Von faszinierend bis kurios: 12 Entdeckungen in der Tierwelt im Jahr 2021

Die Welt der Tiere ist groß, vielfältig und voller Überraschungen – und so gab es auch im Jahr 2021 wieder die ein oder andere unerwartete Entdeckung im Tierreich.

Von Douglas Main
Veröffentlicht am 30. Dez. 2021, 10:33 MEZ
Im Gorongosa-Nationalpark in Mosambik gibt es immer mehr Elefantenkühe ohne Stoßzähne.

Im Gorongosa-Nationalpark in Mosambik gibt es immer mehr Elefantenkühe ohne Stoßzähne. Der im Jahr 1992 beendete Bürgerkrieg fachte die Wilderei in dem Land an. Viele Elefanten starben, den Nachkommen der Überlebenden fehlen die Stoßzähne.

Foto von Elephant Voices

In einer Zeit, in der die Menschen auf das dritte Jahr der COVID-19-Pandemie zusteuern und Nachrichten über die zerstörerischen Folgen des Klimawandels mit zunehmender Häufigkeit Schlagzeilen machen, sind Meldungen aus der Welt der Wissenschaft nicht immer leicht zu verdauen.

Man darf aber nicht vergessen, welch ein fantastischer Ort voller Möglichkeiten und Geheimnisse unsere Erde ist. Die Erforschung der Wunder der Natur liefert uns regelmäßig Ergebnisse, die zeigen, wie magisch der Planet ist, auf dem wir leben.

Zwölf der interessantesten, faszinierendsten und seltsamsten Entdeckungen, die im Jahr 2021 in der Tierwelt gemacht wurden, haben wir hier zusammengetragen.

Jungferngeburt bei seltenen Vogelarten

Der Kalifornische Kondor ist ein beeindruckender Aasfresser mit einer Flügelspannweite von bis zu drei Metern. Der Einsatz von Pestiziden, Wilderei und die Zerstörung seines Lebensraums brachten den Vogel Mitte des 20. Jahrhunderts an den Rand der Ausrottung. Um die Spezies zu retten, wurden im Jahr 1987 alle 22 noch lebenden Tiere gefangen und in Zuchtstationen untergebracht. Ihre Nachkommen wurden in den US-Bundesstaaten Kalifornien, Utah, Arizona und im mexikanischen Baja California wieder in die Freiheit entlassen. Inzwischen ist die Population auf mehr als 500 Tiere angewachsen.

Das Fortpflanzungsverhalten und die Genetik der Vögel werden weiterhin von Forschenden sorgfältig überwacht. Im Oktober 2021 fielen deshalb zwei weibliche Kalifornische Kondore auf, die Junge auf die Welt gebracht hatten, ohne sich vorher mit Männchen gepaart zu haben – die ersten Fälle von Jungferngeburt, der sogenannten Parthenogenese, bei dieser Spezies und vermutlich jeder anderen nicht-domestizierten Vogelart. Wissenschaftler gehen davon aus, dass diese Form der Fortpflanzung in der Tierwelt deutlich häufiger vorkommt als bisher angenommen, da sie nur sehr selten zurückverfolgt werden kann.

Obwohl Parthenogenese als eine Art Rettungsanker für seltene Spezies fungieren kann, die nicht genügend Gelegenheit zur Paarung haben, kann sie sich auch negativ auswirken, indem sie die genetische Vielfalt beschränkt.

Wie kam es also zur Jungferngeburt beim Kalifornischen Kondor? „Wir wissen es nicht“, sagt Oliver Ryder, Leiter für Naturschutzgenetik bei der San Diego Zoo Alliance. „Aber ich bin mir sicher, dass es wieder passieren wird.“

Tiere infizieren sich mit Covid-19

Das Coronavirus befällt nicht nur Menschen: Auch viele Tierarten können sich mit ihm anstecken.

Bisher haben Forschende Infektionen sowohl bei wild lebenden als auch bei domestizierten Tieren feststellen können, darunter Tiger, Löwen, Gorillas, Nerzen, Schneeleoparden, Haushunde und -katzen. Auch andere Spezies sind anfällig, obwohl davon ausgegangen wird, dass eine Infektion bei Ihnen nur leichte Symptome verursacht.

