Zugewandert aus dem Osten: Elche wieder heimisch in Brandenburg

Seit Jahren häufen sich Sichtungen von Elchen in allen Landkreisen Brandenburgs. 10 bis 15 Tiere sollen mittlerweile dauerhaft in Deutschland leben. Ein Erfolg für die Biodiversität?

Von Insa Germerott
Veröffentlicht am 14. Apr. 2023, 15:23 MESZ
Elchbulle in der Natur

Mit etwas Glück sichtet man einen Elchbullen wie diesen heute auch wieder in Deutschland. Seit einigen Jahren wandern die Tiere aus Polen zu – nun scheinen manche zu bleiben.

Foto von David / Adobe Stock

Lange Zeit galten sie in Deutschland als ausgerottet, nun sind die anmutigen Riesen zurück: Seit 2015 werden Elche in allen Landkreisen Brandenburgs gesichtet. Der Großteil der 147 Sichtungen fällt in den nordöstlich gelegenen Landkreis Barnim. 

Einst war die größte Hirschart in ganz Europa heimisch. In Deutschland wurden die Elche jedoch Mitte des letzten Jahrhunderts aus ihrem natürlichen Lebensraum verdrängt – Schuld war die Jagd. Seit einigen Jahren wandern die Tiere nun wieder aus Polen zu. Laut Angaben der Naturschutzorganisation WWF sollen sich mittlerweile 10 bis 15 Elche dauerhaft in Deutschland aufhalten. Nachweise für Nachwuchs gab es in den letzten Jahren jedoch nicht.

Wie kommen Elche nach Deutschland?

Mit der Suche nach einer geeigneten Partnerin fing vermutlich alles an: In der Paarungszeit machten sich die ersten Elchbullen auf den Weg in den Westen. Als gute Schwimmer und ausdauernde Läufer können Elche bis zu 80 Kilometer Strecke am Tag zurücklegen. So durchqueren die größten Landsäugetiere Europas auf ihrem Weg von Polen nach Deutschland zum Beispiel auch mühelos die Oder. 

Seltene weiße Elchzwillinge in Norwegen entdeckt

Das erste Tier, das jahrelang in derselben Gegend gesichtet wurde, ist Elch „Bert“. Der Elchbulle aus Polen wurde 2018 mit einem Peilsender ausgestattet und ist seitdem immer wieder auf einer Rinderweide im Naturpark Nuthe-Nieplitz anzutreffen. Mittlerweile soll er eins von bis zu 15 in Deutschland heimisch gewordenen Tieren sein. Der NABU Brandenburg spricht von einer „Bereicherung der heimischen Tierwelt“. 

Vor allem die Landschaft im Nordosten Deutschlands biete sich als Lebensraum für Elche an, heißt es vom WWF Deutschland. Die weitläufigen Wiesen und Wälder Brandenburgs mit ihren vereinzelten Seen seien abwechslungsreich und deshalb attraktiv für die anpassungsfähigen Tiere. Damit sich der Elch dauerhaft in Deutschland etabliert, müssten Menschen in Zukunft „die Vernetzung von Lebensräumen voranbringen, Akzeptanz schaffen und [...] Lösungen zum Schutz der Tiere umsetzen“, heißt es vom NABU Brandenburg.

Konfliktfreies Zusammenleben mit den Elchen

Ein grenzübergreifendes Projekt namens „ŁośBonasus – Crossing!“ („Elch und Wisent – queren!“) von EU- und angrenzenden Nicht-EU-Ländern soll die Ansiedlung der Tiere in Deutschland unterstützen und ermöglichen, dass Elche, Bevölkerung, Politik und Landnutzende konfliktfrei zusammenkommen. Expertinnen und Experten verschiedener Universitäten und des WWF haben dazu Handlungsempfehlungen formuliert. 

 

Noch ist der Bestand der Tiere zu klein, um ernstzunehmende Probleme zu verursachen, doch einige Sorgen kommen bereits auf – so beispielsweise im Straßenverkehr. „Problematisch ist, dass der Elch im Gegensatz zum scheuen Rehwild die Gefahr eines herannahenden Autos nicht erkennt“, so der NABU Brandenburg. Das könne zu Verkehrsunfällen führen, die gravierend für beide Seiten ausfallen können: Autofahrende und Elche. 

Der nächste Schritt zur Förderung der Rückkehr der Elche liegt also beim Menschen: Das Aufstellen von Schildern, Warnhinweisen und Schutzzäunen ist dafür ein wichtiger Schritt. Skandinavien und Kanada gehen hier mit gutem Beispiel voran: Die Länder zeigen, wie das Zusammenleben mit den großen Wildtieren dauerhaft funktioniert.

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