Der Streifentenrek: Das niedlichste, was Madagaskar zu bieten hat

Er kommuniziert wie eine Grille, hat gelbe Streifen und seine Vorfahren gehörten zu den ersten Bewohnern Madagaskars. Über ein kleines Säugetier, das jeder kennen sollte.

Von Nina Piatscheck
Veröffentlicht am 11. Dez. 2024, 09:07 MEZ
Kleines  gestacheltes Tier im Laub mit schwarz-gelben Streifen

Das kleine stachelige Tier sieht putzig aus – kann aber auch angreifen, wenn es sich bedroht fühlt. 

Foto von hakoar / Adobe Stock

Ein bisschen sieht der Eigentliche Streifentenrek aus, als hätte KI eine Mischung aus Feuersalamander und Igel generiert: Sein struppiges Fell ist gelb gestreift und gespickt mit Stacheln. Doch das kleine Säugetier ist vollkommen echt, erschaffen von der Evolution. Und seine Geschichte ist lang. Nach Angaben einer Studie gehörten die Vorfahren der Streifentenreks zu den Säugetieren, die als erstes auf Madagaskar heimisch waren – sie tappten schon vor über 60 Millionen Jahren über die Insel, lange vor den Vorfahren der Lemuren.

Tatsächlich gibt es zwei Arten von Streifentenreks: Schwarzkopftenreks (Hemicentetes nigriceps ) und Eigentliche Streifentenreks (Hemicentetes semispinosus). Um letztere soll es in diesem Text gehen. Sie werden zwischen 12 und 20 Zentimetern lang, sind ausschließlich an der Ostküste Madagaskars heimisch und so niedlich, dass man vor Entzücken fast jauchzen möchte. Den Tieren selbst liegt Jauchzen jedoch fern – sie zirpen lieber: Durch das Aneinanderreiben von Stacheln erzeugen sie ein Geräusch, mit dem sie mit Artgenossen kommunizieren. Die Technik wird Stridulation genannt und kommt sonst eher bei Insekten vor – Grillen zum Beispiel.

Höhle mit Toilette

Steven Goodman vom Field Museum in Chicago erforscht die Tierwelt in Madagaskar seit 30 Jahren und kennt sich auch mit den gelb gestreiften Freunden bestens aus: „Hemicentetes semispinosus graben Höhlen in den Boden, die jeweils aus einer Kammer bestehen”, erklärt er. „Hier leben sie und bringen ihre Jungen zur Welt.” Vor dem Ausgang wird jeweils eine Toilette gegraben. 

Die Weibchen gebähren in der Regenzeit ein bis elf Babys, die bei der Geburt blind und taub sind. Aufgezogen werden die Babys nicht nur von der Mutter: „Streifentenreks leben in Mehrgenerationenfamilien. Das Männchen, das für die Befruchtung eines Weibchens verantwortlich ist,  bleibt bei der Gruppe. Alle suchen gemeinsam nach Nahrung und verteidigen die Familie vor Raubtieren”, sagt Goodman. Nach spätestens zehn Tagen verlassen die Kleinen zum ersten Mal das Nest – und bereits nach vier bis fünf Wochen werden sie geschlechtsreif. 

Grafische Darstellung in Madagaskar lebender Säugetiere

Die Vorfahren des Eigentlichen Streifentenreks lebten schon vor über 60 Millionen Jahren auf Madagaskar. 

Foto von Studie: The macroevolutionary impact of recent and imminent mammal extinctions on Madagascar

Sieht aus wie ein Igel, ist aber keiner

Wie unsere Igel in Europa haben auch Streifentenreks Stacheln – jedoch nicht so viele. Sie können sich auch nicht zusammenrollen, sondern haben eine andere Verteidigungsstrategie entwickelt: Im Nacken bilden ihre Stacheln eine Art Nackenschild, das zur Verteidigung aufgestellt werden kann. Erschrickt das Gegenüber davon nicht, hüpft der Eigentliche Streifentenrek gegen seinen Feind, um ihn mit seinen Stacheln zu pieksen. Die Stacheln haben Widerhaken und bohren sich in die Haut. Abgeworfene Stacheln wachsen schnell nach.

 

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    Ein Tier mit gelben Streifen, langer Schnauze und Stacheln

    Der Eigentliche Streifentenrek (Hemicentetes semispinosus) ist auf Madagaskar endemisch und sehr anpassungsfähig. Seine Vorfahren lebten schon vor den Lemuren auf der Insel.

    Foto von ArtushFoto/ Adobe Stock

    Aber auch wenn die Tiere stachelig sind: Mit unserem Igel sind sie nicht verwandt. Streifentenreks gehören zur Familie der Tenreks oder Tanreks (Tenrecidae). Die Gruppe umfasst vor allem igel- und spitzmausähnliche Vertreter, die meistens nachtaktiv und Einzelgänger sind. Alle Unterarten kommen nur auf Madagaskar vor.

    Madagaskars einzigartige Tierwelt

    Dass sie einzigartig auf Madagaskar sind, macht sie jedoch nicht insgesamt einzigartig. Tatsächlich wird Madagaskar oft als „Arche Noah des Indischen Ozeans“ bezeichnet, 90 Prozent der dort heimischen Tier- und Pflanzenarten gibt es nirgendwo sonst auf der Welt. Neben Tenreks zum Beispiel Lemuren und viele Chamäleonarten. 

    Für letztere interessiert sich der kleine Tenrek wenig. Seine Fressfeinde sind Fossas und Ringelschwanzmungos (beide ebenfalls endemisch auf Madagaskar). Auf dem Speiseplan des Streifentenreks stehen Wirbellose: Mit seiner spitzen Schnauze durchwühlt er den tropischen Boden nach Würmern und Käferlarven.  

    Und zum Schluss noch die gute Nachricht: Auch wenn auf Madagaskar der Lebensraum für Tiere schrumpft – Eigentliche Streifentenreks gibt es auf der Insel viele, die Art ist aktuell nicht bedroht. „Da die Tiere auch außerhalb natürlicher Waldhabitate, einschließlich städtischer Gebiete, gut zurechtkommen, sollte es ihnen auch mit von Menschen verursachten Belastungen gut gehen”, sagt Goodman.

    Ein zusammengerollter Igel in der Hand einer Tierschützerin.
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