Der nordamerikanische Weißwedelhirsch ist eine der Tierarten, bei der das Virus nachgewiesen werden konnte. Laut einer Studie, die im November 2021 auf der wissenschaftlichen Website bioRvix veröffentlicht wurde, haben Forscher in Iowa bei etwa 80 Prozent der untersuchten Hirsche aktive Infektionen festgestellt. Ihre Analysen haben gezeigt, dass Hirsche mehrfach von Menschen angesteckt wurden und das Virus untereinander weitergaben, wobei die genauen Infektionswege noch nicht geklärt sind. Die Ergebnisse decken sich mit denen einer anderen Studie, die früher im Jahr 2021 erschien. Für diese waren in den US-Bundesstaaten Michigan, Illinois und New York 152 Hirsche getestet worden: Bei 40 Prozent von ihnen fand man Antikörper gegen SARS-CoV-2.

Wenn Tiere, die so weitverbreitet sind wie der Weißwedelhirsch, zum Virusreservoir werden, ist das Forschern zufolge äußerst besorgniserregend, da die Möglichkeit besteht, dass das Virus von ihnen wieder auf den Menschen überspringt.

Kleinstes Reptil der Welt entdeckt

Im Februar 2021 wurde die Entdeckung einer neuen Chamäleonart im Regenwald des nördlichen Madagaskars bekannt gegeben. Das Schuppenkriechtier trägt den Namen Brookesia nana und ist ein sogenanntes Nano-Chamäleon: ungefähr so groß wie ein Sonnenblumenkern und möglicherweise das kleinste Reptil der Welt.

Die Identifizierung des winzigen Stummelschwanzchamäleons hat die Frage aufkommen lassen, wie klein Wirbeltiere überhaupt sein können. Zusätzlich rückt sie Wissenschaftlern zufolge die erstaunliche und stark bedrohte Artenvielfalt Madagaskars in den Mittelpunkt. Seine Entdecker gehen davon aus, dass Brookesia nana bald auf der Roten Liste gefährdeter Arten der Weltnaturschutzorganisation IUCN als vom Aussterben bedroht geführt werden wird.

Bei der neu entdeckten Chamäleonart Brookesia nana, die im Norden Madagaskars heimisch ist, handelt es sich vermutlich um die kleinste Reptilienspezies der Welt.

Foto von Frank Glaw, Zoologische Staatssammlung München

Schwarzfußiltis erfolgreich geklont

Um den gefährdeten Schwarzfußiltis vor dem Aussterben zu retten, haben Wissenschaftler die konservierten Zellen eines Artgenossen geklont, der schon vor langer Zeit verstorben ist. Damit ist es zum ersten Mal gelungen, eine gefährdete Tierart, die in den Vereinigten Staaten heimisch ist, zu klonen.

Da nur noch etwa 500 Einzeltiere des Schwarzfußiltis existieren, ist dieser Erfolg, der im Februar 2021 vermeldet wurde, von großer Bedeutung. Alle noch lebenden Tiere stammen von derselben Kolonie ab, die im Jahr 1981 in Wyoming gefunden wurde – zu diesem Zeitpunkt ging man noch davon aus, die Spezies sei ausgestorben.

Die Zellen eines Weibchens namens Willa, das nie Junge hatte und Mitte der Achtzigerjahre starb, lagerten seitdem tiefgekühlt im Frozen Zoo der San Diego Zoo Wildlife Alliance. Aus Willas Zellen entstand ein lebensfähiger Klon mit dem Namen Elizabeth Anne.

Die Wissenschaftler hoffen, ihre Nachkommen in den kommenden Jahren in die freie Wildbahn entlassen zu können, damit diese dort dringend benötigte frische Gene in den Pool der bestehenden inzestuösen Population bringen.

Die Vielfalt der Bienen

Das San Bernardino Valley im US-Bundesstaat Arizona und in Mexiko ist eines der wichtigsten inländisch gelegenen Feuchtgebiete des Südwestens der USA. Seit Ewigkeiten schon sprudelt hier das Wasser aus natürlichen Quellen und aus den Bergen und ermöglicht es Pflanzen und Blumen, das ganze Jahr über zu wachsen und zu gedeihen. Die Vielfalt der Pflanzenwelt des Tals ist von großem Vorteil für verschiedene Insekten, allen voran Bienen.

Im April 2021 wurde in der Zeitschrift Journal of Hymenoptera Research eine Studie veröffentlicht, laut der in dem Tal auf einer Fläche von 15 Quadratkilometern insgesamt 497 verschiedene Bienenarten festgestellt wurden. Dass macht das San Bernardino Valley zu dem Ort mit der höchsten Bienendiversität der Welt.

Die Entdeckung verdeutlicht, warum der Schutz des Tals, das durch den Bau der Grenzmauer zwischen den USA und Mexiko in zwei Teile geschnitten wurde, so wichtig ist. Bei den Bauarbeiten wurden riesige Mengen Grundwasser zur Herstellung von Zement verbraucht, was zum Austrocknen mehrerer Quellen im San Bernardino Valley geführt hat.

