Neuentdeckte Art zeigt, wie aus Dinosauriern Vögel wurden

Meilenstein in der Wissenschaft? In China wurde eine neue Dinosaurierspezies beschrieben, die eine Wissenslücke in der Evolution der Vögel schließen könnte.

Von Katarina Fischer
Veröffentlicht am 11. Sept. 2023, 09:49 MESZ
Illustration des bunten Dinos mit Federn und Schnabel.

Die neuentdeckte Dinosaurierspezies Fujianvenator prodigiosus lebte vermutlich in einer sumpfigen Umgebung und war Teil der Zhenghe-Fauna.

Foto von Chuang Zhao

Ein Forschungsteam des Instituts für Wirbeltierpaläontologie und Paläoanthropologie (IVPP) der Chinesischen Akademie der Wissenschaften, Peking, und des Fujian Institutes of Geological Survey (FIGS) hat eine neue Dinosaurierart beschrieben: Fujianvenator prodigiosus.

Das Fossil des Theropoden wurde in der chinesischen Provinz Fujian gefunden und hat laut einer Studie, die in der Zeitschrift nature erschienen ist, ein Alter von etwa 148 bis 150 Millionen Jahren. Das macht den Fund zu einer echten Sensation. Denn Fujianvenator prodigiosus ist ein Vertreter der Gruppe der Avialae – und somit ein frühes Bindeglied zwischen Dinosauriern und Vögeln.

Rätselhafte Urvögel

Irgendwann im Jura begann die Evolution der Avialae: einer Gruppe von Dinosauriern, aus der unsere modernen Vögel hervorgegangen sind. Sie entwickelten sich aus den Theropoden, auf zwei Beinen laufenden Echsenbeckensauriern, die fast die gesamte Erde bevölkerten – bis vor etwa 66 Millionen Jahren in der Oberkreidezeit ein Asteroid die Dinosaurier auslöschte. Alle bis auf die Avialae, mit denen wir uns bis heute den Planeten teilen.

Wissen kompakt: Dinosaurier
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Für die Wissenschaft sind gerade die jurassischen Urvögel von großem Interesse, weil sie wichtige Einblicke in deren evolutionären Ursprung und die Entwicklung vogelspezifischer Körpermerkmale liefern – und dabei helfen können, die Kontroverse um die Entwicklungsgeschichte der Tiere zu klären.

Doch ausgerechnet die kritische Anfangszeit der Vogelentwicklung ist hinsichtlich fossiler Funde, die zweifelsfrei Avialae zuzuordnen sind, ein nahezu weißes Blatt. Neben der Yanliao-Biota – einer Ansammlung von Fossilien aus Nordchina – und Archaeopteryx, dessen Fossilien Forschende in der Fränkischen Alb und nahe der bayerischen Gemeinde Solnhofen entdeckt haben, gibt sucht man weitere Nachweise für diese Gruppe aus dem Jura vergeblich.

Fujianvenator prodigiosus: Bizarre Körpermerkmale

Das ändert sich nun mit Fujianvenator prodigiosus. Sein Körperbau weist eine Mischung aus Merkmalen von Avialae, Troodontidae und Dromaeosauridae auf. Den Studienautoren zufolge zeigt dies, die wie vielfältig die Einflüsse in der frühen Evolutionsphase der Urvögel waren.

„Unsere vergleichenden Analysen zeigen, dass entlang der frühen Avialae-Linien deutliche Veränderungen im Körperbau stattfanden, die vor allem durch die Vordergliedmaßen vorangetrieben wurden“, sagt Studienautor Min Wang, Paläoanthropologe am IVPP. Diese Entwicklung habe zu Körpermerkmalen geführt, die für ein Leben auf Bäumen und in der Luft ideal waren und schließlich die typischen Gliedmaßenproportionen moderner Vögel hervorbrachten.

Fujianvenator, so Wang, sei jedoch eine seltsame Art, denn seine bizarren Hintergliedmaßen – unter anderem überraschend lange Unterschenkel – weichen von dieser Hauptlinie ab. Der Dinosaurier war also vermutlich kein Flieger, sondern ein schneller Läufer. Naheliegend ist auch die Annahme, dass es sich bei Fujianvenator um einen Watvogel gehandelt hat. Dafür spricht, dass an der Fundstelle Fossilien von aquatischen Wirbeltieren wie Knochenfische, Schildkröten und krokodilartigen Reptilien entdeckt wurden.

BELIEBT

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    Zhenghe-Fauna

    „Die außergewöhnliche Vielfalt, die einzigartige Zusammensetzung der Wirbeltiere und die Paläoumwelt deuten stark darauf hin, dass dieser Fundort eine spezielle terrestrische Fauna dokumentiert, der wir den Namen Zhenghe-Fauna gegeben haben“, sagt Studienautor Zhonghe Zhou, Paläoanthropologe am IVPP. Geologischen Analysen zufolge existierte die neu definierte Fauna in einem Zeitraum von vor 150 bis 148 Millionen Jahren.

    Die Entdeckung von Fujianvenator erweitert somit nicht nur das Wissen um die frühen Avialae, sondern fügt der spätjurassischen Landkarte ein bisher unbekanntes Ökosystem hinzu, das das Studienteam nun weiter erkunden möchte.

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