Warum wir unsere Katzen falsch erziehen – und wie es richtig geht

Katzen können durchaus eigenwillig und stur sein – trotzdem kann man sie erziehen, was für Mensch und Tier von Vorteil ist.

Von Linda Lombardi
Veröffentlicht am 24. Mai 2018, 17:34 MESZ
Eine Katze geht während einer Trainingseinheit in eine Transportbox.
Eine Katze geht während einer Trainingseinheit in eine Transportbox.
Foto von Sarah Ellis

Die richtige Erziehung galt schon immer als wichtiger Teil der Hundehaltung, auch wenn sich die Methoden im Laufe der Zeit verändert haben. Bei Katzen hingegen sieht das ganz anders aus – aber das sollte es nicht.

„Menschen erziehen Katzen für gewöhnlich nicht, weil sie Katzen für […] unabhängig und von freiem Willen erfüllt halten“, sagt Sarah Ellis, die Co-Autorin des Buches „The Trainable Cat“ (dt. Die erziehbare Katze).

“Was sie nicht begreifen, ist, dass sie ihre Katzen unbewusst tagtäglich erziehen.“

LERNRESISTENT?

Die schlechte Nachricht ist, dass man seiner Katzen oft das Gegenteil dessen beibringt, was sie lernen soll. Wie oft hat man schon „Nein!” gerufen und die Katze vom Küchentisch gehoben? Und trotzdem scheint sie es einfach nicht zu lernen. Aus gutem Grund:

Man glaubt, dass man mit der Katze schimpft, aber „man gibt ihr damit ungewollt Aufmerksamkeit, was aus Sicht der Katze besser als gar nichts ist und damit eine Belohnung darstellt“, sagt Mikel Delgado, eine Wissenschaftlerin an der School of Veterinary Medicine der University of California, Davis.

Es ist das Grundprinzip des Trainings: Wenn ein Verhalten etwas zur Folge hat, das dem Tier gefällt, wird es das Verhalten erneut zeigen.

Also sollte man dieses Prinzip für sich nutzen, anstatt dagegen anzukämpfen. „Belohnt das, was euch gefällt, und ignoriert, was euch nicht gefällt“, sagt Delgado.

POSITIVE VERSTÄRKUNG

Diese Art von Training ermöglicht eine effektivere Kommunikation mit dem Tier – und womöglich wird die Katze diese Kommunikation sogar erwidern.

Katzen (hier abgebildet auf einem Auto in Lincoln, Nebraska, USA) sind nicht immer nur eigenständig und distanziert.
Foto von Joël Sartore, National Geographic Creative

Das hat Delgado beobachtet, als sie ihrer Katze beibrachte, den Kratzbaum zu benutzen, anstatt zu versuchen ihr zu vermitteln, dass sie nicht an der Couch kratzen sollte. „Wenn meine Katze ein Leckerli wollte, ging sie zum Kratzbaum, legte eine Pfote darauf und sah mich an, als wollte sie sagen: Hey, gibst du mir dafür eine Belohnung?“

Wenn man anfängt, ungewolltes Verhalten zu ignorieren, wird man konsequent sein müssen, bis der sogenannte Extinktionsausbruch (eng. extinction burst) vorbei ist.

„Zunächst wird das Tier es umso mehr versuchen. Wenn man also plötzlich damit aufhört, aufzustehen und das Tier mitten in der Nacht zu füttern, wird es vermutlich lauter miauen und einem über’s Gesicht laufen“, sagt Delgado. „Man muss sehr konsequent sein und darf nicht reagieren.“

BELIEBT

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    Ellis schlägt vor, als Übung damit anzufangen, der Katze beizubringen, dass sie kommen soll, wenn sie gerufen wird. Dazu sollte man einen halben oder einen Meter von der Katze entfernt stehen, ihren Namen sagen, um ihre Aufmerksamkeit zu wecken, und dann „Komm“ sagen und ihr ein Leckerli hinhalten.

    Wenn nötig, sollte man das Leckerli näher an ihr Gesicht halten und es dann zu sich hinbewegen, damit die Katze ihm folgt. Das wiederholt man, bis die Katze konsequent darauf reagiert, und vergrößert dann Stück für Stück den Abstand.

    GROSSZÜGIGE BELOHNUNGEN

    Wenn man dann erst mal von dem Prinzip überzeugt ist, kann man der Katze beibringen, auch schwierigere, aber nützliche Situationen über sich ergehen zu lassen – beispielsweise das Kürzen der Krallen oder das freiwillige Einsteigen in eine Transportbox.

    Den Prozess sollte man dabei auf kleine Schritte herunterbrechen. Beim Krallenkürzen sollte man zum Beispiel damit anfangen, die Katze dafür zu belohnen, dass sie ihre Pfote berühren lässt.

    Wenn sich die Katze dann damit wohlfühlt, kann man ihr ein Leckerli dafür geben, dass sie sich die Pfote leicht drücken lässt, damit die Kralle herauskommt. Stück für Stück kann man sich dann zum Kürzen einer Kralle vorarbeiten und das auf mehrere Krallen ausweiten. Das mag nach einem mühsamen Prozess klingen, aber er ist die Mühe wert, wenn man sich dafür erspart, zeitlebens mit der Katze zu ringen, wann immer es an die grundlegende Körperpflege geht.

    Man sollte Leckerlis benutzen, die die Katze auch wirklich mag, und kann dabei ruhig etwas experimentieren – vielleicht mit kleinen Stückchen Thunfisch oder Lachs. Diese Leckerlis sollten sehr klein sein und nicht dazu führen, dass die Katze an Gewicht zunimmt. Im Zweifelsfall sollte man ihre Mahlzeiten verringern, um für die Leckerlis zu kompensieren. Die Trainingseinheiten sollten kurz sein und man sollte auf keinen Fall zu schnell voranschreiten.

    “Der häufigste Fehler, den die Leute bei der Erziehung ihrer Katzen machen, ist, zu schnell zu viel zu verlangen“, sagt Ellis.

    Die Mühe zahlt sich aber aus: Die Pflege der Katze gestaltet sich einfacher und auch die Beziehung zum Tier kann so besser aufgebaut werden.

    Menschen, die ihre Katzen trainieren, „haben das Gefühl, dass ihre Katze nicht nur dieses eigenwillige, sture Tier ist, das Sachen macht, die ihnen auf die Nerven gehen“, so Delgado. „Das hat echte Vorteile für die Beziehung von Mensch und Tier und ist nicht so schwierig, wie man denkt.“

    Katzen

    Einblicke in Taiwans „Katzendorf“

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