Diese Langhornbienen schlafen als Gruppe auf einem Pflanzenstiel im San Bernardino National Wildlife Refuge, in dem laut einer Studie die größte Bienenvielfalt der Welt festgestellt wurde.

Foto von Bruce D Taubert

Kehrt der Jaguar in die USA zurück?

Jaguare sind traditionell in den US-Bundesstaaten Arizona und New Mexiko heimisch: Noch im frühen 19. Jahrhundert waren die Großkatzen in beiden Staaten bis hinauf zum Grand Canyon ein häufiger Anblick. In den vergangenen 15 Jahren wurden in Arizona jedoch insgesamt nur sieben Jaguarmännchen gesichtet.

Im März 2021 meldeten Wissenschaftler, dass sie ein junges Männchen lokalisiert hätten, dessen Territorium sich auf geschütztem Gebiet wenige Kilometer südlich der Grenzen von Mexiko, Arizona und New Mexiko befindet. Das Tier stammt vermutlich aus einer Population im nordmexikanischen Bundesstaat Sonora. Sein jetziger Aufenthaltsort wird als Zeichen dafür gewertet, dass die Spezies ihren Lebensraum in nördliche Richtung ausweitet.

Dies könnte Wissenschaftlern zufolge dazu führen, dass der Jaguar irgendwann auch seine alten Territorien in den USA zurückerobert. Möglich sei dies aber nur, wenn Tiere und Wildkorridore geschützt und der Bau der Grenzmauer gestoppt würde.

Elefanten ohne Stoßzähne

Der Mosambikanische Bürgerkrieg, der zwischen 1977 und 1992 herrschte, war nicht nur für die Menschen, sondern auch die dort lebenden Afrikanischen Elefanten brutal: Im Gorongosa-Nationalpark des Landes wurden mehr als 90 Prozent der Tiere wegen ihres Elfenbeins umgebracht. Dieses Massaker hat überraschend dazu geführt, dass seitdem immer wieder Tiere ohne Stoßzähne geboren werden, die somit einem geringeren Risiko ausgesetzt sind, von Wilderern getötet zu werden.

Etwa ein Drittel der Elefantenkühe, die nach 1992 in dem Nationalpark zur Welt kamen, hat nie Stoßzähne entwickelt. Eine Studie, die im Oktober 2021 in der Zeitschrift Science veröffentlicht wurde, konnte bei diesen Tieren Mutationen von zwei Genen nachweisen, die für die Stoßzahnentwicklung zuständig sind.

Unter normalen Umständen fehlen nur bei zwei bis vier Prozent der weiblichen Afrikanischen Elefanten die Stoßzähne.

Im Gorongosa-Nationalpark in Mosambik gibt es immer mehr Elefantenkühe ohne Stoßzähne. Der im Jahr 1992 beendete Bürgerkrieg fachte die Wilderei in dem Land an. Viele Elefanten starben, den Nachkommen der Überlebenden fehlen die Stoßzähne.

Foto von Elephant Voices

Wildpferde und Esel erschaffen Oasen in der Wüste

Wildpferde und Wildesel können ihre Umwelt in einer Weise beeinflussen, die für andere Tierarten von großem Vorteil ist.

Eine im April 2021 in der Zeitschrift Science veröffentlichte Studie hat gezeigt, dass die Tiere auf der Suche nach Grundwasser mit ihren Hufen fast zwei Meter tief graben können. Dabei erschaffen sie Oasen, die für andere Spezies eine wahre Wohltat sind. Das Studienteam fand diese tiergemachten Brunnen sowohl in der Sonora-Wüste in Arizona als auch in der Mojave-Wüste in Kalifornien. Insgesamt wurden 57 verschiedene Tierarten beobachtet, die die Oasen aufsuchten: Silberdachse, Schwarzbären und eine große Zahl an Vögeln, darunter auch Elfenkauze, deren Bestand seit einiger Zeit abnimmt.

Ihr Verhalten macht die Wildpferde und -esel laut Erick Lundgren, Autor der Studie und Postdoktorand an der Aarhus Universitet in Dänemark, zu sogenannten „Ökosystem-Ingenieuren“, die aktiv ihren Lebensraum umgestalten.

Kopflose Seeschnecken

Wenn ein Tier seinen Kopf verliert, bedeutet das normalerweise sein Ende. Das gilt allerdings nicht für manche Seeschnecken. Eine Studie, die im März 2021 in der Zeitschrift Current Biology erschienen ist, hat gezeigt, dass zwei Spezies der tierischen Meeresbewohner dazu in der Lage sind, ihre eigenen Köpfe abzutrennen. Am abgetrennten Kopf wächst ihnen im Anschluss ein kompletter neuer Körper.

