Haie mögen Jazz lieber als Klassik
Mit ein bisschen Futteranreiz entwickeln die jungen Räuber einen Geschmack für Jazzmusik.
Eine neue Studie belegt, dass Haie vielleicht einen ausgefalleneren Geschmack besitzen, als bisher angenommen.
Haie benutzen, wie auch andere Fische, Geräusche zur Orientierung. Schallwellen können sich im Wasser bis zu viermal schneller fortbewegen als in der Luft und Fische nutzen sie oft auf der Suche nach Nahrung, Versteckmöglichkeiten und zu Kommunikationszwecken mit anderen Fischen.
Können Haie jedoch als intelligentere Art etwa verschiedene Musikrichtungen unterscheiden und diese dann auch noch mit Futter in Verbindung bringen? Doktorandin Catarina Vila-Pouca und Professor Culum Brown, forschen am Macquarie University Fish Lab in Marsfield, New South Wales. Mithilfe wissenschaftlicher Methoden fanden sie heraus, dass die Raubtiere durch einen Futteranreiz darauf trainiert werden können, Jazzmusik zu erkennen.
Ihre Ergebnisse wurden diese Woche in der Fachzeitschrift Animal Cognition veröffentlicht.
BEI DEN HAIEN GEHT DER BEAT AB
Wenn sich sterbende Beute im Wasser bewegt, gibt sie Töne in tiefen Frequenzen von sich, die größere Räuber aus der Umgebung anlocken. Es ist kein richtiges Brummen, sondern eine Abfolge von schnellen Impulsen, die Haie monotonem Summen vorziehen.
Bislang sind Experten davon ausgegangen, dass Haie das Geräusch eines Bootsmotors mit Futter in Verbindung bringen. Beim Käfigtauchen werden die Tiere regelmäßig durch blutige Köder angelockt, um sie nahe an die Taucher heranzubringen. Entgegen landläufiger Meinungen sind Haie jedoch keine menschenjagenden Killermaschinen.
Die Wissenschaftler stellten die Hypothese auf, dass Haie lernen könnten, musikalische Reize mit Futterbelohnung zu assoziieren und zwischen verschiedenen Arten von Musik zu unterscheiden. Sie wollten außerdem herausfinden, ob Charaktereigenschaften eine Rolle für die Denkleistung spielen. Frühere Studien haben Beweise dafür geliefert, dass Haie – wie Menschen – über individuell verschiedene Charaktere verfügen. Einige sind sozialer veranlagt, während andere eher introvertiert sind.
Im Rahmen der Studie spielten die Forscher Jazzmusik aus Lautsprechern an einem Ende eines Aquarium ab und brachten jungen Port-Jackson-Stierkopfhaien bei, dort zu einer Futterstation zu schwimmen, um sich eine Belohnung abzuholen. Von acht trainierten Haien lernten offenbar fünf, den Rhythmus von Jazzmusik zu erkennen.
Die Wissenschaftler fanden allerdings auch heraus, dass Haie nicht sofort zwischen verschiedenen Musikrichtungen unterscheiden können. Als sie gleichzeitig von entgegengesetzten Enden des Aquariums Jazz- und klassische Musik abspielten, wussten die Haie nicht, zu welcher Quelle sie für ihr Futter schwimmen sollten.
„Ich würde vielleicht spontan vermuten, dass die Jazzmusik einen gleichmäßigeren Rhythmus hatte und es dem näher kam, was die Haie normalerweise anzieht“, sagt Philip Lobel, ein Biologieprofessor an der Boston University und National Geographic Stipendiat, der nicht an der Studie beteiligt war.
Später wurden die Haie darauf trainiert, zwischen Jazz und Klassik zu unterscheiden und in entgegengesetzte Ecken des Aquariums zu schwimmen. Ihre Reaktion auf die Jazzmusik nahm jedoch ab. Einige der Haie entwickelten eine Vorliebe dafür, auf die rechte Seite des Aquariums zu schwimmen und damit nicht auf die Jazz-Seite.
„Das ist schwerer als es klingt, weil die Haie lernen mussten, dass an verschiedenen Orten jeweils andere Musikgenres gespielt wurden, die dann wiederum mit Futterbelohnung kombiniert waren“, erklärte Brown in einer Pressemitteilung. „Vielleicht wären sie mit mehr Training noch darauf gekommen.“
MUSIKALISCHE INTELLIGENZ
Die Ergebnisse der Studie könnten einige Einblick in die Lernfähigkeit von Haien liefern, sagt Vila-Pouca. Die Studie wurde zwar nur mit Port-Jackson-Stierkopfhaien durchgeführt, doch Experten sind der Meinung, dass einige Haiarten intelligenter sind als der Durchschnittsfisch.
„Wenn ich mich auf dem Boot befinde, streckt ein Weißer Hai seinen Kopf aus dem Wasser und sieht mir direkt in die Augen“, gab Haiexperte Leonard Compagno im Jahr 2008 gegenüber dem Smithsonian Magazine an. „Sie fressen Säugetiere mit höher entwickeltem Gehirn, wie Robben und Delphine. Dafür müssen sie auch auf höherem Niveau agieren als ein gewöhnlicher Fisch, dessen Denkvermögen eher etwas von einer einfachen Maschine hat.“
Lobel ist der Meinung, dass die Studie klar belegt, wie schädlich Lärmverschmutzung in marinen Habitaten ist. Wenn ein Boot durch die flachen Kinderstuben von Haien fährt, kann der Krach des Motors die Raubtiere körperlich verletzen und ihre Fähigkeiten zur zukünftigen Futtersuche beeinträchtigen, fügt er hinzu.
„Das ist, wie wenn man ein Drucklufthorn neben einem Säugling betätigt“, meint Lobel. „Das würde das Kind vermutlich für den Rest seines Lebens taub machen.“
Wenn die Öffentlichkeit mehr über Haie und ihre Intelligenz lernt, hilft das vielleicht bei der Aufklärung von Gerüchten, die über diese Tiere kursieren. Vila-Pouca fasste ihre Gedanken in der folgenden Pressemitteilung zusammen:
„Wenn wir das alles besser verstehen, hilft das dabei, das Image von Haien in der öffentlichen Meinung positiver werden zu lassen. Es könnte sowohl in der Bevölkerung als auch in der Politik den Willen schaffen, mehr für ihren Schutz zu tun.“
Elaina Zachos auf Twitter folgen.
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