„Game of Thrones“-Schauspieler warnt vor Folgen des Klimawandels

Schauspieler und UN-Entwicklungsprogramm-Botschafter Nikolaj Coster-Waldau berichtet von den Fronten der globalen Erwärmung in Grönland und den Malediven.

Von Nikolaj Coster-Waldau
Veröffentlicht am 7. Nov. 2017, 17:36 MEZ
Eis im Wasser
Walrosse und andere Bewohner der Arktis könnten durch die steigenden Temperaturen bedroht sein. Aber die Auswirkungen des Klimawandels erstrecken sich über den gesamten Planeten.
Foto von Paul Nicklen, National Geographic Creative

Das Schwierige am Klimawandel – und daran, ihn zu erklären – ist, dass er schwer zu sehen ist. Es ist schwer, die steigenden Temperaturen zu spüren, wenn der Anstieg bloß ein oder zwei Zehntel eines Grades pro Jahr ausmacht. Aber diese Zehntel summieren sich. In diesem Jahr habe ich zwei abgelegene Orte auf der Welt besucht, an denen die Auswirkungen des Klimawandels einfach mit dem bloßen Auge zu erkennen sind und sich auf unheimliche Weise ähneln.

Auf den ersten Blick denkt man vielleicht nicht, dass der gewaltige und imposante Grönländische Eisschild irgendetwas mit den weichen Sandstränden der Malediven gemein hat. Ich habe das definitiv nicht gedacht. Aber als ich im letzten Monat als Botschafter des guten Willens für das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen auf die Malediven reiste, war ich überrascht, wie vertraut mir die Herausforderungen schienen, vor denen die Inselnation und ihre Einwohner standen. Wieder und wieder fühlte ich mich an das Heimatland meiner Frau erinnert, an Grönland, wo ich in diesem Jahr Dreharbeiten für ein Projekt zum Klimawandel mit Google Maps durchführte.

Sowohl die Malediven als auch Grönland bestehen aus zahlreichen Inseln, haben eine weit über das Land verteilte Bevölkerung und sehen sich schon bei grundlegenden Dienstleistungen wie der Müllentsorgung infrastrukturellen Herausforderungen gegenüber. Die Einwohner des Landes leben in Dörfern, die über die Inseln verstreut sind, und sind für ihren Lebensunterhalt und ihre Ernährung größtenteils auf die Fischerei angewiesen.

Mit den steigenden Temperaturen schmilzt das prachtvolle Eis Grönlands mit zunehmender Geschwindigkeit, während der steigende Meeresspiegel und die häufigeren Sturmfluten die bildschönen Strände der Malediven abtragen. Der Klimawandel droht nicht nur, jene Merkmale dieser zwei Orte zu zerstören, die sie so einzigartig und schön machen. Er hat auch einen direkten Einfluss auf die lokale Wirtschaft und Lebensweise.

Der schmelzende Grönländische Eisschild schüttet jedes Jahr 300 Milliarden Tonnen Eis ins Meer. Das schädigt die Küstenökosysteme, lokale Nahrungsquellen sowie die Wasserversorgung und leistet einen erheblichen Beitrag zum Anstieg des Meeresspiegels. Außerdem hat die sich verändernde Struktur des Meereises die Lebensweise der Einheimischen, die auf Jagd und Fischerei basiert und die Bevölkerung jahrhundertelang ernährt hat, dramatisch durcheinandergebracht.

Derweil trägt die steigende Temperatur des Meeres in den Malediven zum Ausbleichen von Korallen bei, was ebenfalls negative Folgen für das Meeresökosystem und die Fischereistrukturen hat. Der steigende Meeresspiegel und die zunehmenden Sturmfluten und Gezeitenwellen zerstören die Lebensgrundlage der Menschen und verunreinigen Trinkwasserreserven. Mehr als 80 Prozent der bewohnten Inseln sind von gravierender Stranderosion betroffen. Das erhöht wiederum das Risiko von Überschwemmungen und engt die Möglichkeiten und den Raum für lokale Industrien wie Bootsbau und Landwirtschaft ein.

