Tierische Tricks gegen Kälte: Von schrumpfenden Gehirnen und verkleinerten Mägen

Frost? Für viele Tierarten kein Problem. Einige von ihnen haben erstaunliche Strategien entwickelt, mit denen sie auch die kältesten Temperaturen überleben.

Von National Geographic
Veröffentlicht am 17. Okt. 2022, 09:53 MESZ
Rotwild im Wald im Winter.

Manche Tiere fliegen in den Süden, andere halten Winterschlaf. Einige Arten haben jedoch ganz eigene Strategien gegen die kalten Temperaturen entwickelt – so auch das Rotwild. 

Foto von Robin Lyon / Unsplash

Nicht alle können es handhaben wie die Stare und einfach in den Süden fliegen, sobald es kälter wird. Doch im Gegensatz zu uns Menschen sind die Tierarten, die den Winter in Deutschland verbringen, perfekt auf die Minusgrade vorbereitet. Winterschlaf und die vom Eichhörnchen versteckten Eicheln und Nüsse gehören dabei wohl zu den bekanntesten Strategien. Es gibt jedoch noch viele weitere. Manche Tiere heizen sogar ihren Bau – mit Biogas. 

Ein Blick auf die fantastischsten Methoden gegen die Winterkälte im Tierreich.

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Maulwürfe schrumpfen ihr Gehirn

Der Europäische Maulwurf kann während der kalten Monate weder in den Süden umziehen noch Winterschlaf halten. Forschende des Max-Planck-Instituts für Verhaltensbiologie in Konstanz fanden mehr seine Strategie gegen die Kälte heraus: Das Tier schrumpft ab November seinen Schädel und damit auch sein Gehirn – um ganze elf Prozent. So verbraucht der komplexe Stoffwechsel des Maulwurfs weniger Energie, die ihm in den kalten Wintermonaten nicht zur Verfügung steht. Denn Nahrung ist knapp und auch die Kälte sorgt für zusätzlichen Energieverbrauch. 

Maulwürfe sind jedoch nicht die einzigen Tiere, bei denen die Organe schrumpfen, wenn die Temperaturen sinken: Bis auf das Herz können über den Winter bei einigen Tieren alle Organe an Masse verlieren, so zum Beispiel bei vielen Spitzmausarten. Dieser Effekt ist als Dehnel-Phänomen bekannt und wurde 1949 zum ersten Mal beschrieben. 

Ein Nachteil für den Maulwurf: In der Studie des Max-Planck-Instituts, die in der Zeitschrift Royal Society Open Science veröffentlicht wurde, kam auch heraus, dass die Schädel und Hirne der Maulwürfe im Frühjahr zwar wieder größer werden – allerdings nur um vier Prozent. Damit erreichen sie nie wieder ihre frühere Maximalgröße. 

Rotwild geht in den Energiesparmodus

BELIEBT

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    Rothirsch im Winter.

    Der Rothirsch bewegt sich bei den kalten Temperaturen kaum. Er senkt seine Körpertemperatur ab, um Energie zu sparen.

    Foto von Grubärin / Adobe Stock

    Sie bewegen sich weniger, fahren die Körpertemperatur der Gliedmaßen herunter und essen nur die Hälfte im Vergleich zum Sommer: Das Rotwild befindet sich im Winter im Energiesparmodus. Ihr Gesamtenergieverbrauch liegt im Winter nur bei circa 40 Prozent des Jahreshöchstwertes, der im Frühjahr erreicht wird. 

    Dazu fressen sich die Tiere im Herbst unter anderem eine Art Winterspeck an. Die Fettreserven verbraucht das Rotwild in der kalten Jahreszeit sehr sparsam. Da es nur halb so viel frisst wie im Sommer, schrumpfen seine Verdauungsorgane. Laut einer Studie der Veterinärmedizinischen Universität Wien, die unter der Leitung von Walter Arnold in der Zeitschrift American Journal of Physiology-Regulatory, Integrative and Comparative Physiology erschien, setze der Darm der Tiere die Nährstoffe im Winter allerdings schneller um. Dadurch würden sie Energie sparen, seien gleichzeitig aber ausreichend ernährt. 

    Arktische Ziesel

    Eine weitere Energiesparmaßnahme des Rotwilds, welche die Forschenden beobachten konnten, war das Auskühlen. Sie senken ihre Körpertemperatur auf bis zu 15 Grad Celsius ab, indem sie ihre Körperteile weniger durchbluten. So wird die innere Wärmeproduktion stark zurückgefahren und die Tiere werden ‘starrer’. Bei kleineren Tieren wie der Fledermaus führt dieses Verhalten zur Winterstarre. Beim großen Rotwild bewirkt es lediglich weniger Bewegung.

    Der Unterschied zu richtigen Winterschläfern besteht beim Rotwild darin, dass es nur nachts und in kalten Morgenstunden in den Energiesparzustand geht. So kann es tagsüber nach Nahrung suchen – wenn auch deutlich weniger aktiv als in den Sommermonaten. 

    Dachse bauen Bio-Heizungen

    Dachs im Wald.

    Im Herbst beginnt der Dachs, Laub und Erde in seinen Bau zu transportieren, um ihn damit im Winter aufzuheizen.

    Foto von Vincent van Zalinge / Unsplash

    Die Art der Dachse, mit der Kälte umzugehen, gleicht unserer wohl am meisten. Die Raubtiere aus der Familie der Marder heizen ihren Bau. Und das ganz biologisch: Ihre Höhlen polstern sie mit Blätter, Gräsern und Moosen. Im Herbst schafft der Dachs zusätzlich feuchtes Laub und Erde in seinen Bau. 

    Dadurch wird ein Prozess in Gang gesetzt, der dem Prinzip einer Biogasanlage ähnelt: Die Bakterien aus der Erde beginnen, das Laub zu zersetzen – es gärt. Die Wärme wird von den Bakterien im Zersetzungsprozess produziert. Durch das ausgeklügelte Gangsystem des Dachses verteilt sich die Wärme schließlich gleichmäßig im ganzen Bau.

    So überlebt das Tier mithilfe seiner Bio-Heizung die kalten Monate ganz bequem in seiner Höhle. Der Dachs hält Winterruhe, bis seine Jungen im Februar zur Welt kommen. 

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