Klagen für Meeresschildkröten: Panama räumt Tieren Rechte ein
Bürger*innen Panamas dürfen Meeresschildkröten in Zukunft rechtlich verteidigen – so lautet ein neues Gesetz zum Schutz der Ozeanbewohner. Vor Gericht ziehen kann man zum Beispiel wegen Umweltverschmutzung oder Wilderei.
Meeresschildkröten wie diese haben ab jetzt Rechte in Panama. Menschen dürfen für sie klagen – für ein Leben in einer gesunden Umgebung.
Sie überlebten die Dinosaurier und diverse Veränderungen in ihrem Ökosystem: Meeresschildkröten bewohnen schon seit etwa 100 Millionen Jahren die Ozeane der Erde und schützen mit ihrer Ernährungsweise Korallenriffe weltweit.
Doch seit einigen Jahrzehnten machen ihnen der Mensch und die Klimaerwärmung zu schaffen: Die Meeresschildkrötenpopulationen schrumpfen drastisch, nur eins von 1.000 Tieren erreicht überhaupt das fortpflanzungsfähige Alter, so die Natur- und Umweltschutzorganisation WWF.
In Panama soll damit jetzt Schluss sein: Das Land mit seiner großen Meeresschildkrötenpopulation räumt den gefährdeten Tieren per Gesetz eigene Rechte ein.
Recht auf Leben in einer gesunden Umwelt
Im März 2023 unterzeichnete der panamaische Präsident Laurentino Cortizo Cohen den neuen Gesetzesentwurf. Dieser besagt, dass Meeresschildkröten das Recht auf „Leben und freies Bewegen in einer gesunden Umwelt“ haben sollen. Bedeutet: Ihre Umgebung muss frei von Umweltverschmutzung sowie schädlichen menschlichen Einflüssen sein, die den Meeresbewohnern physisch oder gesundheitlich zusetzen könnten.
Als Beispiele werden im Gesetz unter anderem Klimaveränderungen, übermäßiger Tourismus oder Wilderei genannt. Mit Letzterer gibt es vor allem in den vergangenen Jahrzehnten große Probleme: Forschende aus den USA konnten in einer Studie aus dem Jahr 2022 zeigen, dass in den letzten 30 Jahren mehr als 1,1 Millionen Meeresschildkröten der Wilderei zum Opfer fielen. Verkauft werden dabei meist das Fleisch oder die Panzer der Tiere, manchmal auch ihre Eier.
Artenschutz per Gesetz
Da Panama einer der weltweit wichtigsten Nistplätze für Lederschildkröten und Karettschildkröten ist, kommt das Gesetz dem Artenschutz der südamerikanischen Meeresbewohner in besonderem Maße zugute. Vor allem, weil bereits bestehende Schutzmaßnahmen bislang oft nicht eingehalten wurden.
In Zukunft besteht für panamaische Bürger*innen die Möglichkeit, gegen Regierungen, Unternehmen oder Einzelpersonen zu klagen, sollten diese die Rechte der Meeresschildkröten verletzen. Das Gesetz formuliert dabei nicht nur explizit Rechte für die Tiere, sondern auch Konsequenzen bei Nichteinhaltung, zum Beispiel Geldstrafen.
Die Meeresschildkröten sind nicht die ersten Tiere, denen Rechte eingeräumt werden sollten. Weltweit kämpfen Tierschützer*innen für die Anerkennung von Tieren als nicht menschliche juristische Personen. In den meisten Fällen werden die Anträge jedoch abgelehnt – so zum Beispiel im Fall des Elefanten Happy, der ein „Recht auf körperliche Freiheit“ bekommen sollte. Tierschutzorganisationen hoffen deshalb nun, dass das panamaische Gesetz wegweisend für die Zukunft wird.