Bei meinem Besuch auf den Malediven reiste ich nach Maabaidhoo Island, das extrem anfällig für starke Erosion, Hochwasser und Sturmfluten ist, besonders während des Südwest-Monsuns. Dort habe ich Muna getroffen, eine einheimische Frau, die mit der Chilizucht anfing, um das Einkommen ihres Haushalts aufzustocken. Sowohl sie als auch ihr Mann gehen arbeiten, aber verdienen nicht genug, um über die Runden zu kommen. Sie setzten auf ihre kleine Chili-Plantage als kostbare Einkommensquelle.

Durch Erosion und Landknappheit auf ihrer Insel war Munas Grundstück nah am Meer. Eine Woche vor der Ernte kam dieses Jahr Ende August das Hochwasser. Trotz der sorgfältig errichteten Blechzäune und eines Schutznetzes wurde ihre Ernte völlig vernichtet. Noch schlimmer: Muna hätte die Chilis retten können, wenn sie das Salz mit Trinkwasser abgespült hätte. Aber das einzig verfügbare Wasser war extrem verunreinigtes, salziges Grundwasser. So verlor sie ihre Investition und Monate der harten Arbeit waren umsonst.

Durch ihre Nähe zur Küste sind alle Einwohner der Malediven äußerst anfällig für extreme Wetterereignisse, die Erwartungen zufolge in Zukunft häufiger auftreten und intensiver sein werden. Die Unbeständigkeit und Unvorhersehbarkeit eines sich verändernden Klimas drohen, auch global die Häufigkeit und Schwere von Naturkatastrophen zu steigern. Wir haben das schon bei Hurrikan Irma, den Überschwemmungen in Bangladesch und bei Erdrutschen, Stürmen und Dürren auf der ganzen Welt gesehen.

Während sich vom 6. bis 17. November die Regierungen der Welt zur UN-Klimakonferenz in Bonn treffen, müssen wir sicherstellen, dass der Schutz jener Bevölkerungen, die den größten Bedrohungen gegenüberstehen, ganz oben auf der Tagesordnung steht. Die globale Gemeinschaft muss anfällige Länder und besonders Inselnationen unterstützen.

Wir müssen in bewährte, nachhaltige Lösungen für die Anpassung an das Klima und die Schadensminderung investieren. Als ich auf den Malediven die Initiativen des UN-Entwicklungsprogramms besucht habe, habe ich selbst gesehen, was für große Auswirkungen kleine Schritte haben können. Dazu zählten beispielsweise die Erweiterung der Kapazität für kommunale Regentonnen, die Einführung smarter Bewässerungssysteme, die Wiederherstellung der Küstenlinien und die Unterstützung des Korallenwachstums.

Überall benötigen Gemeinden Unterstützung, um dem Klimawandel entgegenzutreten. Klimaschutzmaßnahmen sind ein Schlüsselteil des Puzzles, ohne das wir die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung nicht erreichen können. Das Übereinkommen von Paris hat dargelegt, was getan werden muss. Jetzt liegt es an den Ländern, Städten, Gemeinden und einzelnen Personen.

Ob man nun auf den Malediven, in Grönland, den USA oder irgendwo anders auf der Welt lebt: Der Klimawandel bedroht jede einzelne Person auf diesem Planeten. Eine noch größere Bedrohung ist aber die Untätigkeit. Nichts zu tun, wird katastrophale Folgen haben.

Wenn man stattdessen etwas unternimmt und innovative, nachhaltige Lösungen anstrebt, kann man sowohl die Bedrohung bekämpfen als auch eine bessere, sauberere und sicherere Zukunft für uns alle gestalten. Das Potenzial, das wir haben, kann man gar nicht überschätzen. Zusammen können wir die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung erreichen.

Wir können die Gefahren des Klimawandels bewältigen. Aber dazu müssen alle mithelfen.

Nikolaj Coster-Waldau ist ein dänischer Schauspieler, Produzent und Drehbuchautor, der am besten für seine Rolle als „Jamie Lannister“ in der HBO-Serie „Game of Thrones“ bekannt ist. Coster-Waldau ist außerdem ein Botschafter des guten Willens für das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen und tritt in seiner Position für humanitäre Belange ein. Er hat besonderes Interesse an Themen rund um den Klimawandel.

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