Giftiger Kugelfisch breitet sich in der Adria aus

Der tropische Hasenkopf-Kugelfisch erobert das beliebte Urlaubsgewässer. Welche Gefahren die Fische für Badegäste und Umwelt bergen.

Von Insa Germerott
Veröffentlicht am 11. Apr. 2025, 08:40 MESZ
Hasenkopf-Kugelfisch

Wer dem invasiven und hochgiftigen Hasenkopf-Kugelfisch begegnet, sollte schnell das Weite suchen. Man erkennt ihn an seiner langgezogenen Schnauze und einem silbernen Streifen, der über den gesamten Bauch verläuft. 

Foto von Rickard Zerpe / Wikimedia Commons

Er sieht niedlich aus, ist aber hochgiftig: Der Hasenkopf-Kugelfisch (Lagocephalus sceleratus) stammt eigentlich aus dem Indopazifik, breitet sich aber seit Jahrzehnten im Mittelmeer aus – seit 2012 auch im beliebten Urlaubsgebiet entlang der Adria. Sein Biss löst schwere Verletzungen aus, sein Verzehr ist potenziell tödlich. 

Ein Fund in Nordkroatien sorgt nun erneut für Besorgnis: Forschende der Juraj Dobrila University of Pula berichten über den bislang nördlichsten Nachweis der Art an der Riviera von Medulin. Dort wurde bereits im Mai 2024 ein etwa 52 Zentimeter großes Kugelfisch-Männchen gefangen. In ihrer Studie, die in der Zeitschrift Acta Ichthyologica et Piscatoria erschienen ist, beschreiben die Forschenden die Entdeckung als alarmierend – nicht nur für Badegäste, sondern auch für die Fischerei und die marine Biodiversität.

Karte mit der Ausbreitung des Kugelfisches im Adriatischen Meer.

Der Fund vor Kroatien ist bereits das vierte bestätigte Exemplar eines Hasenkopf-Kugelfisches im Adriatischen Meer. 2019 wurde ein Tier der invasiven Art auch im Ionischen Meer vor Albanien gefangen.

Foto von Iveša et al.

Giftfisch kommt fast in der gesamten Adria vor

Die Ausbreitung des Hasenkopf-Kugelfischs begann 2003, als er aus dem Roten Meer über den Suezkanal ins Mittelmeer gelangte. Der erste Fund wurde vor der ägäischen Küste der Türkei dokumentiert. Seitdem verbreitet sich L. sceleratus rasant im gesamten Mittelmeerraum – begünstigt durch steigende Wassertemperaturen infolge des Klimawandels.

Risiken für Mensch und Umwelt

Die Gefahren der Ausbreitung sind vielfältig: Zum einen hat L. sceleratus einen kräftigen Biss und kann Menschen damit schwer verletzen. Im Jahr 2019 musste einem Kind nach dem Biss des Kugelfisches in der Türkei ein Teil seines Fingers amputiert werden. Lebensgefährlich wird es beim Verzehr des Tieres: Sein Fleisch und seine Organe enthalten das starke Nervengift Tetrodotoxin, das innerhalb von sechs bis 24 Stunden zum Tod durch Atemlähmung führen kann. 

Auch wirtschaftlich stellt der Eindringling ein wachsendes Problem dar. In der Fischerei zerstört L. sceleratus mit seinen Bissen Netze und sogar Metallhaken. Durch seine Größe von bis zu einem Meter nimmt er zudem Platz in den Netzen ein, den sonst genießbare Arten belegen könnten. In manchen Regionen des Mittelmeers macht der Giftfisch bereits einen bedeutenden Anteil der Fänge aus – ein großer Nachteil für kleinere Fischereibetriebe, die den Giftfisch nicht verwerten können.

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    Außerdem gefährdet der Kugelfisch das ökologische Gleichgewicht. Laut einer Mageninhaltsanalyse im Rahmen der aktuellen Studie ernährt sich das Tier von Muscheln, Schnecken und Seeigeln – und könnte so die Nahrungsressourcen anderer Arten stark dezimieren.

    Maßnahmen gegen die hartnäckige Invasion

    „Die Präsenz von Lagocephalus sceleratus in der nördlichen Adria ist ein deutliches Warnsignal“, erklärt Dr. Neven Iveša, Mitautor der Studie. Das Forschungsteam empfiehlt gezielte Maßnahmen zur Eindämmung des Kugelfisches: Schulungen für den sicheren Umgang mit dem Tier, systematische Entnahmen und wissenschaftliche Forschung zu den ökologischen Auswirkungen. Bereits jetzt werden lokale Fischer*innen aufgerufen, Funde bei den kroatischen Behörden zu melden, damit die weitere Ausbreitung der invasiven Art möglichst schnell eingedämmt werden kann.

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