Kleine Spinnen mit riesigen Gehirnen
Eine Studie könnte das Geschick winziger Arachniden beim Netzweben erklären.
Sie sind nicht dick, sie haben einfach ziemlich viel im Köpfchen. Eine Studie hat gezeigt, dass winzige Spinnen im Vergleich zur Körpergröße ein so großes Hirn haben, dass die Organe sich bis in die Extremitäten der Tiere hinein verlagern können.
Dass sie so ein großes Hirn haben, könnte eine Erklärung dafür sein, warum sehr kleine Spinnen, manche weniger als einen Millimeter im Durchmesser, genauso gute Netze weben können wie ihre größeren Artgenossen.
Für die Studie hat ein Forscherteam, angeführt von Bill Eberhard, Verhaltensökologe am Smithsonian Tropical Research Institute, neun Spinnenarten aus sechs unterschiedlichen Webspinnenfamilien untersucht.
Die Forscher haben herausgefunden: Je kleiner die Spinne, desto größer das Gehirn im Verhältnis zur Körpergröße.
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Bei manchen Spinnen nahm das zentrale Nervensystem sogar fast 80% des im Körper verfügbaren Platzes ein und breitete sich mitunter auch bis in die Beine aus.
Die mit Hirn gefüllten Körper mancher Babyspinnen, wie der der Echten Radnetzspinne Leucauge Mariana, sind solange geschwollen, bis die Spinnen ausgewachsen sind.
Auch Diebesspinnen sind klug
Dass das Gehirn so viel Platz einnimmt, könnte eventuell problematisch für die anderen Organe der Spinne sein, so Eberhard. „Aber [dieser Aspekt] wurde nicht wirklich untersucht.”
Wenn man sich eine Spinne allerdings so ansieht, ist es durchaus vorstellbar, dass sie aufgrund ihres großen Hirns Einbußen an anderer Stelle haben.
Bei der ausgewachsenen Springspinne Phidippus clarus zum Beispiel, die die Forscher in einer separaten Studie untersucht haben, befindet sich das Verdauungssystem im Prosoma, also im Kopf und Vorderleib der Tiere.
Bei „den Jungtieren ist dieser Bereich aber fast komplett mit Hirn ausgefüllt.“ Das bedeutet, dass das Verdauungssystem weniger entwickelt ist. Es ist allerdings noch unklar, welche Auswirkungen das auf die Entwicklung der Tiere hat.
Ein großes Gehirn braucht man vermutlich, um Netze zu spinnen. Ein Verhalten, das wohl komplexer ist als das „einer Käferlarve, die sich einfach nur ihren Weg durch den Pilz frisst, den sie bewohnt“, so Eberhard in einem Artikel, der seine Forschung beschreibt.
Drei sogenannte kleptoparasitische Spinnen, die ihre Fähigkeit, Netze zu weben, verloren haben und stattdessen die Beute anderer Spinnen klauen, haben aber im Vergleich „kein auffallend kleineres Gehirn“.
Als hinterhältige, diebische Spinne sollte man vielleicht auch nicht ganz auf den Kopf gefallen sein, fügte er hinzu als mögliche Erklärung, warum die Diebesspinnen scheinbar genauso klug wie ihre netzspinnenden Kollegen sind.
Die Forschung zu Spinnen-Gehirnen wurde in der Fachzeitschrift „Arthropod Structure & Development“ veröffentlicht.
Der Artikel wurde ursprünglich in englischer Sprache auf NationalGeographic.com veröffentlicht.
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