6 Irrtümer über Fledermäuse

Finstere, hinterlistige Kreaturen gleiten auf der Jagd nach unserem Blut durch den Nachthimmel – aber nur in Horrorfilmen.

Von Liz Langley
Veröffentlicht am 9. Mai 2018, 15:47 MESZ
6 Irrtümer über Fledermäuse
Ein Flughund auf Bioko Island in Äquatorialguinea.
Foto von Joël Sartore, National Geographic Creative

Noch immer haben Fledermäuse vielerorts einen schlechten Ruf, der nicht zuletzt aus den Irrtürmern und falschen Informationen über die Tiere resultiert, die sich hartnäckig halten. Wir bereiten dem Fledermaus-Spuk ein Ende.

Zunächst einmal sind sie nicht die niederträchtigen, Unheil verkündenden Wesen, als die sie besonders gern zu Halloween dargestellt werden. Tatsächlich sind Fledermäuse altruistisch, wie Rob Mies erklärt, der Leiter einer Organisation für Fledermausschutz mit Sitz in Michigan.

Oft teilen sie ihre Nahrung mit Artgenossen. Vampirfledermäuse würgen beispielsweise Blut für andere Fledermäuse hoch, die keine Mahlzeit ergattern konnten.

Fledermäuse wollen unser Blut

Vampirfledermäuse wiegen höchstens 50 Gramm. Obwohl die in Mittel- und Südamerika heimischen Säuger gelegentlich schon Menschen gebissen haben, ernähren sie sich hauptsächlich von Rinderblut. Mies vergleicht ihr Vorgehen dabei mit dem von Moskitos.

„Sie lecken etwa einen Löffel voll Blut und ihr Speichel enthält ein gerinnungshemmendes Enzym, das dafür sorgt, dass das Blut weiterfließt“, erklärt er.

Dieses Enzym wird auch bei der Entwicklung medizinischer Gerinnungshemmer eingesetzt und hat den verräterischen Namen Draculin.

Sie sind blind wie eine Fledermaus“

Dieser Irrtum ist ganz besonders unwahr, denn größere Fledermäuse „können dreimal besser sehen als Menschen“, sagt Mies.

Generell haben sie sehr feine Sinne. Ihre großen Ohren helfen kleinen Fledermäusen dabei, ihre Echoortung einzusetzen, mit der sie ihre Beute zielgenau finden können.

Tausende Mexikanische Bulldoggenfledermäuse schwärmen aus einer Höhle im Carlsbad-Caverns-Nationalpark in New Mexico.
Foto von Michael Nichols, National Geographic Creative

Fledermäuse verfangen sich in unseren Haaren

Es mag an den Tieffliegerkünsten der Tiere liegen, dass mitunter der Eindruck entsteht, Fledermäuse wollten uns angreifen.

Oft gleiten sie auch deshalb so knapp über unseren Köpfen hinweg, weil sie Insekten fangen, die in Bodennähe umherschwirren.

Auch wenn es also so aussehen mag: Fledermäuse haben es nicht auf unsere Frisuren abgesehen.

„Es gibt keine Fledermausarten, die Nester bauen“, sagt Mies – und wenn der Haarschopf noch so toupiert und gemütlich aussieht.

Fledermäuse sind unwichtig

Mies stört sich nicht daran, wenn Leute denken, dass Fledermäuse blind sind oder einen Haarfetisch haben. Aber „wenn Leute glauben, dass Fledermäuse wertlos sind, ist das das größte Problem.“

Die Tiere sind zum Beispiel „einige der wichtigsten Samenverteiler, die zur Regeneration eines gesunden Regenwaldes beitragen“, erklärt Mies.

Wenn Flughunde Früchte fressen, verteilen sie deren Samen über ihre Ausscheidungen, die als Guano bezeichnet werden. Eine Studie aus dem Jahr 1999 zeigte, dass 300 Pflanzenarten für ihre Verbreitung auf Flughunde angewiesen sind. Diese Tiere „können Samen potenziell über Hunderte Kilometer weit verteilen“.

Esst ihr gern Bananen? Avocados? Mögt ihr Margaritas? Bedankt euch bei Flughunden. Genau wie Bienen sind auch Flughunde Bestäuber, wie Mies erklärt. Dem U.S. Forest Service zufolge sind die Tiere für die Bestäubung von etwa 300 Fruchtarten verantwortlich – und von Agaven, die zur Herstellung von Tequila benötigt werden.

Ganz zu schweigen davon, dass sie kostenlos Ungeziefer vernichten. Pro Nacht kann ein einziges Tier mehrere Tausend Insekten fressen.

Ihr Nutzen für die Natur, aber auch für unsere Wirtschaft ist also enorm.

Fledermäuse sind tollwütig

Schon mal einen Sechser im Lotto gehabt? Von einer tollwütigen Fledermaus gebissen zu werden, ist noch viel unwahrscheinlicher als ein solcher Lottogewinn, da selbst tollwütige Exemplare Menschen erst beißen, wenn sie angefasst werden, wie der NABU berichtet. (https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/saeugetiere/fledermaeuse/wissen/01374.html )

Scheinbar kranke oder verletzte Tiere sollte man daher nach Möglichkeit nicht anfassen – und falls doch, nur mit einem dicken Handschuh. Experten oder Veterinärämter stehen im Zweifelsfall mit Rat zur Seite.

Fledermäuse sind die Pest

Nicht ganz … Fledermäuse haben eine „Pest“: das White-Nose-Syndrom.

Der kälteliebende Pilz, der die Krankheit verursacht, befällt die Tiere während des Winterschlafs und nötigt sie dazu, ihr Körperfett aufzubrauchen, sodass sie vor Ende des Winters verhungern, sagt Mies.

Laut der Organisation für Fledermausschutz hat das White-Nose-Syndrom im Nordosten der USA etwa 5,7 Millionen Tiere seit 2006 getötet.

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