Dies ist nicht die einzige Seltsamkeit, die an den Tieren beobachtet wurde. Sie stehlen außerdem Chloroplasten von Algen und nehmen die Energie der Sonne über ihren Körper auf.

Die Wissenschaft interessiert sich für solch extreme Beispiele der Körperregeneration auch deswegen, weil daraus gezogene Erkenntnisse möglicherweise in der menschlichen Medizin Anwendung finden könnten.

Diese Seeschnecken sind dazu in der Lage, sich einen neuen Körper wachsen zu lassen, nachdem sie ihren Kopf von dem alten abgetrennt haben.

Foto von Sayaka Mitoh

Wie Kakadus voneinander lernen

Gibt es in der Tierwelt so etwas wie Kultur? Wenn man Kultur als Verhaltensmuster definiert, das von Individuum zu Individuum weitergegeben wird, lautet die Antwort: ja. Bei Studien, die sich mit dem Lernverhalten und der Kultur von Tieren beschäftigen, stehen oft bestimmte Säugetiere wie Wale und Menschenaffen im Mittelpunkt. Im Jahr 2021 wollten Wissenschaftler herausfinden, ob auch Papageien eine Kultur haben.

Die Gelbhaubenkakadus, die in den Vororten von Sydney, Australien, leben, haben laut einer Studie, die im Juli in der Zeitschrift Science erschienen ist, herausgefunden, wie sich Mülltonnen öffnen lassen und so eine neue Nahrungsquelle erschlossen. Dieses Verhalten wurde von anderen Kakadus schnell übernommen.

Damit gehörten Papageien nun auch zum „Club der Tiere mit Kultur“, so Barbara Klump, Leiterin der Studie und Verhaltensökologin am Max-Planck-Institut für Verhaltensbiologie in Konstanz.

Wal bricht Weltrekord

Laut einer Studie, die im Juni 2021 in der Zeitschrift Biology Letters erschien, hat ein Grauwal einen neuen Weltrekord aufgestellt: Als erstes maritimes Wirbeltier legte er eine Strecke von fast 27.000 Kilometern zurück – mehr als eine halbe Erdumrundung. Der Walbulle wurde im Jahr 2013 vor der Küste Namibias gesichtet und war der erste Grauwal überhaupt, der je auf der Südhalbkugel registriert wurde.

Als Simon Elwen, Co-Autor der Studie und Zoologe an der University of Stellenbosch in Südafrika, zum ersten Mal von der Sichtung im Jahr 2013 erfuhr, war er zunächst skeptisch.

„Das ist in etwa vergleichbar mit der Meldung von einem Eisbären, der durch Paris spaziert: Rein technisch ist es möglich, dass das Tier dorthin gekommen ist, aber besonders realistisch ist es nicht.“ Eine Genanalyse konnte jedoch belegen, dass der Wal zu einer bekannten Population gehört, die im Nordpazifik zu Hause ist.

Ameise lässt ihr Gehirn schrumpfen – und wieder wachsen

Harpegnathos saltator, die Indische Springameise, lebt in den Wäldern der indischen Westküste, hat extrem lange Mandibeln, große schwarze Augen und eine seltsame Methode bei der Wahl der Königin. Vor der Krönung halten die Arbeiterinnen Wettbewerbe ab, deren Siegerin die neue Monarchin wird und die Fähigkeit erhält, Eier zu produzieren. Dies zieht gewisse körperliche Veränderungen nach sich: Die Eierstöcke der neuen Königin werden größer, dafür schrumpft ihr Gehirn um 25 Prozent.

Es kann jedoch passieren, dass eine Königin von ihrem Thron gestoßen und wieder zu einer einfachen Arbeiterin wird. In diesem Fall schrumpfen die Geschlechtsorgane wieder, dafür wächst das Gehirn. Dieser außerordentliche Vorgang, der in einer Studie beschrieben wird, die im April 2021 in der Zeitschrift Proceedings of the Royal Society B: Biological Sciences erschien, wurde bisher bei Insekten noch nie beobachtet.

„In der Tierwelt”, erklärt Studienleiter Clint Penick von der Kennisaw State University in Utah, „gibt es ein Maß an Formbarkeit – insbesondere umkehrbarere Formbarkeit – die wirklich einzigartig ist.“

Dieser Artikel wurde ursprünglich in englischer Sprache auf NationalGeographic.com veröffentlicht.

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