Am Rande der Ausrottung: Die kleine „Kuh der Meere"

Im Golf von Kalifornien gibt es nur noch weniger als 19 Vaquitas. Kann ihre Ausrottung überhaupt noch verhindert werden?

Von Annie Roth
Veröffentlicht am 30. Apr. 2020, 15:51 MESZ
Vaquita-Weibchens

V01F zeigte so starke Anzeichen von Stress durch die Fangaktion, dass die Wissenschaftler sie wieder ins offene Meer entließen.

Foto von National Geographic

Der packende Doku-Thriller SEA OF SHADOWS thematisiert das Schicksal der Vaquitas. Er wird am 02.05.2020 auf National Geographic ausgestrahlt und ist danach auf Amazon, Apple TV und GooglePlay verfügbar.

Eine der bedrohtesten Tierarten der Welt ist die Schweinswalart Vaquita. Sie lebt ausschließlich im Golf von Kalifornien vor der Küste Mexikos. Niemand weiß aktuell genau, wie viele Tiere es noch gibt, doch 2018 schätzten Wissenschaftler die Population auf weniger als 19 Individuen. Es ist also wahrscheinlich, dass die Vaquitas bis zum Jahr 2021 aussterben, wenn diese Entwicklung nicht verlangsamt werden kann. Und das wirft vor allem eine Frage auf: Wie konnten wir es so weit kommen lassen?

Kleine Kuh der Meere

Vaquitas werden nur etwa 1,50 Meter lang und stellen damit die kleinsten Vertreter der Ordnung Cetacea dar, zu denen auch Großwale, Delfine und Schweinswale gehören. Ihren spanischen Namen Vaquita (span.: „kleine Kuh“) erhielten sie aufgrund der dunklen Färbung rund um ihre Augen, die an die einer Kuh erinnern.

Im Jahr 2005 erklärte die mexikanische Regierung einen Teil des Golfs zum Schutzgebiet für Vaquitas. Doch die Population ging weiterhin dramatisch zurück – von mehr als 200 Tieren im Jahr 2008 auf weniger als 30 im Jahr 2016. Unfähig, die Vaquitas in freier Wildbahn effizient zu schützen, startete die Regierung einen noch nie dagewesenen Versuch, die Art in Gefangenschaft zu erhalten. 2017 wurde in Mexiko ein Team aus Wissenschaftlern, Tierärzten und Umweltschützern zusammengestellt, um das Multimillionen-Dollar-Projekt VaquitaCPR (dt.: Widerbelebung der Vaquita) in die Tat umzusetzen.

Dieses junge Vaquita-Weibchen namens V01F wurde während der VaquitaCPR-Mission gefangen. Das Projekt war als Notfallhilfe gedacht und sollte einige der Schweinswale in bewachte Meeresbecken überführen.

Foto von VaquitaCPR

Im Rahmen dieser Mammutaufgabe sollte die Hälfte der noch verbliebenen Vaquitas in bewachte Meeresbecken gebracht werden, bis die Erhaltung ihrer Art in freier Wildbahn gesichert werden kann. Das Team fing zwei Weibchen – doch als beide Anzeichen von Stress zeigten, wurden sie wieder freigelassen. Eines von ihnen überlebte die Aktion nicht und so wurde VaquitaCPR eingestellt.

BELIEBT

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    V01F zeigte so starke Anzeichen von Stress durch die Fangaktion, dass die Wissenschaftler sie wieder ins offene Meer entließen.

    Foto von VaquitaCPR

    Wildbiologe Matthew Podolsky argumentiert, dass „die Wurzel des Problems bleiben würde, selbst wenn dieser Vaquita nicht gestorben und das Projekt erfolgreich gewesen wäre“: verarmte Wilderer, gierige Kartelle und korrupte Beamte sind weit mehr am Fang von Totoabas (ein Fisch, dessen Schwimmblase auf chinesischen Märkten Spitzenpreise erzielt) interessiert, als am Schutz der Vaquitas. Podolsky wirkte unter anderem als Regisseur an der National Geographic-Dokumentation „Sea of Shadows“ mit, in der die Arbeit von Aktivisten und verdeckten Ermittlern zum Erhalt der Schweinswale begleitet wird.

    In diesem Kampf gegen die Ausrottung sieht Podolsky ein warnendes Mahnmal, wie wichtig der Schutz seltener Tierarten „beim ersten Anzeichen von Gefahr“ ist – und nicht erst, wenn nur noch einige wenige Tiere übrig sind.

    Der vollständige Artikel erschien in der Printausgabe des National Geographic-Magazins im Oktober 2019.

     

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