dass das männliche Nashorn nun krank ist und wir es verlieren könnten. Es ist eine hoffnungslose Situation.“

Sudan war einer der letzten seiner Art. Er lebte zusammen mit zwei alten Weibchen – Fatu und Najin – im Ol Pejeta Conservancy in Kenia, wo die Tiere rund um die Uhr von bewaffneten Wachen beschützt werden. Nashörner haben eine Lebenserwartung von 40 bis 50 Jahren und alle drei Tiere hatten das fortpflanzungsfähige Alter bereits überschritten. 

Sudan wurde aus einem tschechischen Zoo nach Afrika gebracht, um die fast ausgestorbenen Nördlichen Breitmaulnashörner zu retten. Er wurde von bewaffneten Wachen beschützt.
Foto von Ami Vitale, National Geographic Creative

Die nördliche Unterart des Breitmaulnashorns war einst vermutlich vom Tschad bis zur Demokratischen Republik Kongo verbreitet, aber ihre Zahl ist rapide zurückgegangen. Von mehr als 2.000 Exemplaren im Jahr 1960 war der Bestand 1984 auf 15 Tiere geschrumpft.  

Seit Jahrzehnten werden die Nashörner in Afrika und Asien durch den Verlust ihres Lebensraums und Wilderei bedroht. Das Keratin in ihren Hörnern gilt in der traditionellen asiatischen Medizin als Katermittel und wertvolle Zutat.  

„Das ist ein sehr gutes Beispiel dafür, wie Afrika sein Erbe verliert“, sagte Sebunya, der aus Uganda stammt, aber mittlerweile im kenianischen Nairobi wohnt. „Wie können wir das der nächsten Generation von Afrikanern erklären? Wir können nicht so arrogant sein, dass wir andere afrikanische Arten vernachlässigen.“

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    DEM ENDE ENTGEGEN

    Von den 15 verbliebenen Tieren starben seither die meisten. Im November 2015 musste das 41 Jahre alte Weibchen Nola im Zoo von San Diego nach einer Reihe schmerzhafter Erkrankungen eingeschläfert werden. Einige Monate zuvor starb das 31-jährige Weibchen Nabiré in einem tschechischen Zoo nach Komplikationen durch eine geplatzte Zyste. Das 34 Jahre alte Männchen Suni starb im Oktober 2014 eines natürlichen Todes.

    Sudan sollte die letzte Hoffnung der Art werden. Nach seinem Tod gibt es jetzt nur noch zwei Exemplare weltweit. Eine natürliche Vermehrung ist keine realistische Option mehr, wenn sich in der Wildnis nicht zufällig noch ein fruchtbares Männchen findet. Das ist allerdings höchst unwahrscheinlich, weshalb sich Wissenschaftler im Labor Gedanken gemacht haben, wie man die sterbende Art retten könnte. Sie haben den lebenden Nashörnern Keimzellen entnommen und erste Schritte zur In-vitro-Fertilisation mit Südlichen Breitmaulnashörnern als Leihmütter unternommen. Diese Bemühungen könnten allerdings noch mehr als zehn Jahre in Anspruch nehmen.

    WIE STEHT ES UM DIE SÜDLICHEN BREITMAULNASHÖRNER?

    Breitmaulnashörner sind eine von fünf Nashornarten. Sie werden in Nördliche (Ceratotherium simum cottoni) und Südliche Breitmaulnashörner (Ceratotherium simum simum) unterteilt. Die nördliche Unterart ist kleiner, hat einen geraden Rücken, einen flachen Schädel, keine Rillen zwischen den Rippen, haarige Ohren und Schwänze und eher gedrungene Hörner. Das Südliche Breitmaulnashorn ist größer, hat einen gewölbten Schädel, ausgeprägte Schulterhöcker, insgesamt mehr Körperbehaarung, Rillen zwischen den Rippen und längere Hörner.

    Genau wie sein nördlicher Cousin hatte auch das südliche Breitmaulnashorn einen Populationsrückgang zu verzeichnen. Zur Jahrhundertwende gab es nur noch eine Handvoll Exemplare. Dank Artenschutzmaßnahmen der Regierung konnte sich die Population in Südafrika aber wieder erholen, sodass es mittlerweile um die 20.000 Tiere gibt – das Ergebnis von Zucht- und Umsiedlungsprogrammen, aber auch von der kontrollierten und umstrittenen Sportjagd. 

    In den letzten Jahren kehrte allerdings der Handel mit Nashorn-Horn nach Südafrika zurück, und das Südliche Breitmaulnashorn wird von der Weltnaturschutzunion nach wie vor als potenziell gefährdet eingestuft.

    „Wenn wir Afrikaner nicht aufpassen, ist das etwas, das mit vielen unserer Tierarten passieren wird“, warnte Sebunya. „Das geschieht vor unseren Augen, und bei allen anderen Arten können wir etwas dagegen tun.“

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